Kinderwunsch: Wie finde ich eine Klinik in der Nähe?
Wer sich sehnlichst ein Kind wünscht, fiebert jeden Monat darauf hin, ob der Schwangerschaftstest positiv ist. Klappt es nicht so schnell wie erhofft, ist die Verzweiflung nach einigen Zyklen groß. Tatsächlich ist es aber gar nicht ungewöhnlich, wenn das Schwangerwerden erst nach mehreren Monaten oder einem Jahr engagierten Versuchens glückt. Schließlich ist eine Empfängnis nur an wenigen Tagen im Monat möglich – und die Fruchtbarkeit nimmt bei Frauen wie Männern mit dem Alter ab.
Auch Umweltfaktoren, die Art, wie gesund wir leben und andere Aspekte beeinflussen die Fruchtbarkeit. Besonders Paaren über 35 Jahren raten Experten deshalb schon nach sechs Monaten, in denen es mit der Schwangerschaft nicht geklappt hat, dazu, sich einem Arzt anzuvertrauen, um mögliche Ursachen frühzeitig zu erkennen und keine Zeit zu verlieren. Das gilt auch, wenn eine Frau Zyklusstörungen hat.
Die Diagnose Unfruchtbarkeit (Ärzte bezeichnen sie als Sterilität) ist für viele ein Schock. Aber es gibt Behandlungsmöglichkeiten. Hoffnung schenkt vielen Paaren die Möglichkeit einer künstlichen Befruchtung, die in einem Kinderwunschzentrum oder einer Kinderwunschklinik bzw. -praxis durchgeführt wird. Hier schauen Reproduktionsmediziner nach der Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch und können dann eine maßgeschneiderte Kinderwunschbehandlung mit dem Paar/der Frau planen. Die Frage ist: Wie finde ich eine passende Kinderwunschklinik?
Um die individuell optimale Klinik zu finden, können Sie auf einiges achten:
- Was sind die Voraussetzungen der Klinik bzw. des Kinderwunschzentrums an die Patienten?
- Ist die Klinik in der Nähe? Sie werden häufig Termine wahrnehmen – und das eventuell für eine längere Zeit. Da ist ein weit entfernter Standort eher unpraktisch.
- Idealerweise fühlen sich Kinderwunsch-Paare wohl in der Praxis/Klinik bzw. im Kinderwunschzentrum. Oft gibt es die Möglichkeit, sich etwa bei einem Tag der offenen Tür ein genaueres Bild zu machen: Wie sind die Räumlichkeiten? Und noch wichtiger: Wie ist das Team, wie gehen alle miteinander um?
- Welche Behandlungen bietet die Praxis/Klinik bzw. das Kinderwunschzentrum an? Auf welche neuen und bewährten Technologien setzt das Team – und warum? Fragen Sie ruhig ganz genau nach. Achten Sie auch darauf, wie Sie die Beratung und Aufklärung empfinden.
- Gibt es optional eine psychologische Betreuung? Eine Kinderwunschbehandlung kann sehr belastend sein. Zu Beginn unterschätzen das viele.
- Welche Kosten kommen auf Sie zu? Lassen Sie sich diese komplett aufschlüsseln. Viele Praxen/Kliniken und Kinderwunschzentren unterstützen Sie auch dabei, die (Teil-)Kostenübernahme bei den Krankenkassen und mögliche Zuschüsse zu beantragen.
- Welche Erfolgsrate hat die Praxis/Klinik bzw. das Kinderwunschzentrum? Hier ist es wichtig darauf zu achten, bis zu welchem Alter Patientinnen angenommen werden – da die Erfolgswahrscheinlichkeit mit zunehmendem Alter generell abnimmt.
Kinderwunsch: Behandlung
Viele Paare fragen sich: Gibt es eine Altersgrenze für eine Kinderwunschbehandlung? Tatsächlich tragen die Krankenkassen einen Teil der Kosten in der Regel nur für Frauen, die nicht jünger als 25 und nicht älter als 40 Jahre alt sind. Der Mann muss zwischen 25 und 50 Jahre alt sein. Allerdings weiten manche Kassen die Obergrenze auf, wenn die künstliche Befruchtung Erfolg verspricht. Es kommt auf den Einzelfall an.
