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Ischias

Ist der Ischiasnerv gereizt oder eingeklemmt, können starke Schmerzen auftreten. Lesen Sie, was genau Ischialgie ist, welche Übungen helfen können und welche Hausmittel es zur Behandlung gibt.

Geprüft von Werner Siefer, Biologe

Veröffentlicht:
Aktualisiert: 2023-07-21T00:00:00+02:00 2023-07-21T00:00:00+02:00

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Inhaltsverzeichnis
Die Grafik zeigt ein menschliches Hüftskellett und den Verlauf des Ischiasnerv in der Hüfte bis zum Oberschenkelknochen

© Science Photo

Ischias und der Ischias-Nerv

Unter dem Begriff Ischias werden umgangssprachlich Schmerzen im unteren Rücken oder der Hüfte zusammengefasst. Diese Schmerzen strahlen bis in die Beine aus. Der Fachbegriff für Ischias-Beschwerden ist Ischialgie, manchmal verwenden Mediziner auch die Bezeichnung Radikuläres Lumbalsyndrom.

Das typische Ausstrahlen von Ischias-Schmerzen in die Beine zeigt an, wo dieser große Nerv verläuft: Der Ischiasnerv zieht sich vom Rücken auf die Hinterseite des Oberschenkels und verzweigt sich in seinem weiteren Verlauf auf Kniehöhe. Derartige Ischias-Symptome können anfallartig auftreten oder länger anhalten und verschiedene Gründe haben. Meist gehen die Beschwerden aber vom Ischiasnerv oder seiner Wurzel aus.

Werden die Symptome rechtzeitig erkannt und die Ursache richtig behandelt, heilt ein „Ischias“ in der Regel gut aus. Eventuell aufgetretene Gangstörungen verschwinden. Ursachen sind allgemein Reizungen, Entzündungen oder eine Quetschung des Ischiasnervs, vor allem wenn der Nerv durch einen Bandscheibenvorfall (Bandscheibenverschleiß,- verlagerung) gereizt oder eingeklemmt ist oder ein Wirbelkörper deformiert. Nicht immer ist der Ischias für schmerzhaftes Ziehen oder Kribbeln in der Hüfte verantwortlich. Manchmal ist auch ein birnenförmiger Muskel des Hüftgelenks schuld, der direkt neben dem Ischiasnerv verläuft. Dieser sogenannte Piriformis-Muskel  lenkt die Außenrotation des Oberschenkelknochens im Hüftgelenk. Bei Überlastung, etwa durch schiefes Sitzen, verkrampft er und schwillt an. Dadurch drückt der Muskel auf den Nerv und verursacht Ischias-ähnliche Schmerzen.

Ischiasneuralgie

Ischias-Neuralgie ist eine andere Bezeichnung für Ischias und Ischialgie. Eine Neuralgie sind Nervenschmerzen, eine Ischias-Neuralgie entsprechend Kreuz-, Hüft- und Beinschmerzen. Neben einem Bandscheibenvorfall kann auch eine Entzündung im Bereich des Ischiasnervs oder seiner Wurzel und verspannte oder verkrampfte Muskeln oder Bänder im Rücken oder Becken die Ursache der Ischias-Schmerzen sein. Sämtliche Strukturen im Körper, besonders im Rücken, hängen zusammen und reagieren abhängig voneinander. Lokale Nervenreizungen strahlen immer auch in die Bereiche des Körpers aus, die sie versorgen. Der Ischiasnerv ist der große Hüft- und Beinnerv.

