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Reizmagen

An welchen Symptomen Sie einen Reizmagen erkennen, wie der Arzt ihn diagnostiziert und welche Behandlung hilft.

Geprüft von , Medizinredakteurin , Medizinjournalistin

Veröffentlicht:
Aktualisiert: 2025-09-30T00:00:00+02:00 2025-09-30T00:00:00+02:00

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Inhaltsverzeichnis

© Mauritius

Zusammenfassung:

  • Definition: Der Magen reagiert überempfindlich auf Reize, z. B. Stress oder bestimmte Nahrungsmittel; auch funktionelle Dyspepsie oder Reizmagensyndrom genannt.
  • Symptome: Schmerzen oder Brennen im Oberbauch, Völlegefühl, Übelkeit, Aufstoßen, Blähungen; Beschwerden können chronisch oder phasenweise auftreten
  • Wann zum Arzt? Bei anhaltenden oder schlimmer werdenden Beschwerden; bei Gewichtsverlust, Blut im Stuhl oder Erbrechen
  • Behandlung: Je nach Ursache: Ernährung anpassen, Stress abbauen, Entspannungstechniken, Psychotherapie, Medikamente wie Säureblocker oder krampflösende Mittel
  • Ursachen: Nicht eindeutig geklärt; Symptome können durch Stress, emotionale Belastungen, Magen-Darm-Infekte oder Reizstoffe wie Alkohol, Kaffee, Nikotin, fettige und scharfe Speisen verstärkt werden.
  • Diagnose: Meist per Ausschlussverfahren: andere Erkrankungen werden z. B. durch Magenspiegelung, Blut- oder Stuhluntersuchung ausgeschlossen
  • Vorbeugen: Regelmäßig und in Ruhe essen, gut kauen, kleine Portionen; Reizstoffe meiden, Stress z. B. durch Bewegung, Entspannung und ausreichend Schlaf reduzieren
  • Reizmagen oder Reizdarm? Können gemeinsam auftreten; Reizmagen verursacht vorwiegend Oberbauchbeschwerden, Reizdarm eher Probleme im Unterbauch mit Durchfall, Verstopfung oder Blähungen

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Was ist ein Reizmagen?

Der Reizmagen (auch Reizmagensyndrom) gilt als Chamäleon unter den Magen-Darm-Leiden, weil seine Beschwerden sehr unterschiedlich sein können. Es gibt zwar typische Symptome wie Schmerzen im Oberbauch und ein Völlegefühl, es können aber auch andere Verdauungsprobleme auftreten. Die Beschwerden sind bei Betroffenen individuell verschieden, können wechseln und unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Mal belasten sie den Alltag stark und schränken enorm ein, mal sind sie milder oder klingen komplett ab. 

Doch was ist ein Reizmagen überhaupt? Von einem Reizmagen ist die Rede, wenn Beschwerden im oberen Bauch länger als drei Monate andauern, mindestens drei Mal pro Woche auftreten und sich keine organische Ursache dafürfinden lässt. In den meisten Fällen klagen Betroffene über:

  • brennende Schmerzen im Oberbauch
  • Druck- und Völlegefühl
  • Übelkeit, Aufstoßen, Sodbrennen

Ärzte bezeichnen einen Reizmagen auch als funktionelle Dyspepsie, also als funktionelle Verdauungsstörung, weil zwar die Funktion des Magens beeinträchtigt, aber das Organ an sich nicht geschädigt ist. Die funktionelle Dyspepsie zählt zu den häufigsten Magenleiden. In Deutschland und Europa sind laut Leitlinie etwa zehn Prozent der Bevölkerung betroffen. Weltweit liegt die Rate zwischen sechs und zehn Prozent. Was genau den Reizmagen auslöst, ist bis heute unklar. Es gibt aber einige bekannte Faktoren, die zu einem empfindlichen Magen beitragen können (mehr dazu unter Reizmagen: Ursachen). 

Wie lange Beschwerden bei einem Reizmagen dauern, lässt sich schwer voraussagen. Dies belastet viele Betroffene zusätzlich. Manche Menschen haben gar ihr Leben lang mit einem gereizten Magen und den entsprechenden Symptomen zu tun.