Trotzdem ist es ein Fakt, dass die Fruchtbarkeit bei Frauen ab 35 Jahren kontinuierlich abnimmt. Ab 45 Jahren ist eine Kinderwunschbehandlung im Allgemeinen nur noch selten erfolgreich. Auch beim Mann verschlechtert sich die Qualität der Spermien ab dem 40. Lebensjahr, außerdem nehmen Erektionsstörungen zu. Sieht man sich die Durchschnittswerte im deutschen IVF-Register 2020 an, wurden im Jahr 2019 38,8 Prozent der Frauen mit 35 Jahren durch eine Kinderwunschbehandlung (IVF/ICSI) schwanger, die Geburtenrate lag bei 30 Prozent. Ab 40 Jahren sank die Schwangerschaftsrate auf 18,9 Prozent, die Geburtenrate lag nur noch bei 10,6 Prozent pro Embryotransfer.Ärzte können dennoch Hoffnung machen: Je mehr Versuche eine Patientin durchführt, desto höher sind die Erfolgsraten: Bei den Frauen unter 35 Jahren sind nach vier oder mehr Kinderwunschbehandlungen rund 70 bis 80 Prozent schwanger, bei den Frauen über 40 Jahren sind es in der Auswertung des IVF-Registers 34,8 Prozent.
Kinderwunsch: Es gibt verschiedene Methoden, beim Schwangerwerden nachzuhelfen
Inzwischen stehen einige Therapie-Möglichkeiten zur Verfügung, die dabei helfen können, einem Kinderwunsch trotz Schwierigkeiten zur Erfüllung zur verhelfen. Eine Garantie dafür, ein Baby zur Welt zu bringen, kann jedoch kein Kinderwunschexperte geben. Wichtig ist, die Ursachen für den unerfüllten Kinderwunsch zu ergründen, um eine maßgeschneiderte Behandlung planen zu können.
Kinderwunsch: Was kostet eine Behandlung?
Die Kosten einer Kinderwunschbehandlung hängen vom Kinderwunschzentrum, der Krankenversicherung und der jeweiligen Kinderwunschtherapie ab. Paare müssen pro Zyklus mit Kosten ab 2.000 Euro (Selbstzahler sogar deutlich mehr) für eine In-vitro-Fertilisation (IVF), also eine Befruchtung im Reagenzglas oder eine Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI), bei der ein Mediziner mit Hilfe einer Pipette nur ein einziges Spermium ins Zellinnere einer zuvor entnommenen Eizelle injiziert, rechnen. Die Untersuchungskosten zur Abklärung eines unerfüllten Kinderwunsches tragen im Allgemeinen die Krankenkassen.
Die Kosten für die künstliche Befruchtung übernehmen die Krankenkassen zu mindestens 50 Prozent für bis zu drei IVF-Behandlungszyklen. Allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen. Dazu zählen:
- Das Paar muss verheiratet sein.
- Die Frau darf nicht jünger als 25 und nicht älter als 40 Jahre sein.
- Der Mann muss zwischen 25 und 50 Jahre alt sein.
- Es dürfen nur Ei- und Samenzellen des Kinderwunsch-Paares selbst genutzt werden.
- Vor Beginn der Behandlung muss die Krankenkasse den individuellen IVF-Behandlungsplan genehmigen.
- Es muss eine Beratung beim überweisenden (Fach-)Arzt erfolgen.
- Beide Partner legen einen aktuellen HIV-, Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Test vor, um die Behandlung, wenn individuell möglich, entsprechend planen zu können.
- Im Falle einer ICSI braucht der Mann zwei aktuelle Spermiogramme und eine andrologische Untersuchung von einem Spezialisten für männliche Fruchtbarkeit.
- Und natürlich muss die Behandlung Aussicht auf Erfolg haben.
Es macht jedoch Sinn, im Vorfeld der IVF/ICSI-Kinderwunschbehandlung nachzufragen, welche Privatkosten letztlich definitiv auf das Kinderwunsch-Paar zukommen: Denn die Kostenübernahme-Regelungen sind je nach Bundesland und Krankenkasse unterschiedlich – und manche Krankenkassen tragen in bestimmten Fällen bis zu 100 Prozent der Kosten. Zudem können Kinderwunsch-Paare einen Antrag auf finanzielle Unterstützung durch Bund und Land stellen. Ob Sie die Bedingungen für eine Finanz-Hilfe erfüllen, können Sie auf www.informationsportal-kinderwunsch.de prüfen.
