Zusammenfassung:
- Definition: Bei einer Divertikulitis entzünden sich Ausstülpungen im Darm, die sogenannten Divertikel. Die Entzündung kann akut oder chronisch sein.
- Symptome: Eine akute Divertikulitis kann sich z.B. durch Schmerzen im linken Unterbauch, allgemeines Unwohlsein, Fieber, Stuhlunregelmäßigkeiten, Übelkeit und Appetitlosigkeit bemerkbar machen; eine chronische Divertikulitis geht oft mit Blut im Stuhl, Darmverengung, Abszessen oder Fisteln einher
- Wann zum Arzt und welcher Arzt? Immer, wenn Sie obige Symptome bei sich feststellen. Erster Ansprechpartner ist der Hausarzt, er überweist Sie gegebenenfalls ins Krankenhaus oder zum Magen-Darm-Spezialisten.
- Therapie: Es gibt verschiedene Möglichkeiten; leichte Varianten gehen oft von allein beziehungsweise mit Hausmitteln weg. Schwerere Ausprägungen bedürfen einer medikamentösen Behandlung oder mitunter auch einer Operation. Eine wichtige Rolle bei der Divertikulitis-Therapie spielt die Ernährung
- Ursachen: unterschiedliche, hauptsächlich ballaststoffarme Ernährung, aber auch Alter, Übergewicht, bestimmte Schmerzmittel und Medikamente sowie genetische Vorbelastung können eine Divertikulitis wahrscheinlicher machen
- Diagnostik: Nach Patientengespräch und körperlicher Untersuchung kommen oft bildgebende Verfahren (CT, MRT, Ultraschall) zum Einsatz sowie Blut- und Urinuntersuchungen.
- Folgen: lässt sich meist gut behandeln, möglich sind aber Folgen wie Abszesse, Fisteln, Loch in der Darmwand, Baufellentzündung oder Verengungen im Darm
- Vorbeugen: ballaststoffreich und wenig rotes Fleisch essen, Normalgewicht erreichen oder halten, regelmäßige Bewegung, nicht rauchen, wenig Alkohol, ausreichend Wasser trinken
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Was ist eine Divertikulitis?
Eine Divertikulitis ist eine Entzündung von Ausstülpungen im Darm. Divertikel hießen diese kleinen, ballonförmigen Gebilde. Sie ragen nicht ins Darminnere hinein, sondern stülpen sich nach außen vor - und zwar an jenen Stellen in der Darmwand, in denen sich Lücken in der Muskulatur befinden. Die Ausstülpungen entwickeln sich fast immer im letzten Teil des Dickdarms: Eine Divertikulitis im Sigma ist besonders häufig. Das ist ein 40 bis 50 Zentimeter langer, S-förmiger Abschnitt des Dickdarms. Hier übt der Darminhalt den größten Druck auf die Darmwand aus.
Ärzte unterscheiden folgende drei Krankheitsbilder:
- Divertikulose: Die Ausstülpungen entwickeln sich an mehreren Stellen der Darmwand. Die Erkrankung gehört zu den häufigsten gutartigen Veränderungen des Verdauungstrakts. Divertikel im Darm sind in den meisten Fällen harmlos. In mehr als 80 Prozent aller Fälle verursachen sie keine Symptome und Ärzte müssen sie auch nicht behandeln.
- Divertikelkrankheit: Die Ausstülpungen lösten Symptome aus, ähnlich wie bei einem Reizdarmsyndrom. Beispiele sind Bauchschmerzen und Blähungen.
- Divertikulitis: Anders als bei der Divertikulose haben sich die Ausstülpungen entzündet und rufen Beschwerden hervor. In den Divertikeln sammeln sich bakterienhaltige Stuhlpartikel an. Diese drücken auf die Darmwand, reizen sie und Bakterien verursachen eine Entzündung.
Akute und chronische Divertikulitis
Mediziner unterscheiden zwei Formen – eine akute und chronische Divertikulitis, je nach Dauer und Komplikationen.
- Akute Divertikulitis: Hier ist meist nur ein Divertikel entzündet sowie die angrenzenden Darmbereiche. Es gibt verschiedene Divertikulitis-Stadien: Bei der unkomplizierten Divertikulitis sind keine Komplikationen entstanden, die Entzündung ist noch auf die Dickdarmwand beschränkt. Bei einer komplizierten Divertikulitis hat die Entzündung dagegen schon Komplikationen verursacht, etwa Fisteln oder einen Darmdurchbruch. Dies kommt jedoch nur bei etwa fünf Prozent der Patienten vor.