Ischiassyndrom

Bei einem Ischiassyndrom treten neben den Nervenschmerzen (Neuralgie) im Versorgungsbereich des Ischiasnervs weitere Beschwerden auf, etwa Empfindungsstörungen wie Kribbeln, Brennen, Taubheitsgefühl, erhöhte Empfindlichkeit oder Muskelschwäche, manchmal sogar Lähmungen. Häufig verstärken bestimmte Haltungen oder Bewegungen die Ischias-Beschwerden, etwa wenn der Betroffene länger sitzt, steht oder der Ischiasnerv beim Vorbeugen gedehnt wird. Auch Erschütterungen durch Husten und Niesen können Schmerzen, Kribbeln oder Ähnliches steigern. Gehen führt in der Regel zu einer Besserung. Bei deutlichem Taubheitsgefühl oder gestörter Blasen- und Darmfunktion (Inkontinenz) kann eine Nervenquetschung (Kompression) des Ischias vorliegen, die umgehend operiert werden muss. Es handelt sich dabei um einen Notfall! Mit derartigen Symptomen sollten Betroffene schnellstmöglich einen Facharzt aufsuchen, andernfalls drohen bleibende Nervenschäden.

Lumboischialgie

Eine Lumboischialgie verursacht ähnliche Symptome wie ein Ischias (Ischialgie): ziehende Schmerzen vom unteren Rücken bis ins Bein, Missempfindungen wie Kribbeln und Taubheitsgefühl oder Muskelschwäche. Allerdings sind bei einer Lumboischialgie zusätzlich zum Ischiasnerv auch die Nerven, die das Rückenmark im Bereich der Lendenwirbelsäule verlassen (lumbale Nerven), gereizt oder entzündet. Entsprechend sitzt der Schmerz etwas höher, über dem Gesäß im unteren Rücken und strahlt meist in nur ein Bein aus. Eine Kombination aus Lumbago (Hexenschuss) und Ischialgie wird deswegen Lumboischialgie genannt.

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Ischias: Symptome (Ischiasschmerzen)

Ischias-Schmerzen ziehen sich klassischerweise vom unteren Rücken oder Gesäß bis in die Beine. Der ausstrahlende Schmerz ist typisch für sogenannte radikuläre Schmerzen, die von der Nervenwurzel ausgehen. Das Ausstrahlen in die Beine bis hin zum Fuß unterscheidet den Ischias von anderen Rückenschmerzen wie einem Hexenschuss.

In manchen Fällen beginnen die Ischias-Beschwerden schleichend, in anderen mit einer plötzlichen Schmerz-Attacke. Der Fachausdruck hierfür ist neuropathischer Schmerz. Bei manchen Menschen bestehen die ziehenden Schmerzen dauerhaft, bei anderen kommen sie in Schüben, fühlen sich wie Stromschläge an. Bei Ischias wird die Nervenwurzel häufig durch verschobene Bandscheiben gereizt oder gequetscht. Dann steigert sich der Schmerz bei Belastungen und Erschütterungen wie Husten oder Niesen. Ist hingegen eine Entzündung die Ursache, haben die Betroffenen meist während der Nachtruhe verstärkt Schmerzen.

Schmerzen des Ischiasnervs (Nervus ischiadicus) schränken die Bewegungsfreiheit ein. Meist können Betroffene nicht länger sitzen oder stehen, sich drehen oder vorbeugen. Viele humpeln auch beim Laufen, vor allem bei den ersten Schritten nach längerer Ruhe. Wobei die Schmerzen bei Ischias Becken, beziehungsweise Hüfte, und Bein gleichermaßen betreffen können.

In der Grafik ist der Verlauf des Ischiasnervs mit Schmerzzone von Hüfte bis Bein zu sehen.

© Shutterstock

Ischias Schmerz: Der Schmerz kann entweder vom Gesäß über den hinteren äußeren Oberschenkel über das äußere Knie zum vorderen äußeren Unerschenkel ausstrahlen oder vom Kreuzbein über das Gesäß in die Oberschenkelrückenseite

Weitere charakteristische Symptome bei Ischias sind Empfindungsstörungen wie Kribbeln oder Brennen. Da der Ischiasnerv die Muskeln der Beine versorgt und mit dem zentralen Nervensystem verbindet, leiden manche Ischias-Betroffene auch unter Taubheitsgefühlen und Lähmungserscheinungen.