Damit Kinderwunsch-Paare ihre Möglichkeiten bestmöglich ausschöpfen können, beraten die meisten Kinderwunschzentren zum Thema Kostenübernahme der IVF und helfen bei der Antragstellung.
Tipps: So erhöhen Sie die Chance auf eine Schwangerschaft (Unser Podcast für ein gutes Körpergefühl – Folge #14)
Zu Gast im Podcast:
Bestseller-Autorin und Hebamme Kareen Dannhauer, In ihrem Buch "Schwanger werden – Der ganzheitliche Weg zum Wunschkind" beschreibt Kareen Dannhauer, wie Frauen und Männer eigeninitiativ ihre Chancen auf das Elternwerden verbessern können.Mehr zur Folge
Die Kinderwunschzeit ist für viele Paare eine ganz besondere. Sie kann aber auch zur Nervenprobe werden, wenn es nicht so recht klappen will.
Zwischen entspanntem Sex zu Hause und Fertilisationstherapien gibt es oft nicht viel Raum. Dabei können Paare ihre Chancen, schwanger zu werden, durchaus steigern, sagt Bestseller-Autorin und Hebamme Kareen Dannhauer. Sie hat ein Buch darüber geschrieben, wie Frauen und Männer eigeninitiativ ihre Chancen auf das Elternwerden verbessern können, und gibt in unserer Folge dazu hilfreiche Tipps. Einer vorab: Viel hilft viel, habt den Sex eures Lebens!
Unerfüllter Kinderwunsch: Welche Ursachen gibt es?
Als ungewollt kinderlos gelten Paare, die innerhalb eines Jahres kein Kind zeugen konnten, obwohl sie mindestens zwei Mal pro Woche ungeschützt Sex hatten. Warum es mit dem Schwangerwerden nicht klappt? Dafür gibt eine Fülle an Gründen.
Die Ursachen für den unerfüllten Kinderwunsch liegen bei beiden Geschlechtern zu etwa gleichen Anteilen. In rund zehn Prozent der Fälle finden die Ärzte trotz diverser Untersuchungen keine Erklärung für die Unfruchtbarkeit.
Folgende Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch betreffen beide Geschlechter:
- Kinderwunsch und Alter: Je älter ein Mann oder eine Frau sind, desto schwieriger wird es, ein Baby zu bekommen. Die Wahrscheinlichkeit auf natürlichem Weg oder durch künstliche Befruchtung schwanger zu werden, sinkt mit zunehmendem Alter. Am fruchtbarsten sind Frauen zwischen 20 und 25 Jahren. Schon ab 35 Jahren nimmt die Fruchtbarkeit kontinuierlich ab. Bei Männern lässt ab etwa 40 Jahren die Spermienqualität nach.
- Kinderwunsch und Erkrankungen: Mitunter stellen sich Infektionen (zum Beispiel mit Chlamydien – das ist eine der häufigsten Geschlechtskrankheiten in Deutschland), (Erb-)Krankheiten, Verwachsungen von Organen im Bauchraum, die normalerweise nicht miteinander verbunden sind – etwa infolge einer OP – oder (angeborene) Fehlbildungen als Ursache für eine Sterilität (Unfruchtbarkeit) heraus.
- Alkohol, Drogen, Nikotin und Umweltgifte (z.B. Pestizide) schädigen den Organismus auf vielfältige Weise und beeinträchtigen so die Fruchtbarkeit bei beiden Geschlechtern.
- Kinderwunsch und Gewicht: Wiegt eine Frau deutlich zu wenig, was in der Regel bei einem Body Mass Index (BMI) unter 18,5 der Fall ist, können sich Zyklusstörungen einstellen oder der Zyklus und der Eisprung setzen sogar ganz aus. Beim Mann wirkt sich ein zu geringes Körpergewicht negativ auf die Samenproduktion und die Spermienqualität aus. Doch auch starkes Übergewicht erschwert es ein Kind zu zeugen bzw. schwanger zu werden – es schränkt die Fruchtbarkeit ein.
- Arzneimittel wie Medikamente gegen Bluthochdruck oder Epilepsie sowie Antidepressiva können eine (Mit-)Ursache dafür sein, dass ein Kinderwunsch unerfüllt bleibt. Etwa, weil Wirkstoffe im Medikament bei Frauen den Eisprung erschweren, oder bei Männern die Spermienzahl und -qualität beeinträchtigen können.