- Chronische Divertikulitis: Die Entzündung ist dauerhaft vorhanden oder flammt immer wieder auf. Letztere bezeichnen Ärzte als chronisch-rezidivierende Divertikulitis. Es gibt chronische Verläufe, die keine Komplikationen verursachen und solche, bei denen sich die Dickdarmwand durch die regelmäßigen Entzündungen anatomisch verändert. Sie kann verdicken und im Darminnenraum können aufgrund des vernarbten Gewebes Verengungen (Stenosen) entstehen. Im schlimmsten Fall kommt es zum Darmverschluss (Ileus). Dieser ist ein Notfall und Ärzte müssen ihn sofort mittels Operation behandeln. Manchmal bilden sich kanalartige Verbindungsgänge (Fisteln) zu anderen Darmabschnitten oder Organen wie der Harnblase aus.
Divertikulitis: Symptome
Eine Divertikulitis kann verschiedene Symptome hervorrufen. Sie können verschieden stark ausgeprägt sein. Folgende Beschwerden kommen bei einer akuten Divertikulitis häufig vor:
- Schmerzen, die plötzlich auftreten, anhalten und meist den linken Unterbauch betreffen, selten sind sie bei einer Divertikulitis rechts spürbar. Häufig verstärken sich die Schmerzen bei der Nahrungsaufnahme, da sich der Darm dann stärker bewegt. Meist bessern sie sich nach dem Stuhlgang oder dem Abgang von Darmwinden wieder. Auch bei körperlicher Aktivität können die Schmerzen zunehmen. Sie können zudem in andere Körperregionen ausstrahlen. So verspüren manche Menschen bei einer Divertikulitis Schmerzen im Rücken, obwohl dies an sich kein typisches Divertikulitis-Symptom ist.
- Verhärtete Strukturen im Bauchraum: tastbare, druckschmerzempfindliche „Walze“ im linken Unterbauch
- Krankheitsgefühl, allgemeines Unwohlsein
- Fieber
- Stuhlunregelmäßigkeiten sind ebenfalls mitunter Symptom einer Divertikulitis, zum Beispiel Blähungen, Durchfall oder Verstopfung (auch Schafskot-ähnlicher Stuhl ist möglich).
- Stuhldrang, der sehr schmerzhaft sein kann
- Übelkeit, Erbrechen
- Appetitlosigkeit
Chronische Divertikulitis: Symptome
Diese Variante kann Komplikationen verursachen. Folgende Symptome können eine chronische Divertikulitis begleiten:
- Blut im Stuhl (Divertikelblutung)
- Blutungen aus dem Mastdarm (rektale Blutungen)
- Darmverengung (Stenose) bis hin zum Darmverschluss (Ileus)
- Darmriss (Perforation)
- Bauchfellentzündung (Peritonitis)
- Abszesse - abgekapselte Eiteransammlungen
- Fisteln - kanalartige Verbindungsgänge zwischen dem entzündeten Divertikel und anderen Darmbereichen oder benachbarten Organen. Ist die Harnblase betroffen, kann eine Blasenentzündung entstehen. Wenn die Vagina beteiligt ist, können Schmerzen im Genitalbereich (auch beim Geschlechtsverkehr) vorkommen.
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Divertikulitis: Wann zum Arzt?
Suchen Sie bei Symptomen wie Schmerzen im Bauch, starkem Krankheitsgefühl, Fieber und Stuhlauffälligkeiten immer Ihren Arzt auf, um die Beschwerden abklären zu lassen. Es könnte eine Divertikulitis dahinterstecken. Allerdings kommen solche Symptome auch bei vielen anderen Erkrankungen des Verdauungstraktes vor, zum Beispiel bei Magen-Darm-Infektionen, einer Blinddarmentzündung oder beim Reizdarmsyndrom. Anhand verschiedener Untersuchungen lassen sich die Erkrankungen jedoch unterscheiden.
Welcher Arzt bei Divertikulitis?