Taubheitsgefühle  am inneren Oberschenkel, zwischen den Beinen, Lähmungen oder plötzlicher Inkontinenz können Hinweis auf einen Bandscheibenvorfall sein, der umgehend behandelt und manchmal operiert werden muss. Bei solchen Notfall-Symptomen sollten Betroffene sofort einen Arzt aufsuchen.

Was tun bei Ischias-Schmerzen?

  • Wirbelsäule und Ischiasnerv durch Stufenlagerung entlasten
  • schnelle Schmerztherapie: wenn nötig, Medikamente nehmen
  • Wärme hilft gegen Verspannungen, schadet aber bei Entzündungen
  • gegen Schmerzen und Entzündung hilft kühlen
  • vorsichtige Dehnübungen
  • Schonhaltungen vermeiden, sich möglichst viel bewegen
  • bei länger anhaltenden Schmerzen zum Arzt gehen
  • bei Taubheitsgefühl, Lähmungen oder plötzlicher Inkontinenz: sofort zum Arzt!

Ischias: Behandlung und Hausmittel

Die richtige Behandlung eines Ischias hängt von der Ursache und dem Ausmaß der Beschwerden ab. Ist der Ischiasnerv nur leicht gereizt, klingen die Schmerzen häufig nach einigen Tagen von alleine wieder ab. Bei länger anhaltenden, stark beeinträchtigenden oder immer wieder auftretenden Schmerzen, sollte ein Arzt die Ursache abklären.

Beliebte Hausmittel bei Ischias sind Wärmflasche, Wärmekissen oder eine andere Wärmequelle, die den unteren Rücken entspannen hilft und die Durchblutung steigert. Studien, welche die Wirksamkeit von Wärmetherapien bei Ischias belegen, gibt es allerdings nicht. Ist eine Entzündung die Ursache der Schmerzen, kann Wärme sogar schaden. In diesem Fall wäre Kühlen mit Kühlpads oder Kältekompressen besser. Kälte dämmt die Weiterleitung von Schmerzen ein.

Für eine schnelle Schmerzlinderung sorgt die sogenannte Stufenlagerung. Dafür sollten sich Betroffene mit dem Rücken flach auf den Boden legen und die Beine im rechten Winkel (90 Grad) auf einem Stuhl hochlegen. Die Stufenlagerung mindert den Druck auf die Wirbelsäule und der gereizte oder gequetschte Ischiasnerv wird entlastet. Diese Ischias-Behandlung kann zusätzlich durch das Hausmittel „Wärme“ unterstützt werden. Je nach Ursache kann Bettruhe und Schonung kurzfristig zur Linderung verhelfen, falls die Ischiasschmerzen es ermöglichen, ist es besser aktiv und in Bewegung zu bleiben.

Eine Ischias-OP ist selten nötig und wird meist minimal-invasiv durchgeführt. Dabei werden möglichst kleine Schnitte gemacht, über die der Chirurg feine optische und chirurgische Instrumente in den Körper einführt, um die Verletzungen des Körpers durch eine Operation so gering wie möglich zu halten. Eine Ischias Op kann bei einem Bandscheibenvorfall mit ernsten Beschwerden oder bei einer Wirbelkanalverengung notwendig sein.

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Medikamenten- und Bewegungstherapie

Für die Schmerztherapie und gegen mögliche Entzündungen kommen verschiedene Medikamente in Frage. Neben den klassischen Mitteln in Tabletten-, Saft- oder Kapselform kann bei Ischias eine Spritze schnell Linderung verschaffen, meist mit lokalen Anästhetika (Mitteln zur Schmerzausschaltung; Therapeutische Lokalanästhesie = TLA). Entzündungen können auch mit Kortison behandelt werden. Ist eine Infektion die Ursache der Schmerzen, verschreibt der Arzt möglicherweise gegen Bakterien Antibiotika oder gegen Viren Virostatika.

