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Gezielter entscheiden, präziser behandeln: Was personalisierte Medizin heute leistet

90 Prozent der Ärztinnen und Ärzte halten personalisierte Medizin für besonders zukunftsträchtig.

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Patient und Arzt im Gespräch

© Jacob Wackerhausen / iStockphoto

Welche medizinischen Verfahren werden künftig entscheidend für die Patientenversorgung sein? Diese Frage stellte FOCUS-Gesundheit mehr als 6.700 Ärztinnen und Ärzten in einer großen Umfrage. 

Die Ergebnisse zeigen: Es geht nicht mehr nur darum, was im Durchschnitt hilft, sondern darum, was bei einer einzelnen Person tatsächlich wirkt. 90 Prozent der befragten Ärztinnen und Ärzte betrachten die personalisierte Medizin als besonders zukunftsweisend in der Patientenversorgung. 

Gentherapien oder molekulare Diagnostik gelten oft als Inbegriff der personalisierten Medizin. Sie machen deutlich, worauf es ankommt: Krankheitsprozesse im Detail zu verstehen, um gezielter behandeln zu können. Entscheidend ist dabei, wie das Bundesministerium für Bildung und Forschung betont, die Identifikation krankheitsrelevanter Gene, Proteine oder anderer biologischer Merkmale. Doch wie funktioniert dieser Ansatz genau?

Wie persönlich ist personalisierte Medizin?

In der personalisierten Medizin sind die Therapien möglichst exakt auf die biologischen und persönlichen Merkmale eines Menschen abgestimmt. Dabei wird nicht nur die Erkrankung behandelt, sondern der Mensch als Ganzes betrachtet – mit seinem genetischen Profil, seinem Stoffwechsel, seiner Krankengeschichte, aber auch seinem Lebensstil und persönlichen Faktoren, so fasst es das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen zusammen.

Geschlechtsspezifische Unterschiede, etwa bei der Immunreaktion, im Hormonhaushalt oder im Ansprechen auf Medikamente, spielen ebenfalls eine zunehmend wichtige Rolle. Ein Aspekt, der in der Entwicklung personalisierter Behandlungen künftig stärker berücksichtigt werden müsse, betont Dr. Hans-Albert Gehle, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, in einem Vortrag beim Westfälischen Ärztetag 2022.

Eine einheitliche Definition der personalisierten Medizin gibt es bislang nicht. Auch deshalb, weil sie kein starres Konzept ist, sondern ein dynamischer Sammelbegriff für verschiedene Entwicklungen. Was die Ansätze eint, ist das Ziel präziser zu diagnostizieren, gezielter zu therapieren und unnötige Behandlungen zu vermeiden.

In einigen Bereichen ist individualisierte Medizin bereits Alltag, zum Beispiel bei bestimmten Krebserkrankungen, bei denen Tumoren genetisch analysiert und darauf basierend zielgerichtete Medikamente ausgewählt werden.

Oft geht es aber nicht um maßgeschneiderte Einzeltherapien, sondern um sinnvolle Gruppierungen von Patientinnen und Patienten mit ähnlichen Merkmalen, so der Medizinethiker Dr. Giovanni Maio in einem Beitrag für das Wissenschaftliche Institut der AOK. Dieses Prinzip heißt „Stratifizierung“: Die richtige Therapie für die richtige Gruppe zur richtigen Zeit.

Die Wahl eines passenden Arztes kann für den Genesungserfolg entscheidend sein. FOCUS-Gesundheit gibt Orientierung bei der Suche nach dem richtigen Arzt und recherchiert für Sie Medizinerinnen und Mediziner, die für bestimmte Erkrankungen am meisten Erfahrung vorweisen können. Wichtiger Teil der Erhebung ist die jährliche fachspezifische Befragung von Ärztinnen und Ärzten, neben der Analyse von Sekundärdaten aus öffentlichen Quellen.

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Wo personalisierte Medizin heute schon den Unterschied macht

Personalisierte Medizin hat bereits in vielen Bereichen der klinischen Praxis Einzug gehalten. Besonders in der Onkologie ist sie unverzichtbar geworden. Aber auch in anderen Fachgebieten wird das Konzept zunehmend eingesetzt. Die folgenden Beispiele zeigen, wo personalisierte Medizin bereits eine Rolle spielt.