Bei Divertikulitis ist der richtige Ansprechpartner Ihr Hausarzt. Er kann die Erkrankung auch selbst behandeln. Im Zweifelsfall leitet er Sie in ein Krankenhaus oder an einen Gastroenterologen weiter. Dieser ist nicht nur ein Spezialist für Divertikulitis, sondern ganz allgemein für Magen-Darm-Erkrankungen. Wenn Sie sehr starke Schmerzen in Kombination mit weiteren Symptomen haben, rufen Sie besser den Rettungsdienst (112) oder suchen Sie direkt die Notaufnahme einer Klinik auf.
Divertikulitis: Therapie
Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Divertikulitis-Behandlung. Welche Ärzte wählen, hängt vom Ausmaß, von der Schwere und vom Ort der Divertikelkrankheit sowie den vorhandenen Symptomen ab.
Oft lässt sich eine unkomplizierte Divertikulitis durch Hausmittel beziehungsweise einfache Maßnahmen lindern. Grundsätzlich sollten Sie mit dem behandelnden Arzt sprechen, bevor Sie selbst etwas unternehmen. Was man selbst tun kann bei Divertikulitis ist zum Beispiel:
- Nehmen Sie einige Tage lang nur flüssige Kost zu sich und trinken Sie viel - so entlasten Sie den Darm.
- Bei Bauchschmerzen aufgrund der Divertikulitis tun Kühlen oder Wärme mitunter gut. Beides sind bewährte Hausmittel bei Schmerzen. Manchen hilft ein Eisbeutel (in ein Handtuch eingewickelt!), den Sie auf die schmerzende Stelle legen. Bei einer akuten Divertikulitis kann das Kühlen schmerzlindernd wirken. Bei chronischen Schmerzen empfinden manche dagegen Wärme als angenehmer.
Eine leichte Divertikulitis heilt in der Regel von allein wieder aus. Dennoch sollten Sie die Erkrankung engmaschig von Ihrem Arzt kontrollieren lassen, vor allem in den ersten Tagen nach der Diagnose. Ärzte können am besten beurteilen, ob sich die Erkrankung gebessert hat.
Divertikulitis: Medikamente
Bei einer Divertikulitis liegen Entzündungen im Darm vor, die nicht unerhebliche Schmerzen verursachen können. Daher helfen entzündungshemmende Medikamente, zum Beispiel der Wirkstoff Mesalazin, sowie krampflösende Präparate, beispielsweise Butylscopolamin oder Metamizol.
Welche Schmerzmittel bei Divertikulitis eher tabu sind: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR)! Dazu gehören unter anderem die Wirkstoffe Ibuprofen, Diclofenac oder Acetylsalicylsäure. Sie können Komplikationen wie eine Darmperforation begünstigen. Nehmen Sie daher kein Schmerzmittel auf eigene Faust ein, sondern besprechen Sie dies immer mit Ihrem behandelnden Arzt.
Antibiotika sind bei einer Divertikulitis notwendig, wenn:
- die Entzündung durch andere Maßnahmen nicht abklingt.
- eine schwere Entzündung vorliegt.
- ein Patient bestimmte Risikofaktoren mitbringt: Dazu gehören zum Beispiel Bluthochdruck, eine chronische Nierenerkrankung oder Immunschwäche – diese können einen komplizierten Verlauf der Divertikulitis begünstigen.
Eine komplizierte Divertikulitis müssen Ärzte immer im Krankenhaus behandeln. Dort bekommen Sie Flüssignahrung oder werden intravenös ernährt und erhalten ein Breitbandantibiotikum. Es wirkt gegen verschiedene Arten von Bakterien. Wenn sich die Symptome bessern, erhalten Sie nach einigen Tagen schrittweise wieder normale Kost.
Divertikulitis: OP
Manchmal bringen allgemeine Maßnahmen und Medikamente keinen ausreichenden Erfolg bei der Divertikulitis. Eine Operation kann notwendig sein, wenn:
- Sie trotz Antibiotika noch Schmerzen haben.
- die Entzündung sehr schwer ist.
- schon Komplikationen eingetreten sind, etwa eine Verengung im Darm oder Fisteln.
- die Divertikulitis immer wieder auftritt – manchmal müssen Chirurgen den erkrankten Darmbereich entfernen, um eine Heilung zu erreichen.