Reizmagen: Symptome

Die Symptome können sehr verschieden und mal mehr, mal weniger ausgeprägt sein. Außerdem können sie einzeln oder kombiniert auftreten. Die Nahrungsaufnahme kann die Beschwerden manchmal verstärken, bei manchen Betroffenen entstehen sie hingegen unabhängig vom Essen.

Die Anzeichen für einen Reizmagen im Überblick:

  • wiederkehrende brennende Schmerzen im Oberbauch
  • ein Druckgefühl im Bauch
  • ein vorzeitiges Sättigungsgefühl
  • Appetitlosigkeit
  • ein Völlegefühl nach dem Essen (das Gefühl, „einen Stein im Magen“ zu haben)
  • auch Erbrechen und Übelkeit sind bei Reizmagen möglich oder
  • Sodbrennen (Schmerzen hinter dem Brustbein) und Aufstoßen

Nicht typisch für den Reizmagen, sondern eher für einen Reizdarm sind Symptome wie Blähungen, Verstopfung oder Durchfall. Dennoch berichtet etwa ein Drittel der Betroffenen zusätzlich von solchen Beschwerden, denn ein Reizmagen und ein Reizdarm können gemeinsam auftreten. Darüber hinaus berichten manche von Reizmagen Betroffene von Rückenschmerzen, Kopfweh, Stichen in der Herzgegend, Herzrasen, Kreislaufbeschwerden, Schlafstörungen oder psychischen Problemen.

Achtung: Folgende Symptome treten bei einem Reizmagen nicht auf:

  • Blut im Stuhl,
  • Nachtschweiß und/oder
  • ein unerklärlicher Gewichtsverlust. 

Diese Beschwerden können eine harmlose Ursache haben, aber auch auf eine schwerwiegende Erkrankung wie Krebs hinweisen. Betroffene sollten zur Abklärung umgehend einen Arzt aufsuchen.

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Reizmagen: Wann zum Arzt?

Zunächst einmal ist die Frage: Welcher Arzt ist bei Reizmagen der beste Ansprechpartner? Richtig sind Sie bei einem Hausarzt, einem Internisten (Facharzt für Innere Medizin) oder einem Gastroenterologen (Facharzt für Magen-Darm-Erkrankungen). 

Manche Betroffene zögern lange, bis sie eine Arztpraxis aufsuchen – sei es, weil sie die Beschwerden zunächst als unbedeutend abtun oder, im Gegenteil, Angst vor einer Krebs-Diagnose haben. Doch es ist wichtig, sich bei wiederkehrenden oder andauernden Beschwerden von einem Arzt untersuchen zu lassen, um die Ursache festzustellen und um eine schwerwiegende Erkrankung wie einen Tumor ausschließen zu können.

Sofort zum Arzt gehen, sollten Sie bei den folgenden Alarmsignalen:

  • Fieber (über 38,5 Grad Celsius)
  • nächtliches Schwitzen
  • Abgeschlagenheit
  • ein unerklärlicher, auffälliger Gewichtsverlust
  • Blut im Stuhl
  • wiederkehrendes oder blutiges Erbrechen
  • ein harter, berührungsempfindlicher Bauch

Reizmagen: Behandlung

Einen Reizmagen zu heilen, ist nach dem aktuellen wissenschaftlichen Stand nicht möglich, da die Ursache bis heute unklar ist. Die meisten leiden mehrere Monate oder Jahre an einem Reizmagen. Ärzte sprechen von einer chronischen Erkrankung. Was also tun bei Reizmagen?

Zur Reizmagen-Therapie gehört zunächst eine gründliche Aufklärung. Der behandelnde Hausarzt, Internist oder Gastroenterologe sollte seinem Patienten erklären, dass nach dem diagnostischen Ausschlussverfahren kein Hinweis auf eine lebensbedrohliche Erkrankung oder auf Organschäden zu finden ist. Was nicht bedeutet, dass sich der Betroffene die Schmerzen und andere Symptome einbildet, sie sind real und spürbar. 

Eine ursächliche Therapie gibt es (noch) nicht. Um die Verdauungsbeschwerden zu lindern, kommen klassische Medikamente – zum Beispiel Säurehemmer – und bewährte Hausmittel zum Einsatz. Außerdem geht es darum, herauszufinden, was dem Einzelnen guttut und was nicht. Denn ein Patient kann selbst viel dazu beitragen, dass die Beschwerden abnehmen oder gar nicht erst entstehen. Zwar lösen negativ erlebter Stress, Ängste und Überforderung nicht zwingend Magenprobleme aus. Doch unser Bauch und unsere Psyche stehen über Nervenfasern und Botenstoffe sowie die sogenannte Darm-Hirn-Achse ständig im Austausch miteinander – und können sich so auch beeinflussen.