  • Onkologie: Tumoren werden genetisch analysiert, um Medikamente auszuwählen, die gezielt auf die biologischen Merkmale des Tumors wirken. Das verbessert die Wirksamkeit und reduziert Nebenwirkungen.
  • Kardiologie: Genetische Informationen helfen, die Dosierung blutdrucksenkender oder rhythmusstabilisierender Medikamente individuell abzustimmen. Das erhöht die Sicherheit der Behandlung.
  • Psychiatrie: Pharmakogenetische Tests ermöglichen es, schneller das passende Antidepressivum zu finden. Das spart wertvolle Zeit und vermeidet belastende Umwege.
  • Diabetologie: Genetische Marker und Lebensstilfaktoren fließen in die Therapieplanung ein. So lassen sich Medikamente und Maßnahmen gezielter auswählen.
  • Neurologie: Bei Alzheimer oder Parkinson helfen genetische Tests, die richtige Medikation zu finden und Nebenwirkungen zu verringern.

Zur personalisierten Medizin gehören unter anderem folgende Ansätze:

  • Stratifizierte Therapie: Patientengruppen mit ähnlichen biologischen Merkmalen erhalten gezielte Behandlungen.
  • Pharmakogenetik: Genetische Tests zeigen, welche Medikamente am besten wirken, und welche Nebenwirkungen drohen.
  • Molekulare Diagnostik: Tumore oder andere Erkrankungen werden auf genetischer Ebene analysiert.
  • Immun- und Gentherapien: Therapien, die gezielt in biologische Prozesse eingreifen – etwa durch die Modifikation von Immunzellen.
  • Regenerative Medizin: Verfahren wie Stammzelltherapie oder Gewebezüchtung, die individuell angepasst werden können.
  • Digital unterstützte Entscheidungsfindung: KI-Systeme analysieren Daten, um personalisierte Therapien zu unterstützen.

Wo das Potenzial am größten ist

Die Ergebnisse der FOCUS-Gesundheit-Befragung zeigen ein klares Bild: 90 Prozent der teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte sehen in der personalisierten Medizin einen besonders zukunftsweisenden Ansatz. Die weiteren abgefragten Verfahren wie Immuntherapie, Gentherapie, genetische Prädispositionsuntersuchungen, Robotik und regenerative Medizin zählen ebenso zur personalisierten Medizin, denn sie alle beruhen auf demselben Prinzip: medizinische Entscheidungen gezielt an individuellen biologischen Merkmalen auszurichten. Auch sie bewerten die Mediziner als zukunftsträchtig. Die Immuntherapie erhielt mit 72 Prozent am meisten Zustimmung. Die anderen Bereiche liegen eng beieinander – 54 bis 62 Prozent der Ärzte sehen in ihnen großes Potenzial.

Besonders hoch ist die Zustimmung der Ärzte in Fachbereichen, in denen genetische oder molekulare Diagnostik schon heute eine wichtige Rolle spielen. Beispielsweise in der Onkologie, Gastroenterologie, Endokrinologie, Gynäkologie oder Neurologie. Aber auch in der Geriatrie und Palliativmedizin halten fast 90 Prozent der befragten Ärzte personalisierte Medizin für richtungsweisend. Die Idee, Therapien individueller zu gestalten, findet über Fachgrenzen hinweg breite Unterstützung.

Infografik: Bedeutung neuer Therapieansätze

© FOCUS-Gesundheit

Zwischen Maßarbeit und Machbarkeit

So vielversprechend der Anspruch ist, Therapien genau auf den einzelnen Menschen oder Gruppen von Patienten zuzuschneiden, der Weg ist anspruchsvoll. Denn mit jeder zusätzlichen Information wächst nicht nur die Präzision, sondern auch der Aufwand: medizinisch, organisatorisch, ethisch und finanziell.