Neben der Entlastung von Rücken und Ischiasnerv können verschiedene Übungen bei Ischias helfen, etwa das vorsichtige Dehnen der Gesäßmuskulatur in Rückenlage. Idealerweise wird die Schmerztherapie von einer Bewegungstherapie begleitet (Physiotherapie, Krankengymnastik, Ergotherapie). Unter Umständen können auch eine Verhaltenstherapie, Patientenschulung oder Entspannungsverfahren (Progressive Muskelrelaxation) die Heilung unterstützen und Betroffenen helfen, Ischias-Beschwerden künftig vorzubeugen.

Massagen lockern verspannte Muskeln und bessern häufig das Befinden von Patienten. Studien zur Wirksamkeit von Massagen bei Ischias fehlen jedoch grundsätzlich und einen Ischias komplett weg zu massieren ist kaum möglich. Eine Schmerzlinderung sollte möglichst schnell erreicht und längere Schonhaltungen vermieden werden. Diese führen zu weiteren Verspannungen und beeinträchtigen den Körper im Ganzen, der Schmerz kann chronisch werden. Zudem „lernen“ die Nervenbahnen und entwickeln bei dauerhafter Beeinträchtigung ein Schmerzgedächtnis. Das heißt: Betroffene Patienten leiden auch dann noch unter Schmerzen, wenn die Ursache längst behoben ist.

Tapen und alternative Heilmethoden

Stützend und entlastend wirkt auch das Tapen bei Ischias. Im Internet gibt es diverse Videos, die das korrekte Anlegen des Klebeverbands zeigen. Allerdings können sich Betroffene nicht alleine mit dem Tape versorgen, es ist eine zweite Person nötig. Und diese sollte unbedingt Erfahrung im Tapen von Ischias-Beschwerden haben. Einige Ärzte und viele Physiotherapeuten bieten Tapen in verschiedenen Varianten an. Auch Orthesen (Stützverbände, Bandagen, Schienen) können bei Ischias-Problemen helfen.

Gerne gegen Schmerzen eingesetzt werden auch wärmende Salben oder Pflaster. Ob diese tatsächlich helfen, insbesondere bei Ischias, ist nicht nachgewiesen. Auf jeden Fall sollten sich Patienten vor der Anwendung solcher Präparate beraten lassen und darauf achten, ob sie die Inhaltsstoffe vertragen. Wirksam sind hingegen Cremes und Salben, die Schmerz- und entzündungshemmende Mittel enthalten – allerdings eher oberflächlich. Den größtenteils tiefliegenden Ischiasnerv erreichen sie nur bedingt.

Auch in der Homöopathie gibt es gegen Rückenschmerzen und spezielle Ischias-Beschwerden verschiedene Mittel. Manche Betroffene fühlen sich nach Einnahme von Globuli oder homöopathischen Extrakten besser. Einen wissenschaftlichen Beleg für die Wirkung solcher Präparate gibt es allerdings nicht. Einige Betroffenen berichten auch von positiven Erfahrungen mit Präparaten aus der Teufelskralle (Heilpflanzenextrakt).

Ischias? Eine schwierige Diagnose

Vom Ischiasnerv verursachte Schmerzen können quälend sein. Doch selbst bei starken Beschwerden ist nicht zwangsläufig eine Operation notwendig.

Dr. Matthias Marquardt, Internist, Chirotherapeut und Sportmediziner. Er führt eine Praxis in Hannover Langenhagen

Dr. Marquardt hat als Facharzt für Innere Medizin, Sportmedizin und Chirotherapie seine Arbeitsschwerpunkte unter anderem auf der Versorgung von orthopädischen Überlastungserscheinungen und Bewegungsanalyse. Zu seinen Patienten zählen sowohl Sportler, die ihre Leistungsfähigkeit verbessern, erhalten oder wiedererlangen möchten, sowie Menschen, die gesund bleiben oder werden möchten.

Ischias oder Hexenschuss – kann man das als Laie selbst herausfinden?