Sie könnten beispielsweise versuchen, im Berufs- und Privatleben achtsam(er) mit Stress und emotional herausfordernden Situationen umzugehen, um die Psyche-Bauch-Connection positiv zu beeinflussen.

  • Bauen Sie regelmäßig Entspannungsübungen in Ihren Alltag ein, schützt das vor einem zu hohen Stresshormonlevel im Blut.
  • Auch Anti-Stress-Tricks wie die SARW-Technik (Stoppen, Atmen, Reflektieren, Reaktion wählen) sind bei akuter Aufregung hilfreich.
  • Wer sich regelmäßig bewegt und Sport treibt, baut Anspannung ab.
  • Ausreichend zu schlafen ist ebenfalls wichtig, um in körperlicher und psychischer Balance zu bleiben.
  • Sozialer Austausch tut gut. Wer sich allgemein wohler fühlt, ist oftmals auch weniger schmerzempfindlich.

Patienten mit psychischen Begleiterkrankungen wie Angststörungen oder chronischem Stress können darüber hinaus von psychotherapeutischen Programmen profitieren. Mehr Klarheit über Ursachen und Behandlungserfolge beim Reizmagen bringt ein Symptom-Tagebuch mit Ernährungs-Protokoll

Reizmagen: Medikamente

Ein Reizmagen lässt sich nicht ursächlich oder dauerhaft mit Medikamenten behandeln. Der behandelnde Arzt kann jedoch für einen begrenzten Zeitraum Arzneimittel verordnen, die auf einzelne Symptome abzielen. Zu den Behandlungs-Optionen zählen:

  • Gegen säurebedingte Schmerzen und Sodbrennen helfen Protonenpumpeninhibitoren (PPI) und H2-Rezeptor-Antagonisten (H2RA), die die Magensäure reduzieren.
  • Treten ein Völlegefühl und Übelkeit während oder nach dem Essen auf, sind für manche Patienten kurzzeitig Medikamente eine Option, die die Muskeltätigkeit des Magens anregen und den Transport des Speisebreis fördern: Prokinetika.
  • Bei der Helicobacter-pylori-Eradikationstherapie, nach einer Infektion mit dem namensgebenden Keim, der zu chronischen Magenschleimhautentzündungen führt, kommen ein Protonenpumpenhemmer und Antibiotika zum Einsatz, um den Magenkeim zu beseitigen. Es wird vermutet, dass das Bakterium die funktionelle Dyspepsie begünstigt.
  • Pflanzliche Medikamente (Phytotherapeutika) zum Beispiel mit Kamille, Pfefferminze, Wermut, Enzian, Kümmel und Melisse können teilweise typische Beschwerden lindern.
  • Leidet jemand unter psychischen Begleiterkrankungen, etwa an einer Depression, kommen Antidepressiva infrage.

Reizmagen: Ernährung

Nach dem aktuellen wissenschaftlichen Stand gibt es keine spezielle Diät für Menschen mit Reizmagen. Trotzdem spielt bei der funktionellen Dyspepsie die Ernährung eine wichtige Rolle. Das verunsichert Patienten und viele fragen sich bei Reizmagen: „Was kann ich noch essen?“ Welche Ernährungsweise den Beschwerden vorbeugt, ist individuell verschieden. Betroffene sollten ihr Essverhalten genau unter die Lupe nehmen, um herauszufinden, was ihnen guttut und was nicht. Hilfreich kann dabei ein Reizmagen-Tagebuch sein, in dem sie eintragen, was sie wann gegessen und getrunken haben, ob und welche Beschwerden auftreten und wie es ihnen generell körperlich und psychisch geht. Besonders achten sollten Betroffene auf die Reaktion nach dem Verzehr von Nahrungsmitteln, die bekannt dafür sind, schwer im Magen zu liegen, zum Beispiel sehr fettreiche Speisen wie Frittiertes, Sahnesoßen oder fettes Fleisch und Wurst. Werden sie schlecht vertragen, kann es hilfreich sein, sie nicht oder nur reduziert in Bezug auf Häufigkeit und/oder Portionsgröße zu sich zu nehmen.