Eine zentrale Voraussetzung sind verlässliche Daten, zu Genetik, Vorerkrankungen, Lebensstil oder Umweltfaktoren. Doch genau diese Informationen fehlen oft, sind unvollständig oder liegen in nicht vernetzten Systemen vor. Die Expertenkommission Forschung und Innovation sowie das Bundesministerium für Gesundheit verweisen auf zersplitterte IT-Strukturen und fehlende rechtliche Rahmenbedingungen. Auch der Aufbau zentraler Dateninfrastrukturen ist kostenintensiv: Das Ministerium kalkuliert hier mit jährlich rund zehn Millionen Euro allein für Sach- und Personalkosten.

Doch nicht nur die Technik entscheidet über den Erfolg. Auch ethische und kommunikative Fragen spielen eine Rolle. Je individueller die Medizin wird, desto wichtiger werden Datenschutz, Transparenz und Fairness. Der Deutsche Ethikrat betont: “Nur wenn Patientendaten verantwortungsvoll genutzt werden, finden personalisierte Ansätze gesellschaftliche Akzeptanz.” Gleichzeitig steigen die Anforderungen an die Arzt-Patienten-Kommunikation, etwa bei der gemeinsamen Entscheidungsfindung über komplexe Therapieoptionen.

Und schließlich steht die Frage im Raum: Wer trägt die Kosten? Gerade neu entwickelte, personalisierte Wirkstoffe – etwa Gentherapeutika – zählen zu den teuersten Medikamenten weltweit. Eine flächendeckende Versorgung scheitert bislang oft an Finanzierungsmodellen, die nicht auf maßgeschneiderte Therapien ausgelegt sind.

Damit personalisierte Medizin nicht an ihren eigenen Ansprüchen scheitert, müssen Versorgung, Finanzierung und Infrastruktur konsequent mitgedacht werden. Sonst bleibt der Anspruch auf individuelle Behandlung ein Privileg. Gelingt es jedoch, diese Hürden zu überwinden, könnte sich das Versprechen der personalisierten Medizin erfüllen – nicht nur für wenige, sondern für möglichst viele Menschen.

Quellen
  • FOCUS-Gesundheit: Die große Ärztebefragung; 2024
  • S3-Leitlinie Demenzen (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde, DGPPN); Stand: November 2023
  • S3-Leitlinie Diabetes mellitus im Kindes- und Jugendalter (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, AWMF); Stand: November 2023
  • Konsensuspapier Gendiagnostik bei kardiovaskulären Erkrankungen (Deutsche Gesellschaft für Kardiologie); Stand: 2023
  • Forschung und Innovation (EFI): Jahresgutachten 2022
  • Maio, G: Beitrag im Gesundheits- und Gesellschaftsreport des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO): www.wido.de; Abruf: 12.05.2025
  • Pressemeldung Bundesärztekammer: Statement von Dr. Hans-Albert Gehle zur Gendermedizin; 26.08.2022
  • Pressemeldung Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek): Krankenkassen und Universitätskliniken: Rahmenvertrag über die Vergütung der personalisierten Medizin; 29.04.2021
  • Online-Informationen Bundesgesundheitsministerium. Gesetzesentwurf zum Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG): www.bundesgesundheitsministerium.de; Abruf: 14.05.2025
  • Online-Informationen Bundesgesundheitsministerium. Machbarkeitsstudie „Virtuelles Netzwerk Gesundheitsdaten“: www.bundesgesundheitsministerium.de; Abruf: 14.05.2025
  • Online-Informationen Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN): www.dgppn.de; Abruf: 12.05.2025
  • Online-Informationen Deutscher Ethikrat: www.ethikrat.org; Abruf: 14.05.2025
  • Online-Informationen Deutsches Zentrum für Diabetesforschung: www.dzd-ev.de; Abruf: 12.05.2025
  • Online-Informationen Stiftung für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: www.gesundheitsinformation.de; Abruf: 12.05.2025
  • Online-Informationen Springer Medizin: www.springermedizin.de; Abruf: 12.05.2025
  • Online-Informationen Universität Tübingen: www.uni-tuebingen.de; Abruf: 12.05.2025
  • Online-Informationen Universitätsspital Zürich: www.usz.ch; Abruf: 12.05.2025
  • Online-Informationen Verlag Medizinisch Wissenschaftlicher Verlag Berlin: www.mwv-berlin.de; Abruf: 12.05.2025
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Dieser Artikel enthält allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Den passenden Arzt finden Sie über unser Ärzteverzeichnis.

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