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Schützt die RSV-Impfung auch vor Demenz?

Eine aktuelle Studie zeigt, warum Erwachsene, die sich gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) impfen lassen, auch ein geringeres Demenzrisiko haben.

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Person hält eine Impfspritze und ein Fläschen mit dem RSV-Impfstoff in der Hand

© Kitsawet Saethao / iStockphoto

Darauf, dass eine Impfung gegen Gürtelrose das Demenzrisiko senken kann, wiesen in jüngerer Vergangenheit einige Studien hin, zum Beispiel diese im Fachblatt Nature. Nur warum das so ist, war bisher unklar. Mit dieser Frage haben sich nun Forschende der britischen Oxford-Universität auseinandergesetzt und festgestellt, dass ein ähnlicher Effekt bei der RSV-Impfung besteht.

Wie hoch ist die Schutzwirkung der RSV-Impfung vor Demenz?

Die Wissenschaftler schauten sich für die Studie die anonymisierten digitalen Patientenakten von über 436.000 Personen über 60 Jahre an. Ihre These: Für den Demenzschutz ist ein bestimmter Hilfsstoff, das sogenannte Adjuvans AO1, verantwortlich. 

Dieser Stoff ist im Gürtelrose-Impfstoff enthalten, aber auch in einem Vakzin gegen die Atemwegserkrankung RSV, das seit 2023 in der EU für Menschen ab 50 zugelassen ist. 

Das Oxford-Team analysierte die Patientenakten von Personen, die entweder eine der AO1-Impfungen, beide oder eine Grippe-Impfung (als Kontrollgruppe) erhalten hatten, um das Demenz-Risiko innerhalb von 18 Monaten nach der Impfung zu untersuchen. Alle Teilnehmenden waren zum Zeitpunkt der Impfung demenzfrei.

Das Ergebnis: Personen, die im Analysezeitraum eine Demenz diagnostiziert bekamen und nur die RSV-Impfung mit dem AO1-Adjuvans erhalten hatten, hatten im Vergleich zur „Grippe-Gruppe“ ein um 29 Prozent geringeres Risiko einer Demenz-Diagnose, sie bekamen sie rund 87 Tage später. 

Wer eine RSV- und Gürtelrose-Doppelimpfung bekommen hatte, reduzierte das Risiko um 37 Prozent und bekam die Diagnose durchschnittlich 113 Tage später. 

Dies traf für Frauen und Männer gleichermaßen zu, und die Forschenden werteten es als Hinweis, wenn auch nicht als eindeutigen Beleg, dafür, dass AO1 eine aktive Rolle in der Minderung des Demenz-Risikos spielt.

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Warum wirkt die RSV-Impfung gegen Demenz?

Als Grund für diese Wirkung könnte es laut der wissenschaftlichen Studie zwei verschiedene Effekte geben.

  1. Die Atemwegsinfektion RSV löst entzündliche Prozesse der Nerven aus, weshalb sie langfristig die demenztypischen Abbauprozesse im Gehirn begünstigen kann.
  2. Der RSV-Impfstoff bietet einen gewissen Schutz vor Demenz. Denn die Immunantwort, die das AO1-Adjuvans im Körper auslöst, könnte neuroprotektiv wirken. Es schützt also die Nervenzellen, indem es unter anderem Eiweißablagerungen verringert und bestimmte Entzündungsprozesse reguliert, die bei älteren Erwachsenen mit Demenz feststellbar sind, bei solchen ohne dagegen nicht. Da der Effekt der Doppelimpfung nicht signifikant höher war als der einer RSV-Einzelimpfung, vermuten die Forschenden, dass schon eine Einzeldosis AO1 maximal wirkt.

Ist die Erkenntnis der Schlüssel zu einer Demenz-Impfung?

In Wissenschaftskreisen werden die Erkenntnisse als „starkes Signal“ und „plausible Erklärung“ gewertet. Doch so umfangreich die Basis an Teilnehmenden war, so wenig sind kausale Rückschlüsse möglich. Direkte Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung lassen sich nicht gesichert herstellen, da:

  • die Studie auf Beobachtung basiert, es sich also um eine retrospektive (rückblickende) Studie handelt, und nicht eine, die unter kontrollierten Bedingungen durchgeführt wurde.
  • nicht aufgeschlüsselt wurde, welchen RSV-Impfstoff die analysierten Personen erhalten hatten. Wie bei der Gürtelrose-Impfung gibt es auch hier einen mit und einen ohne AO1.
  • eventuell einige Personen bereits bei der Impfung Demenz hatten, diese aber noch nicht diagnostiziert war.

Weitere klinische Studien sollen die Wirkung von AO1 auf das Demenz-Risiko nun näher untersuchen und kausale Effekte, Wirkpfade und Dosierung klären.

Auch diese Impfungen können das Demenz-Risiko senken 

Verschiedene bakterielle und virale Infektionen können das Risiko für Demenz erhöhen, da sie Entzündungs- und Abbauprozesse der Nervenzellen anstoßen, die auf Dauer auch die kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigen können. Dazu gehören zum Beispiel Gürtelrose (Herpes zoster), Grippe (Influenza) oder Pneumokokken-Infektionen wie Mittelohr- oder Lungenentzündungen

Entsprechend kann eine Impfung gegen diese Erkrankungen auch einen gewissen Demenz-Schutz bieten. Zumindest ergaben laut Deutscher Gesellschaft für Neurologie verschiedene Studien, dass das Risiko eines Erstauftretens von Alzheimer, der häufigsten Demenzform, bei Menschen, die eine dieser Impfungen erhalten hatten, signifikant verringert war. 

Quellen
  • Taquet, M et al.: Lower risk of dementia with AS01-adjuvanted vaccination against shingles and respiratory syncytial virus infections; npj Vaccines; 2025; DOI: doi.org/10.1038/s41541-025-01172-3
  • Eyting, M et al.: A natural experiment on the effect of herpes zoster vaccination on dementia; Nature; 2025; DOI: doi.org/10.1038/s41586-025-08800-x
  • Pomirchy, M et al.: Herpes Zoster Vaccination and Dementia Occurrence; JAMA; 2025; DOI: 10.1001/jama.2025.5013
  • Pressemitteilung Health Science Center der Universität Texas: Several vaccines associated with reduced risk of Alzheimer’s disease in adults 65 and older; 16. August 2023
  • Online-Informationen Deutsche Gesellschaft für Neurologie: www.dgn.org; Abruf: 07.07.2025
FOCUS-Gesundheit – Herz & Gefäße

© FOCUS-Gesundheit

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FOCUS-Gesundheit 03/2025

Das Interview erschien zuerst in der Ausgabe Herz & Gefäße von FOCUS-Gesundheit. Weitere Themen: Impfung gegen Infarkt – Lassen sich Entzündungen in den Gefäßwänden bald stoppen? Problemlos aktiver werden mit unserer 3-Stufen-Challenge. Plus: Deutschlands Top-Mediziner und Top-Kliniken für Kardiologie.

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