Reizmagen: Was sollte ich nicht essen?

  • Meiden Sie fettiges Fast Food sowie blähende Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Kohl, Zwiebeln und kohlensäurehaltige Getränke (zum Beispiel Mineralwasser, Limonaden).
  • Alkohol und Kaffee können die Magenschleimhaut reizen und verstärken die Beschwerden bei vielen Reizmagen-Betroffenen.
  • Verzichten Sie auf stark gewürzte, scharfe, sehr süße, fettige oder salzige Speisen sowie zu heiße und zu kalte Lebensmittel.

Weitere Empfehlungen rund ums Essen:

  • Trinken Sie ausreichend (1,5 bis zwei Liter täglich, am besten stilles Wasser und Kräutertee).
  • Nehmen Sie mehrere kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich, statt wenige große Portionen.
  • Essen Sie bewusst und kauen Sie jeden Bissen gut.
  • Vermeiden Sie, in Hektik zu essen, wenn Sie einen empfindlichen Magen haben. Ruhe und eine angenehme Atmosphäre bei den Mahlzeiten wirken sich positiv auf die Verdauung aus.
  • Verzichten Sie auf einengende Kleidung (zum Beispiel enge Jeans), die zusätzlich auf den Bauchbereich drücken könnten.

Reizmagen: Hausmittel

Es müssen nicht immer gleich Medikamente sein. Gerade bei funktionellen Magenbeschwerden haben sich einfache Hausmittel bewährt:

  • Sind brennende Schmerzen und Sodbrennen die vorherrschenden Reizmagen-Symptome, kann Heilerde die Magensäure binden und neutralisieren.
  • Ein warmer Tee kann bei Reizmagen ebenfalls helfen. Als besonders bekömmlich gelten Fenchel-Anis-Kümmel- oder Kamillentee. Auch Tees aus Pfefferminze, Melisse und Ingwer können wohltuend wirken.
  • Sich auszuruhen und eine warme (nicht kochend heiße!) Wärmflasche auf den Bauch zu legen, wirkt wohltuend, entspannend und krampflösend.
  • Je nach persönlichem Befinden tun außerdem Entspannungstechniken (wie Yoga, Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen) oder Bewegung (etwa ein Spaziergang oder Joggen) gut.

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Reizmagen: Ursachen

Die eine spezielle Ursache für einen Reizmagen haben Wissenschaftler bislang noch nicht gefunden. Experten vermuten, dass verschiedene Faktoren ihn begünstigen:

  • Psyche: Bei Reizmagen können seelische und emotionale Belastungen eine große Rolle spielen. So kann etwa Stress Reizmagen-Symptome auslösen, Ängste oder eine Depression können „auf den Magen schlagen“ oder die Beschwerden eines nervösen Magens verstärken.
  • Übergewicht: Ein höheres Körpergewicht kann Beschwerden wie Sodbrennen, Magenschmerzen oder Verdauungsprobleme begünstigen.
  • Rauchen und Alkohol reizen den Magen.
  • Die Nerven des Magen-Darm-Trakts können bei einem Reizmagen überempfindlich reagieren. Schon eine normale Dehnung des Magens kann sich für Betroffene unangenehm oder schmerzhaft anfühlen. Außerdem können sie auf bestimmte Reize, zum Beispiel die Magensäure, Allergene, bestimmte Nahrung wie fette oder scharfe Speisen, intensiver ansprechen.
  • Bei manchen ist die Muskelfunktion im Verdauungstrakt beeinträchtigt, wodurch sich die Magenentleerung verzögert.
  • Auch genetische Faktoren können einen Reizmagen fördern. Studien zeigen, dass Verwandte von Reizmagen-Betroffenen ein erhöhtes Risiko haben, selbst Symptome zu entwickeln.
  • Ein gestörtes Immunsystems kann ebenfalls eine funktionelle Dyspepsie begünstigen. So entwickelt sich bei manchen ein gereizter Magen nach einem überstandenen Infekt.
  • Veränderungen der Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms, also bei der Gesamtheit unserer Mikroorganismen im Darm, spielen ebenfalls eine Rolle. Dafür spricht unter anderem die Beobachtung, dass sich häufig ein Reizmagen ausbildet, wenn jemand ein Antibiotikum einnehmen musste. Denn das zerstört nicht nur die krankmachenden Bakterien, sondern auch solche, die uns nützlich sind – etwa indem sie die Darmschleimhaut schützen oder bei der Verdauung unterstützen.
  • Der Magenkeim Helicobacter pylori reizt die Magenschleimhaut und kann dort eine Entzündung hervorrufen. Rund die Hälfte der von Reizmagen Betroffenen leidet an solch einer Gastritis, also einer Magenschleimhautentzündung. Welche Rolle das Bakterium jedoch bei der Entstehung eines nervösen Magens spielt, weiß die Forschung noch nicht.
  • Einige Medikamente wie Antibiotika, entzündungshemmende Kortikosteroide und Bisphosphonate, die z. B. bei Knochenschwund (Osteoporose) zum Einsatz kommen, können den Magen ebenfalls reizen.