Nein, das Problem beim Ischias ist, dass er sich vom unteren Rücken über das Gesäß und Bein bis hinunter in den Fuß zieht. Das heißt, die Ursache für den Schmerz kann sich an unterschiedlichen Stellen befinden, je nachdem, wo der Nerv gedrückt wird. Allen Ischiasbeschwerden gemein ist lediglich, dass der Schmerz an der Beinrückseite hinabzieht – bei der Ursache Bandscheibenvorfall oft bis in die Zehen, beim Piriformis-Syndrom, der Verhärtung eines kleinen Muskels in der Tiefe des Gesäßes, mitunter eher bis zum Knie. Manchmal ist die genaue Diagnose auch für einen Arzt schwer herauszufinden.

Was macht dieser bei Verdacht auf Ischiasbeschwerden?

Geht man von Bandscheibenproblemen als Ursache aus, so kommen gewöhnlich bildgebende Verfahren wie das MRT zum Einsatz. Das Piriformis-Syndrom ist in der Bildgebung nicht sichtbar, hier wird die Diagnose durch die klinische Untersuchung gestellt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Betroffene oft befürchten, operiert werden zu müssen, wenn die Bildgebung ein Bandscheibenproblem bestätigt. Das ist aber nur in Ausnahmefällen sinnvoll. Beispielsweise wenn zu den Schmerzen ein ausgeprägter Kraftverlust oder Kontrollverlust über Blase und Darm eintreten. Auch gleich zu spritzen, ist keinesfalls immer notwendig.

Was kann stattdessen helfen?

Ist ein Bandscheibenvorfall die Ursache der Beschwerden, können Stufenbettlagerung, Traktionsbehandlungen, Wärme und vorsichtige Kräftigungs- und Beweglichkeitsübungen unter physiotherapeutischer Anleitung helfen. So zieht sich Bandscheibengewebe, das den Nerv quetscht, in den meisten Fällen von allein zurück.

Beim Piriformis-Syndrom sind gezielte Piriformis-Dehnübungen und das Kräftigen der großen Gesäßmuskulatur entscheidend. Vorbeugend helfen regelmäßige Bewegung, Krafttraining und Beweglichkeitstraining. Man sollte der Physiotherapie also in den meisten Fällen unbedingt eine Chance geben, auch bei länger anhaltenden Beschwerden.

Interview: Carola Felchner

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Ischias: Übungen

Bewegung ist allgemein ein wichtiger Bestandteil bei der Vorbeugung und Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen und bandscheibenbedingten Beschwerden wie Ischias. Eine gut trainierte und ausbalancierte Muskulatur stützt das Skelett und unterstützt Bänder und Sehnen. Mit schwachen Muskeln kann der Bewegungsapparat nicht richtig funktionieren, die Folge sind meist Fehlhaltungen, Bewegungseinschränkungen und Schmerzen, vor allem im Rücken.

Bei akuten Schmerzen kann Ruhe zwar vorübergehend Linderung bringen, langfristig verzögert sich dadurch jedoch die Heilung. Häufig verstärken sich mit der Zeit die Ischias-Symptome sogar, wenn Betroffene sich nur schonen. Bewegung ist daher in der Regel ratsam. Allerdings sollte, gerade bei Ischias-Beschwerden, mit sämtlichen Übungen vorsichtig begonnen und auf die Signale des Körpers geachtet werden. Am besten leitet ein erfahrener Trainer die Übungen an, die regelmäßig absolviert und langsam in der Intensität gesteigert werden sollten.

Nach und nach baut sich dadurch die gewünschte Muskulatur auf, die schmerzverursachenden Schwachstellen werden quasi behoben. So verschwinden viele akute Ischias-Beschwerden und künftigen wird vorgebeugt. Vor Trainingsbeginn sollte jedoch die Ursache des Ischias ärztlich abgeklärt sein. Ist etwa eine Entzündung der Grund für die Schmerzen, können Bewegung und gezielte Übungen auch schaden.