- Kinderwunsch und extremer Leistungssport: Sport fördert die Gesundheit und damit die Fruchtbarkeit, ein dauerhaft extrem intensives Training im Leistungssport kann jedoch zu einer geringeren Spermienproduktion und Zyklus-/Hormonstörungen führen.
- Kinderwunsch und Psyche: Seelische Probleme können einer Schwangerschaft (mitunter auch unbewusst) entgegenwirken. Hier kann ein Teufelskreis entstehen: Denn bei einem intensiven Kinderwunsch ist irgendwann jeder Zyklus eine Belastung. Wird die aufkeimende Hoffnung auf eine Schwangerschaft immer wieder zerstört, schmerzt das extrem – und der Erfolgsdruck steigt noch weiter an. Deshalb kann es sinnvoll sein, sich professionelle Unterstützung durch einen Psychologen zu holen.
Kinderwunsch und Hormonstörungen Typisch sind hier neben Sexualhormonstörungen und einem aus der Balance geratenen Insulinstoffwechsel insbesondere Schilddrüsenfunktionsstörungen.
Unerfüllter Kinderwunsch: Welche Ursachen gibt es bei der Frau?
Was hat der Kinderwunsch mit der Schilddrüse zu tun?
Die kleine Hormondrüse am Kehlkopf beeinflusst mit ihren Botenstoffen unseren Stoffwechsel, das Nerven- sowie das Herz-Kreislaufsystem und neben unserer Lust auf Sex auch die Fruchtbarkeit.
Um herauszufinden, ob eine Schilddrüsenfunktionsstörung schuld am unerfüllten Kinderwunsch sein könnte, sollte die Patientin einen Bluttest beim Hausarzt oder Gynäkologen durchführen lassen. Dabei steht die Konzentration des Thyreoidea-stimulierenden Hormons (TSH) im Fokus. Ein erhöhter TSH-Wert weist auf eine Unterfunktion der Schilddrüse hin, wodurch der Stoffwechsel auf Sparflamme läuft und das Schwangerwerden erschwert. Studien zeigen: Ein niedriger TSH-Wert unter 2,5 Milli-Einheiten pro Liter erhöht die Chance auf eine Schwangerschaft. Liegen die Werte bei bestehendem Kinderwunsch zu hoch und die Frau hat eine Unterfunktion, helfen Levothyroxin-Tabletten, die das fehlende Schilddrüsenhormon ersetzen. Umgekehrt kann auch eine Schilddrüsen-Überfunktion – und damit ein beschleunigter Stoffwechsel – der Entstehung einer Schwangerschaft entgegenwirken und die Wahrscheinlichkeit von Fehlgeburten erhöhen. Bei Frauen mit der Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis kann es in Sachen Kinderwunsch ebenfalls komplizierter werden. Die unbehandelt dauerhafte Unterfunktion und Entzündung der Schilddrüse kann die Fruchtbarkeit einschränken. Schwangere Frauen mit Hashimoto haben zudem ein erhöhtes Risiko, ihr Kind durch eine Fehlgeburt zu verlieren. Am besten lassen sich Hashimoto-Patientinnen mit Kinderwunsch von ihrem Gynäkologen und Endokrinologen beraten. Auch hier muss der Arzt den TSH-Wert kontrollieren und bei Bedarf die Hormondosis anpassen.Die Schilddrüse ist also auf jeden Fall ein Organ, das bei einem unerfüllten Kinderwunsch Beachtung verdient.
PCOS als Grund nicht schwanger zu werden
Wie Endometriose dem Kinderwunsch entgegensteht
Bei einer Endometriose siedeln sich gutartige Wucherungen im Bauchraum an, die der Gebärmutterschleimhaut ähneln. Innerhalb des Zyklus reagieren sie genauso wie die normale Gebärmutterschleimhaut. Wird eine Frau mit Endometriose trotz regelmäßigem Sex nicht schwanger, sollte ein Arzt abklären, ob ihre Eileiter frei durchgängig sind oder sich behandlungsbedürftige Endometrioseherde gebildet haben.