Wie lange Reizmagen-Beschwerden dauern, ist schwer zu beantworten. Viele Patienten haben ihr Leben lang immer wieder mit einem empfindlichen Magen zu tun. Betroffene sollten daher mit ihrem behandelnden Arzt besprechen, wie sie Beschwerden vermeiden und weitere Symptome vorbeugen können. Ein Symptomtagebuch mit Ernährungsprotokoll, das über einen längeren Zeitraum geführt wird, hilft dabei, den individuellen Ursachen des Reizmagens auf die Spur zu kommen und eine Ernährungsweise zu finden, die den nervösen Magen beruhigt.

Reizmagen: Diagnose

Wenn Ihre Beschwerden im Oberbauch länger als drei Monate bestehen und mindestens drei Mal pro Woche auftreten – zum Beispiel wiederkehrende stechende Magenschmerzen –, kann das auf einen gereizten Magen hinweisen. 

Um die Diagnose zu stellen, müssen Mediziner Schritt für Schritt vorgehen, um andere Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts auszuschließen. Nur mithilfe solch einer Ausschlussdiagnose lässt sich eine funktionelle Dyspepsie letztendlich feststellen.

Der Mediziner wird Sie dafür zuerst im Arzt-Patienten-Gespräch genau über die Beschwerden und Ihre aktuellen Lebensumstände befragen:

  • Wie, wo und wann spüren Sie die Schmerzen?
  • Wie ernähren Sie sich?
  • Wie sind Ihre Lebensumstände?
  • Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein?
  • Rauchen Sie?
  • Trinken Sie Alkohol und wenn ja, wie oft?
  • Stehen Sie derzeit stark unter Stress?
  • Leiden Sie unter Schlafstörungen?
  • Haben Sie in den letzten drei Monaten an Gewicht verloren oder zugenommen?
  • Gibt es bekannte Allergien oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten?

Nach der genauen Anamnese, also dem Erfassen der Krankheitsgeschichte des Patienten, folgt die körperliche Untersuchung. Der Arzt tastet den Bauch mit den Händen ab, horcht mit dem Stethoskop nach Darmgeräuschen und macht gegebenenfalls einen Ultraschall des oberen Bauchraums. 

Als mögliche weitere Untersuchungen kommen folgende infrage:

  • Blutabnahme: Eine Blutuntersuchung im Labor zeigt, ob Blutbild, Elektrolyte, Leber- und Nierenwerte und die Schilddrüsenhormone im Normbereich liegen.
  • Stuhlproben, zum Beispiel auf Keime oder Blut im Stuhl
  • Ösophagogastroduodenoskopie: Dabei schaut sich ein Internist oder Gastroenterologe mit einem Endoskop die Speiseröhre, den Magen und den ersten Abschnitt des Darms genau an und nimmt eventuell Gewebeproben.
  • Magenspiegelung (Gastroskopie): Bei dieser Untersuchung schiebt der Arzt einen dünnen Schlauch durch den Mund und die Speiseröhre zum Magen und entnimmt mit einer winzigen Zange Gewebeproben, die Spezialisten im Labor untersuchen. Das ermöglicht es ihm, Erkrankungen wie eine Magenschleimhautentzündung, die Besiedelung des Magens mit dem Keim Helicobacter pylori, ein Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür oder Magenkrebs auszuschließen.
  • Wasserstoffatemtest: Er zeigt, ob eine Fructose- beziehungsweise Laktose-Intoleranz oder eine bakterielle Fehlbesiedlung die Beschwerden verursacht. 