Bei Ischias helfen verschiedene Übungen. Die meisten haben das Ziel die Muskulatur im unteren Rücken, dem Gesäß und dem Oberschenkel zu lockern und zu dehnen, um den Ischiasnerv zu entlasten. Bei den Übungen sollte in der Regel eine deutliche Dehnung zu spüren sein und die jeweilige Position eine Zeit lang gehalten werden. Anschließend mit dem anderen Bein, der anderen Seite, den Ablauf wiederholen. Verstärkt eine Bewegung oder der Zug auf die Muskeln jedoch die Schmerzen, empfiehlt es sich, die Übung abzubrechen und die Ursache des Ischias untersuchen zu lassen. Entzündungen etwa könnten sich durch Belastung verschlimmern.

Übungen im Sitzen

Menschen, die viel am Schreibtisch arbeiten, können ohne viel Aufwand im Sitzen eine Übung für den Ischias ausführen. Zum Beispiel indem sie sich auf den vorderen Rand ihres Stuhls setzen und beide Füße vollständig auf den Boden stellen. Dann den linken Fuß mit dem Knöchel kurz hinter dem Knie auf dem rechten Oberschenkel ablegen, so dass der linke Unterschenkel waagerecht vor ihnen liegt. Die linke Hand kurz vor dem linken Knie auf dem Oberschenkel ablegen, die rechte Hand auf dem linken Fuß. Dann mit geradem Rücken aus der Hüfte langsam nach vorne neigen.

Zudem kann bei Ischias zur Entlastung der Piriformis-Muskel behutsam massiert werden. Für diese Übung ist eine Faszien-Kugel oder ein Tennisball nötig. Zu Beginn sollte sich der Ischias-Patient mit leicht angewinkelten Beinen auf den Boden setzen, die Füße aufstellen und die Kugel oder den Ball direkt neben sein Gesäß legen. Aus dieser Position stützt er sich auf den Händen hoch, hebt das Gesäß an und schiebt sich seitlich über die Kugel/den Ball. Darauf wird dann eine Gesäßhälfte locker abgelegt und etwa eine Minute kreisend bewegt. Die Kugel/der Ball sollten dabei mit im Kreis rollen und anschließend die Seite gewechselt werden.

Übungen im Stehen

Längeres Stillsitzen fördert allgemein Verspannungen und Ischias-Beschwerden. Daher sollten sich Personen mit Bürojob regelmäßig Bewegungspausen gönnen. Ischias-Übungen können beim „Beinevertreten“ auch im Stehen gemacht werden. Etwa durch einen tiefen Ausfallschritt mit dem rechten Bein und dann langsames drehen des Oberkörpers nach rechts mit geradem Rücken (inklusive Hals und Kopf). Anschließend zur anderen Seite wiederholen.

Oder in einer ähnlichen Position wie oben unter „Ischias-Übung im Sitzen“ beschrieben, nur im Stehen: Statt auf einem Stuhl zu sitzen, stellt sich der Betroffene vor einen Tisch. Dann legt er ein Bein im rechten Winkel vor sich auf die Platte, sodass er die Schenkelinnenseite sieht. Der Oberkörper wird jetzt langsam und gerade aus dem Hüftgelenk nach vorne gebeugt, die Hände können auf dem Tisch mit vorwärts wandern. Derartige Dehungsübungen können eine Ischias-Blockade lösen. Aber Vorsicht: Durch zu schnelle, ruckartige oder zu intensiv ausgeführte Bewegungen verschlimmert sich ein Ischias.

Übungen im Liegen

Neben der bereits erwähnten Stufenlagerung mit den rechtwinkelig hochgelegten Beinen entlastet das Dehnen der Gesäßmuskulatur in Rückenlage den Ischias. Dazu legt der Patient sich mit ausgestreckten Beinen flach auf den Rücken. Dann zieht er das linke Bein im rechten Winkel an, umfasst mit der rechten Hand das Knie und zieht das ganze Bein behutsam schräg nach rechts.