Hinweise auf eine Endometriose sind starke Schmerzen – Bauchkrämpfe vor und während der Regelblutung, anhaltende Unterbauchschmerzen, Schmerzen beim Sex, sowie Müdigkeit und Erschöpfung. Eine Bauchspiegelung bringt Klarheit. Dabei kann der Arzt auch Herde entfernen und so bessere Voraussetzungen dafür schaffen, dass sich der Kinderwunsch erfüllt.Myome als Ursache für einen unerfüllten Kinderwunsch
Polypen als Ursache für einen unerfüllten Kinderwunsch:
Auch Polypen können schuld daran sein, wenn der Schwangerschaftstest einfach nicht positiv wird. Diese gutartigen Schleimhautwucherungen in der Gebärmutter können verhindern, dass sich ein Embryo einnistet und erhöhen das Risiko für Fehlgeburten. Polypen kann der Gynäkologe im Ultraschall diagnostizieren und in einem minimalintensiven Eingriff entfernen.
Unerfüllter Kinderwunsch: Welche Ursachen gibt es beim Mann
Genauso oft wie bei Frauen, finden Experten bei Männern Ursachen dafür, warum sich der Kinderwunsch nicht erfüllt. Auch beim Mann liegt es mitunter an Hormonstörungen – zum Beispiel der Schilddrüse oder der Hirnanhangdrüse. Kommt es zum Hormonungleichgewicht, kann das die Spermienproduktion einschränken.
Die häufigste Problematik beim Mann ist, dass nicht genügend intakte und gut bewegliche Spermien produziert werden (das zeigt ein Spermiogramm, eine Analyse des Ejakulats). Grund für eine eingeschränkte männliche Zeugungsfähigkeit kann außerdem ein gestörter Spermientransport sein. Als Ursachen für den unerfüllten Kinderwunsch kommen ein Hodenhochstand im Kleinkindalter, eine frühere Infektion mit Mumps oder Chlamydien, eine Krampfader am Hodensack, aber auch genetische Ursachen, ein ungesunder Lebensstil oder Medikamente infrage. Erektionsstörungen aufgrund von organischen oder psychischen Ursachen können ebenfalls ein Problem in Sachen Kinderwunsch sein.Kinderwunsch nach Vasektomie:
Die Durchgängigkeit der Spermien prüft der Operateur gleich während des Eingriffs. Drei Monate danach erfolgt eine Samenanalyse, um die Sterilität nachzuweisen. Die Refertilisation ist meist erfolgreich (zu ca. 85 Prozent), so dass der betreffende Mann wieder auf natürlichem Weg Kinder zeugen kann. Die Kosten für die Voruntersuchungen und die OP trägt die Krankenkasse allerdings in der Regel nicht.
Tipps bei Kinderwunsch: Was Sie tun können
Viele Paare mit Kinderwunsch fragen sich: Was sollte ich beachten, um schnell(er) ein Kind zu zeugen bzw. schwanger zu werden? Auch wenn es banal klingt: Ein gesunder Lebensstil erhöht die Chancen auf ein Baby. Was Experten zur Kinderwunsch- Vorbereitung empfehlen:
- Gesunde Ernährung: Achten Sie auf eine abwechslungsreiche, ausgewogene Ernährung mit vielen biologisch angebauten, saisonalen und regionalen pflanzlichen Nahrungsmitteln und unverarbeiteten Produkten sowie wenig (rotem) Fleisch und Wurst. Verzichten Sie am besten auf gezuckerte Getränke.
- Normales Körpergewicht: Halten Sie Ihr Normalgewicht oder versuchen Sie es zu erreichen, falls Sie zu viel oder zu wenig wiegen.
- Zigarettenverzicht: Wer raucht, sollte unbedingt versuchen damit aufzuhören. Es lohnt sich auf vielfältige Weise, wenn Sie sich ein Baby wünschen.
- Alkoholkonsum reduzieren: Verzichten Sie bei einem Kinderwunsch (und während der Schwangerschaft und Stillzeit sowieso) auf Alkohol.
- Regelmäßige Bewegung: Seien Sie körperlich aktiv. Experten empfehlen 150 Minuten pro Woche mäßige oder 75 Minuten intensive Bewegung pro Woche.
- Entspannung: Achten Sie auf genügend Erholungsphasen im Alltag und auf ausreichend Schlaf.