Den chirurgischen Eingriff führen Ärzte heutzutage meist im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) durch. Dies ist ein minimal-invasiver Eingriff („Schlüssellochchirurgie“). Nur im Notfall ist eine offene Operation mit einem Bauchschnitt nötig. Im Rahmen der Operation entfernt der Chirurg den betroffenen Darmabschnitt und fügt die Darmenden wieder zusammen.
In der Regel warten Ärzte mit Divertikulitis-OP so lange, bis die Entzündung im Darm abgeklungen ist. Meist ist dies sechs bis acht Wochen nach Beginn der Antibiotika-Therapie der Fall. Erst dann erfolgt der chirurgische Eingriff. Anders sieht es aus, wenn Divertikel geplatzt oder andere schwere Komplikationen entstanden sind – dann operieren Ärzte ihren Patienten sofort im Rahmen einer Notfall-OP.
Manchmal legen sie danach vorübergehend einen künstlichen Darmausgang (Stoma), um den operierten Bereich zu entlasten. Über ein kleines Loch in der Bauchdecke wird der Darminhalt ausgeleitet und in einem Beutel gesammelt, der geruchsundurchlässig und am Körper befestigt ist. Nach einiger Zeit entfernen Ärzte den künstlichen Darmausgang meist im Rahmen einer zweiten Operation wieder und stellen den normalen Darmausgang wieder her. Sehr selten ist dies nicht möglich und ein Patient muss dauerhaft mit dem Stoma leben.
Divertikulitis: Ernährung als Therapie
Wer von einer Darmentzündung betroffen ist, stellt sich meist die Frage: „Was essen bei einer Divertikulitis?“ Oder umgekehrt: „Was darf man bei Divertikulitis nicht essen?“ Die Antwort lautet: Es hängt vor allem vom Stadium der Divertikulitis ab, welche Lebensmittel ratsam sind.
Bei einer akuten Divertikulitis ist es manchmal sinnvoll, den Darm zu entlasten und daher ein paar Tage auf feste Nahrung zu verzichten. Nehmen Sie in dieser Phase nur flüssige Kost wie Wasser, Tee, gegebenenfalls angereichert mit Traubenzucker oder Elektrolyten (Mineralsalze), und Gemüsebrühe zu sich. Besprechen Sie die Ernährungsweise vorher immer mit Ihrem behandelnden Arzt.
Wenn die Entzündung im Darm abklingt, können Sie nach und nach wieder feste Nahrung zu sich nehmen. Anfangs ist Schonkost bei Divertikulitis empfehlenswert, beispielsweise Zwieback und Kräutertee oder leichte Gemüsegerichte wie eine Suppe. Verzichten Sie auf ballaststoffreiche Kost, scharfe Lebensmittel und Gewürze (z. B. Chili, Ingwer) bei der Divertikulitis-Heilungsphase, denn Sie sollten den Verdauungstrakt noch schonen. Später dürfen Lebensmittel mit vielen Ballaststoffen dagegen oft auf dem Speiseplan stehen.
Ist die akute Phase vorbei, ist eine leichte und fettarme Kost empfehlenswert. Neben Gemüsebrühe und -suppe können Sie folgende Gerichte auf Ihren Teller bringen:
- gedünstetes (ggf. passiertes) Gemüse - vor allem leicht verdauliche Sorten wie Zucchini, Tomaten, Möhren
- Kartoffelbrei
- Reissuppen
- Vollkorntoast
- Reiswaffeln
Intervallfasten, bei dem Sie zum Beispiel von 18 Uhr abends bis 9 Uhr am nächsten Morgen nichts essen, kann anfangs ebenfalls ratsam sein. Sie schonen Ihren Darm, weil Sie mehrere Stunden auf Nahrung verzichten. Wissenschaftliche Belege dafür, wie sich regelmäßiges Intervallfasten auf Divertikulitis auswirkt, ließen sich jedoch nicht finden. Sprechen Sie immer mit Ihrem Arzt, bevor Sie bei einer DivertikulitisInterfallfasten durchführen.