Findet der Arzt bei diesen Untersuchungsmethoden keine organische Ursache beziehungsweise Erkrankung im Bauchraum, kann er von der Diagnose Reizmagensyndrom ausgehen. Aber auch die Frage, ob psychische Probleme vorliegen, etwa eine belastende Stressphase, Ängste oder eine depressive Verstimmung, sollte ein Arzt klären, weil dies die Diagnose untermauern kann.

Reizmagen oder Gastritis? 

Bei vielen Reizmagen-Patienten entdeckt der Arzt eine Gastritis (Magenschleimhautentzündung). Der eine Befund schließt den anderen nicht aus. Rund die Hälfte der Betroffenen leidet auch an einer Gastritis. Ein Reizmagen zeigt sich vor allem im Oberbauch, etwa mit Völlegefühl, Schmerzen oder Sodbrennen. Ein Reizdarm betrifft eher den Unterbauch und hat zum Beispiel Blähungen, Krämpfe und plötzlichen Stuhldrang zur Folge.

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Reizmagen vorbeugen

Um einem gereizten Magen vorzubeugen, spielt Ihr Lebensstil eine wichtige Rolle. Die folgenden Tipps können helfen, den Magen nicht zusätzlich zu belasten:

  • Essen Sie regelmäßig, bewusst und in Ruhe. Hektisches Essen, große Portionen oder schwer verdauliche Speisen fordern den Magen heraus. Besser sind mehrere kleine, ausgewogene Mahlzeiten über den Tag verteilt.
  • Reduzieren Sie Stress. Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga oder Progressive Muskelentspannung unterstützen Ihr Wohlbefinden.
  • Meiden Sie Reizstoffe. Verzichten Sie möglichst auf Alkohol, Nikotin sowie sehr fettige, scharfe oder stark gewürzte Speisen.
  • Bewegen Sie sich regelmäßig. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt mindestens 150 Minuten körperliche Aktivität pro Woche.
  • Sorgen Sie für ausreichend Schlaf. Erholsame Nächte stärken das allgemeine Wohlbefinden – auch das Ihres Magens.

Reizmagen oder Reizdarm?

Manchmal sind Betroffene unsicher, ob ihre Beschwerden vom Magen oder vom Darm ausgehen. Das ist verständlich, denn ein Reizmagen und ein Reizdarm können sich ähnlich anfühlen und sogar gleichzeitig auftreten. Dennoch gibt es einige Unterschiede, die bei der Unterscheidung helfen können:

  • Reizmagen: Typisch sind Druck- oder Völlegefühl im Oberbauch, Schmerzen, Übelkeit oder Sodbrennen. Die Beschwerden treten häufig nach dem Essen auf, können aber auch unabhängig davon bestehen. Die Behandlung kann zum Beispiel eine Ernährungsumstellung, Stressmanagement, Psychotherapie oder Medikamente wie Säureblocker umfassen.
  • Reizdarm: Die Beschwerden betreffen vor allem den unteren Bauch. Häufig treten Blähungen, Krämpfe oder ein plötzlicher Stuhldrang auf, der sich nach dem Toilettengang bessert. Die Behandlungsmöglichkeiten ähneln denen beim Reizmagen: Auch bei Reizdarm helfen oftmals eine angepasste Ernährung, Entspannungstechniken oder Medikamente, die kurzfristig zum Beispiel gegen einen akuten Durchfall wirken.
Quellen
  • S1-Leitlinie: Zur funktionellen Dyspepsie (Reizmagen), einer Disorder of Gut-Brain Interaction (DGBI)(Deutsche Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM)); Stand: April 2025
  • Pinto-Sanchez, M I et al.: Protonenpumpeninhibitoren bei funktioneller Dyspepsie; Cochrane Library; 2017; DOI: 10.1002/14651858.CD011194
  • Madisch, A et al.: Diagnose und Therapie der funktionellen Dyspepsie; Dtsch Arztebl Int 2018; 2018; DOI: 10.3238/arztebl.2018.0222
  • Storr, M.: Ein Therapie-Algorithmus bei Reizmagen; MMW - Fortschritte der Medizin 161; 2019; DOI: 10.1007/s15006-019-1003-9
  • Online-Informationen Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de; Abruf: 25.08.2025
  • Online Informationen Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung: www.helmholtz-hzi.de; Abruf: 25.08.2025

 

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