Dabei sollte eine deutliche Dehnung zu spüren sein. Diese Position für mindestens 30 Sekunden halten. Verschlimmern sich durch den Zug allerdings die Ischias-Schmerzen, muss die Übung sofort abgebrochen werden. Anschließend das Bein langsam wieder ausgestreckt ablegen und die Übung mit dem anderen Bein spiegelverkehrt wiederholen.

Idealerweise werden die Übungen anfangs von einem erfahrenen Therapeuten angeleitet und eventuell korrigiert.

Ischias-Schmerz: Ursachen

Ischias, also Schmerzen im Bereich des Ischiasnervs, kann viele Ursachen haben. Die Bekannteste ist der Bandscheibenvorfall (Prolaps) oder dessen Vorstufe, die Bandscheibenvorwölbung (Protrusion).

Aber auch andere Veränderungen der Wirbelsäule wie eine Wirbelkanalverengung oder eine Nervenkanalverengung, meist im Bereich der Lendenwirbelsäule, können Nervenwurzeln und -fasern reizen.

Weitere mögliche Ursachen für Ischiasnervschmerzen:

  • Bandscheibenverschleiß
  • Wirbelgleiten (Spondylolisthesis), einzelne Wirbelkörper verschieben sich gegeneinander
  • Entzündung einer Bandscheibe (Spondylodiszitis)
  • Überlastung des Piriformis-Muskels im Hüftgelenk oder muskuläre Verspannungen
  • Erkrankungen der Nervenwurzeln
  • Wirbelkörperverletzungen
  • Entzündungen, Abszesse oder Hämatome in den umliegenden Geweben
  • Infektionen (wie Borreliose und Gürtelrose)
  • Gelenkrheuma
  • raumfordernde Tumore im Bereich des Ischiasnervs

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Ischias in der Schwangerschaft

Viele Frauen leiden während einer Schwangerschaft unter Rückenschmerzen. Ursache sind meist die Gewichtszunahme und -verlagerung durch das wachsende Ungeborene und die Lockerung des Bindegewebes und der Bänder durch die Schwangerschaftshormone. Bewegungsabläufe und Muskulatur verändern sich und führen zu ungewohnten Belastungen von Skelett und Organen.

Auch kann das Kind auf/gegen die untere Hohlvene pressen und diese einklemmen oder Blut aufstauen, was wiederum auf den Ischiasnerv drückt. Dies passiert besonders leicht, wenn die Schwangere liegt.

Die wachsenden Gebärmutter drückt möglicherweise auch auf das Gewebe über dem Ischiasnerv und führt so zu Schmerzen.

Der Ischiasnerv ist eher selten der Auslöser. Schmerzen, ob vom Ischias oder nicht, belasten jedoch in jedem Fall und betroffene Frauen sollten die Ursache unbedingt ärztlich abklären lassen. Manchmal stecken doch verschobene Bandscheiben oder eine Entzündung dahinter. Bewegungstherapien, Massagen und Tapen sind bei Ischias auch in der Schwangerschaft gut möglich. Medikamente sollten Schwangere nur im Notfall und nur nach Absprache mit einem Arzt einnehmen.

Quellen
  • S2k-Leitlinie: Konservative und rehabilitative Versorgung bei Bandscheibenvorfällen mit radikulärer Symptomatik (Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC)); Stand: 07/2014
  • S1-Leitlinie: Bandscheibenbedingte Ischialgie (Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und des Berufsverband der Ärzte für Orthopädie (BVO)); Stand: 01.04.2002
  • Patienten-Leitlinie zur Nationalen Versorgungs-Leitlinie: Kreuzschmerz (Bundesärztekammer (BÄK) Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Ärztekammern, et al.); Stand: 19.12.2011
  • Online-Informationen Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin: www.kreuzschmerz.versorgungsleitlinien.de; Stand: 30.04.2019

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