Bei Divertikulitis hilft folgende Liste mit Tipps zur Ernährung, die Sie am besten dauerhaft beachten:
- Verzehren Sie häufig ballaststoffreiche Lebensmittel wie Obst und Gemüse, am besten mehrmals am Tag. Gut sind beispielsweise Kartoffeln, Karotten, Äpfel, Birnen, Beeren, Hülsenfrüchte wie Linsen und Bohnen oder Lauch. Ballaststoffreich sind zudem Nüsse. Ballaststoffe machen den Stuhl voluminöser und fördern so die Verdauung. Einige dieser Nahrungsmittel (z. B. Bohnen) können allerdings eine blähende Wirkung haben. Wenn Sie diese nicht gut vertragen und Blähungen bekommen, verzichten Sie besser darauf. Es gibt viele ballaststoffreiche Nahrungsmittel, die nicht blähend wirken.
- Weizenkleie, Chia-, Lein- und Flohsamen sind ebenfalls gute Ballaststofflieferanten und können dabei mithelfen, eine Divertikulitis zu vermeiden. Sie sind generell gesund. Streuen Sie diese zum Beispiel aufs Müsli oder mischen Sie diese einem Smoothie hinzu.
- Trinken Sie ausreichend. Empfehlenswert sind mindestens 1,5 Liter pro Tag. Wählen Sie am besten Wasser oder Tee (Grün- oder Kräutertee). So wird der Stuhl weicher und leichter durch den Darm transportiert, besonders, wenn Sie ballaststoffreich essen.
- Kaffee scheint Divertikulitis laut Leitlinie nicht wahrscheinlicher zu machen, Sie dürfen ihn trinken. Alkohol im „risikoarmen Konsumbereich“ (<24 g/Tag Mann; <12 g/Tag Frau) erhöht zumindest die Wahrscheinlichkeit für Divertikulitis nicht. Von übermäßigem Alkoholkonsum rät die Leitlinie jedoch ab. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) stuft Alkohol sogar als nicht empfehlenswert ein.
- Legen Sie zwischendurch einen vegetarischen Tag ein, an dem Sie auf Fleisch, Wurst und andere tierische Lebensmittel verzichten. Studien zeigen, dass Vegetarier deutlich seltener an Divertikeln erkranken.
- Seien Sie sparsam mit rotem Fleisch (z. B. Rind, Schwein, Lamm). Vor allem der häufige Verzehr von unverarbeitetem Fleisch wie Steak und Schnitzel kann die Entwicklung von Darmausstülpungen fördern, zeigt eine Studie der Harvard Medical School (USA).
- Wählen Sie besser Vollkornprodukte (Brot, Nudeln) statt Weißmehlprodukte. die Vollkornvarianten enthalten viele Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe, welche die Darmgesundheit stärken.
- Sauermilchprodukte sollten zur Divertikulitis-Vermeidung auch öfters auf dem Speiseplan stehen. Joghurt, Buttermilch oder Sauerkraut können die Darmflora stärken. Dies wird auch den sogenannten Probiotika nachgesagt. Das sind Produkte, die lebensfähige Organismen wie Milchsäurebakterien enthalten. Ob Probiotika einen Effekt auf eine Divertikulitis haben oder nach einer unkomplizierten Divertikulitis hilfreich sein können, ist wissenschaftlich nicht eindeutig belegt. Die Leitlinie spricht deshalb keine Empfehlung für Probiotika bei Divertikulitis aus.
- Nüsse, Mais, Popcorn und Körner sollten im Zusammenhang mit Divertikulitis früher eher gemieden werden. Diese Empfehlung hat sich geändert. Die Leitlinie rückt ab von der Annahme, dass diese Lebensmittel in den Divertikelhälsen stecken bleiben und Komplikationen verursachen können. Mehr noch: Bei regelmäßigem Verzehr können diese Lebensmittel das Risiko für die Entwicklung von Divertikeln sogar verringern.
- Kauen Sie jeden Bissen gründlich. Spitze, kantige Nahrungsbestanteile können die Darmausstülpungen verletzen.
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Divertikulitis: Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen können verschieden sein bei einer Divertikulitis. Die Ernährungspielt jedoch eine zentrale Rolle. Denn eine ballaststoffarme Kost fördert die Entstehung von Darmausstülpungen. Sie sei der „wichtigste Risikofaktor für eine Divertikelkrankheit“, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).
