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Schützen niedrige LDL-Cholesterinwerte vor Demenz?

Dass LDL-Cholesterin schlecht fürs Herz ist, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Doch wie viel davon im Körper zirkuliert, wirkt sich auch auf die geistigen Kapazitäten aus, haben nun Forscher ermittelt. Was ist das optimale Level gegen Demenz?

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Eine Blutentnahmeröhrchen mit der Beschriftung: LDL Test

© angelo / Getty Images

LDL-Cholesterin hat den Ruf, „schlechtes“ Cholesterin zu sein. Schwimmt zu viel davon im Blut, kann es sich an den Gefäßen ablagern und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wahrscheinlicher machen. Das Level des LDL-Cholesterins beeinflusst aber auch das Demenzrisiko, allerdings nur in einem bestimmten Rahmen. Das fanden nun südkoreanische Forschende in einer Studie heraus, die Anfang 2025 im Journal of Neurology Neurosurgery & Psychiatry erschien.

So gingen die Wissenschaftler vor

Für die Studie wertete das Forscherteam Daten aus elf Krankenhäusern aus. Eingeschlossen wurden in die Untersuchung ambulante Patienten über 18 Jahre, die keine Demenzdiagnose hatten. Nachdem ihr LDL-Cholesterin gemessen worden war, wurden sie 180 Tage lang nachbeobachtet.

Die Forschenden identifizierten 379.006 Patienten mit einem LDL-Cholesterinwert von über 130 mg/dl und 192.213 mit einem LDL-Wert von weniger als 70 mg/dl. Das Demenzrisiko der Patienten mit hohen Werten wurde dann mit dem der Patienten mit niedrigem LDL-Cholesterin verglichen.

Dafür nutzten die Wissenschaftler das Propensity Score Matching – eine Form der Paarung, um Kausaleffekte, also Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung, in Beobachtungsstudien wie dieser, einzuschätzen. Anschließend analysierten die Forschenden den Zusammenhang zwischen 

  • LDL-Cholesterinstand und Demenzrisiko
  • LDL-Cholesterinstand und Demenzrisiko bei Statinanwendern
  • Statinanwendung und Demenzrisiko in Abhängigkeit der verschiedenen LDL-Cholesterin-Kategorien

Welche Cholesterinwerte sind normal?

Bei gesunden Cholesterinwerten kommt es nicht nur auf die Gesamtmenge des Cholesterins im Blut an. Auch die Zusammensetzung aus HDL- und LDL-Cholesterin spielt eine Rolle. 

Soll heißen: Wünschenswert ist ein möglichst hoher HDL- und ein möglichst niedriger LDL-Wert. Denn zu viel LDL im Blut kann sich an den Gefäßwänden ablagern, wodurch sich diese verengen und verhärten und dadurch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall steigt. Das HDL-Cholesterin hingegen „sammelt“ überschüssiges Cholesterin aus dem Blut und schleust es zur Weiterverarbeitung zur Leber.

Welche Cholesterinwerte konkret „gesund“ sind, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab wie Geschlecht, Vorerkrankungen oder ob die Person raucht. Laut Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Dyslipidämien“ (Stand: 2019) gelten jedoch für Menschen ohne Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein Gesamtcholesterinwert von unter 155 mg/dl und ein LDL-Cholesterinwert von weniger als 116 mg/dl als „niedriges Risiko“. In der Regel, so schreibt die Stiftung Gesundheitswissen, beträgt der Anteil des LDL-Cholesterins etwa 60 bis 70 Prozent und der Anteil des HDL-Cholesterins etwa 20 bis 30 Prozent des Gesamtcholesterins im Blut.

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Was sind die Ergebnisse der Studie?

Ein LDL-Cholesterinspiegel unter 70 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) reduziert das Risiko für Alzheimer (die häufigste Demenzerkrankung) signifikant.

Die Studie zeigt auch: Bekamen die Patienten Statine, um die Cholesterinwerte zu senken, erhöhte sich die Schutzwirkung gegen Demenz weiter. Dies war allerdings ein Nebeneffekt. Die Statine – das sind Medikamente, die den Fettstoffwechsel beeinflussen – kamen nicht als Demenztherapie zum Einsatz.

Zu niedrig darf der Spiegel des LDL-Cholesterins aber wohl auch nicht sein. Bei Werten unter 30 mg/dl konnten die Forschenden keine Risikominderung mehr feststellen.

Was ist der Unterschied zwischen Demenz und Alzheimer-Demenz?

Demenz ist der Überbegriff für ein Nachlassen der geistigen Fähigkeiten, das schwerwiegend genug ist, um eine Person im Alltag einzuschränken. Die mit rund 65 Prozent, also zwei Dritteln, häufigste Form der Demenz ist Alzheimer. Dieser entwickelt sich langsam mit Symptomen wie 

  • Vergesslichkeit
  • Schwierigkeiten bei der Informationsverarbeitung
  • Wortfindungsstörungen und Sprachproblemen
  • Orientierungsschwierigkeiten
  • Probleme beim Bewältigen von Alltagstätigkeiten
  • Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen

Was ergibt sich aus den Erkenntnissen für die Praxis?

Die Ergebnisse der Studie belegen, dass es als Teil der Demenzprävention wichtig ist, gezielt das LDL-Cholesterin zu kontrollieren. Eine Statintherapie kann in einem gewissen Rahmen der LDL-Werte den schützenden Effekt gegenüber Demenz verstärken. 

Allerdings sind Statine nicht zur gezielten Demenzprävention gedacht. Dass sie anscheinend helfen, die kognitiven Fähigkeiten zu erhalten, ist ein Nebeneffekt der Regulierung von LDL-Cholesterin. 

Liegt dieses zwischen 70 mg/dl und 30 mg/dl reduziert sich die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken, bei einem niedrigeren Level zeigte sich kein Effekt auf die Gedächtnisleistung. 

Ärzte sollten also, so schreibt das Autorenteam der Studie, gegenüber ihren Patienten die Wichtigkeit solch gezielter Maßnahmen sowie deren erwartbaren Effekt ansprechen. Künftige Forschung in diesem Bereich könne darauf ausgerichtet sein, die LDL-Schwellen zu verfeinern und die Mechanismen zu erkunden, wie Fettstoffwechsel und Abbau der kognitiven Fähigkeiten zusammenhängen.

Quellen
  • Lee, M et al.: Low-density lipoprotein cholesterol levels and risk of incident dementia: a distributed network analysis using common data models; Journal of Neurology, Neurosurgery & Psychiatry; 2025; DOI: 0.1136/jnnp-2024-334708
  • Pocket-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Dyslipidämien (European Society of Cardiology (ESC) und Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK)); Stand: 2019
  • Online-Informationen Stiftung Gesundheitswesen: www.stiftung-gesundheitswesen.de; Abruf: 08.04.2025
  • Online-Informationen Alzheimer’s Association: www.alz.org; Abruf: 08.04.2025
  • Online-Informationen Alzheimer Forschung Initiative e.V.: www.alzheimer-forschung.de; Abruf: 08.04.2025
  • Online-Informationen Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE): www.dzne.de; Abruf: 08.04.2025
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