Wer einen Kinderwunsch hat, hört natürlich auf zu verhüten. Frauen, die die Pille absetzen, sind dann oft unsicher, ob sie etwas beachten sollten. Wichtig ist, die Packung zu Ende zu nehmen. Gynäkologen raten zudem, nach dem Absetzen der Pille trotz Kinderwunsch zumindest solange zu verhüten, bis sich die erste natürliche Regelblutung eingestellt hat. So kann Frau sicher sein, dass sich die Schleimhaut wieder richtig aufgebaut hat und gibt ihrem Hormonsystem die Chance, sich einzupendeln.
Ob es dann sofort klappt, ist unterschiedlich: Die eine Frau mit Kinderwunsch wird direkt nach dem ersten pillenfreien Zyklus schwanger, bei der anderen dauert es ein Jahr, bis der Schwangerschaftstest positiv ist – oder er wird es gar nicht. Die Gründe dafür sind vielfältig. Auf jeden Fall ist es ein Gerücht, dass Frau nicht sofort nach dem Absetzen der Pille (wieder) schwanger werden kann.
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Kinderwunsch: Welche Ernährung ist optimal?
Was viele nicht wissen: Auch Männer können aktiv etwas dafür tun, die besten Bedingungen fürs Elternwerden zu schaffen. Unter anderem, indem sie – wie Frauen auch – bei einem akuten Kinderwunsch auf Alkohol verzichten und darauf achten, sich vitaminreich zu ernähren.
Wer gesund und abwechslungsreich isst, schafft auf jeden Fall eine gute Basis, um ein Kind zu zeugen bzw. schwanger zu werden. Heißt: Greifen Sie vor allem zu viel saisonalem und regionalem Gemüse und Obst aus biologischem Anbau sowie Vollkorn- und Milchprodukten, dafür wenig zu Fastfood, Kaffee und Industriezucker. Um gut mit Eiweißen versorgt zu sein, bieten sich Hülsenfrüchte an.
Ob Mann oder Frau: Es macht auf jeden Fall Sinn, auf einen Vitamin D-Wert im Normbereich zu achten. Sollte er zu niedrig sein, kann der Hausarzt Vitamin D-Kapseln verschreiben. Beim Mann verbessert Vitamin D die Lebensdauer der Spermien. Frauen sollten Folsäure einnehmen (in der Regel 400 bis 800 Mikrogramm), sobald sie sich ein Kind wünschen. Das Vitamin aus der B-Gruppe ist an der Hormonbildung und Eizellreife beteiligt und essenziell für den Aufbau von Nervenbahnen. Mangelt es einer Schwangeren an Folsäure, kann es zu Neuralrohrdefekten, also Fehlbildungen des zentralen Nervensystems, beim Kind kommen. Folsäure steckt vor allem in grünem Gemüse, Feldsalat, Hefe und Weizenkeimen. Inzwischen gibt es Hinweise darauf, dass auch Männer auf eine gute Folsäure-Versorgung achten sollten, da ein Mangel bei Spermien die Anfälligkeit für Fehlbildungen zu erhöhen scheint.Selen ist ebenfalls notwendig für eine gesunde Spermienbildung – es steckt zum Beispiel in Paranüssen., Kohlgemüse oder Pilzen.
Jod (in Meeresfisch, Milch, Jodsalz) ist bedeutend fürs hormonelle Gleichgewicht.
Frauen mit Kinderwunsch, die keinen fettreichen Meeresfisch essen, sollten zudem mit ihrem Gynäkologen darüber sprechen, ob es Sinn macht, die Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA) in Kapselform einzunehmen. Sie steckt aber auch in Walnüssen, Lachs aus Wildfang, Makrelen, Hering und Sardinen. Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin E (zum Beispiel in Eigelb, Rapsöl, Paprika) ist zentral für den Zellschutz und die Fruchtbarkeit. Ebenfalls nicht mangeln sollte es Personen mit Kinderwunsch an Vitamin C (beispielsweise in roter Paprika, Orangen) und Eisen (zum Beispiel in Vollkornprodukten, Rindfleisch, Rote Beete, Hirse), weil es von Bedeutung für die Zellbildung ist. Eisentabletten sollten Frauen mit Kinderwunsch nur bei einem erwiesenen Mangel auf ärztlichen Rat hin einnehmen.Wichtig: Wer einen Kinderwunsch hat und Nahrungsergänzungsmittel einnehmen möchte, bespricht das am besten mit seinem Gynäkologen, um Überdosierungen (etwa bei Vitamin E oder A) zu vermeiden.
Quellen
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