So hängen Ernährung, Ballaststoffe und Divertikulitis zusammen
- Ballaststoffe binden Wasser im Verdauungstrakt. Dadurch wird der Stuhl weicher und voluminöser. Er lässt sich dann leichter durch den Verdauungstrakt befördern und es wirkt weniger Druck auf die Darmwand ein. Wichtig: Ausreichend trinken!
- Ballaststoffarme Nahrungsmittel lassen den Stuhl dagegen hart und fest werden. Er verbleibt länger im Darm und kann (nicht nur) bei Divertikulitis eine Verstopfung begünstigen. Zudem besitzt der harte Kot ein geringeres Volumen. Daher muss die Darmmuskulatur mehr Druck aufwenden, um den Stuhl durch die Darmpassage zu transportieren. Ist das Bindegewebe im Darm an einigen Stellen schwächer, kann sich die Darmwand dort nach außen wölben - es entstehen sackförmige Ausstülpungen, die Divertikel. Wenn sich dort bakterienhaltiger Stuhl ansammelt, kann sich eine Divertikulitis entwickeln.
Dass die Ernährung bei der Divertikelkrankheit eine besondere Rolle spielt, lässt sich auch an der historischen Entwicklung ablesen: Seit rund 100 Jahren hat die Zahl der Divertikulitis-Patienten in den westlichen Industrieländern stark zugenommen, parallel zum Wandel der Essgewohnheiten vieler Menschen.
Diese sehen heute oft so aus:
- Obst, Gemüse und Vollkornprodukte, die viele Ballaststoffe enthalten, liegen zu selten auf dem Teller.
- Stattdessen stehen öfters Pizza, Pommes Frites, Burger oder andere Fertiggerichte auf dem Speiseplan, die kaum Ballaststoffe enthalten.
- Auch der Verzehr von rotem Fleisch, etwa Schwein, Rind, Kalb oder Lamm, ist enorm gestiegen. Ein hoher Fleischkonsum gilt ebenfalls als Risikofaktor für die Entstehung von Darmdivertikeln. Vegetarier und Veganer erkranken deutlich seltener daran. Dies zeigen verschiedene Studien, etwa die Health Professionals Follow-Up Study der Harvard School of Public Health (USA).
Divertikulitis: Weitere Ursachen
Daneben sind noch weitere Risikofaktoren bekannt, welche die Gefahr für eine Divertikulitis erhöhen. Dazu gehören zum Beispiel:
- Alter: Das Bindegewebe wird bei vielen Menschen mit zunehmenden Lebensjahren schwächer. Bei den über 50-Jährigen ist jeder Zehnte von Divertikeln betroffen, ab 60 Jahren ist es jeder Dritte. Bei den über 70-Jährigen haben mehr als 60 Prozent solche gutartigen Veränderungen im Darm. Allerdings können auch jüngere Menschen ein weniger elastisches Bindegewebe haben. Die Veranlagung dafür, und damit indirekt auch eine höhere Wahrscheinlichkeit für Divertikulitis, kann vererbbar sein.
- Übergewicht (oft eine Folge falscher Ernährung) und Bewegungsmangel – eine geringe körperliche Aktivität beeinträchtigt auch die Darmtätigkeit.
- Schmerzmittel: Die häufige Einnahme von Schmerzmedikamenten aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) kann eine Entzündung im Darm begünstigen. Wirkstoffe aus dieser Gruppe sind zum Beispiel Ibuprofen, Diclofenac und Acetylsalicylsäure (ASS).
- Medikamente: Auch Medikamente wie Kortikosteroide („Kortison“), die Entzündungen im Körper reduzieren, oder Mittel für eine Hormonersatztherapie (HRT) in den Wechseljahren können das Risiko für eine Divertikulitis erhöhen.
Divertikulitis: Diagnostik
Die Diagnostik einer Divertikulitis beginnt mit einem ausführlichen Gespräch zwischen Arzt und Patient zur Krankengeschichte (Anamnese). Er fragt Sie unter anderem:
- seit wann die Beschwerden bestehen
- wo sie im Bauchraum genau auftreten
- wie stark und ausgeprägt die Symptome sind
- wie sie sich äußern, z. B. Schmerzen im linken unteren Bauch, Verstopfung, Blut im Stuhl
- ob Sie schon früher einmal von einer Divertikulitis betroffen waren
- ob andere Erkrankungen bei Ihnen bekannt sind
- ob Sie Medikamente einnehmen und falls ja: welche und seit wann
- Wie Ihr Lebensstil aussieht, z.B. Ernährung, Bewegung, Sport
Anhand Ihrer Antworten können Ärztinnen und Ärzte bereits erste Rückschlüsse ziehen, welche Erkrankung vorliegen könnte.
Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung. Der Arzt hört den Bauchraum mit einem Stethoskop ab und achtet auf ungewöhnliche Darmgeräusche. Zudem klopft und tastet er mit den Händen den Bauch ab. Manchmal sind die entzündeten Darmausstülpungen als verhärtete Bereiche im Unterbauch fühlbar. Außerdem untersucht er den Enddarm mit einem Finger, um Auffälligkeiten zu erkennen (digitale-rektale Untersuchung, DRU).
Dann kommen in der Regel bildgebende Verfahren zum Einsatz:
- Bei Verdacht auf Divertikulitis kann ein Ultraschall (Sonographie oder Sonografie) bei der Überprüfung helfen, ob Divertikel im Darm vorhanden sind.
- Ein noch genaueres Bild des Bauchraumes liefern die Computertomografie (CT) bei Divertikulitis oder - im Einzelfall - eine MRT (Magnetresonanztomografie).
Ob im Körper eine Entzündung vorliegt, lässt sich auch anhand einer Blutuntersuchung feststellen. Folgende Blutwerte liefern Informationen darüber:
- erhöhte Anzahl an weißen Blutkörperchen (Leukozyten)
- erhöhtes C-reaktives Proteins (CRP-Wert)
- veränderte Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit (BSG)
Diese Blutwerte sind aber nichtspezifisch für eine Divertikulitis. Sie deuten ganz allgemein auf eine Entzündung hin, besagen aber nicht, wo genau sie sich befindet und welche Ursache sie hat.
Beim Verdacht auf eine Divertikulitis sollen Ärzte laut Leitlinie zudem eine Urinuntersuchung durchführen. Ziel ist es, einen Harnwegsinfekt als Ursache der Beschwerden auszuschließen. Eine Koloskopie - eine Darmspiegelung – wird beim Verdacht auf eine Divertikulitis zunächst nicht durchgeführt. Das Risiko ist zu groß, dass die Darmwand bei dieser Untersuchung verletzt wird. Erst acht Wochen nach dem Abklingen der Beschwerden ist eine Darmspiegelung empfohlen – entweder um andere Erkrankungen auszuschließen oder um den Therapieerfolg zu überprüfen.
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Divertikulitis vorbeugen
Sie können selbst viel dazu beitragen, um das Risiko für eine Divertikulitis zu vermindern und einer erneuten Divertikulitisvorzubeugen.
Folgende Maßnahmen sind wichtig:
- Achten Sie auf eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukten sowie wenig rotem Fleisch.
- Trinken Sie ausreichend – mindestens 1,5 Liter pro Tag.
- Rauchen Sie nicht.
- Vermeiden sie Übergewicht oder Fettleibigkeit (Adipositas) – dies gelingt am besten durch eine gesunde Ernährung und viel Bewegung und Sport.
- Regelmäßige Bewegung kurbelt die Verdauung an. Seien Sie mindestens 30 Minuten pro Tag körperlich aktiv. Gehen Sie öfters in flottem Tempo und betreiben Sie zusätzlich eine Ausdauersportart, beispielsweise Joggen, Schwimmen oder Tanzen - zwei- bis dreimal pro Woche.
Quellen
- S3-Leitlinie: Divertikelkrankheit/Divertikulitis (Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie,
Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV)); Stand: November 2021 - Cao Y et al.: Meat intake and risk of diverticulitis among men; PubMed Central; 2018; DOI: 10.1136/gutjnl-2016-313082
- Online-Informationen Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG): www.gesundheitsinformation.de; Abruf: 27.11.2024
- Online-Informationen Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten e.V.: www.internisten-im-netz.de; Abruf: 27.11.2024
- Online-Informationen Cellitinnen-Krankenhaus St. Hildegardis: www.hildegardis-krankenhaus.de; Abruf: 27.11.2024
- Online-Informationen München Klinik: www.muenchen-klinik.de; Abruf: 27.11.2024
- Online-Informationen Klinik Günzburg: https://kkh-gz-kru.de; Abruf: 27.11.2024