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Zahnseide senkt das Risiko für Schlaganfall

Ein Schlaganfall betrifft jedes Jahr ungefähr 270.000 Menschen. Wissenschaftler haben nun eine einfache Maßnahme gefunden, mit der sich jeder ein Stück weit vor Schlaganfall schützen kann: die regelmäßige Verwendung von Zahnseide.

Geprüft von , Mikrobiologin, Redaktionsleitung FOCUS-Gesundheit Digital

Veröffentlicht: 2025-08-27T18:30:00+02:00

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© Puhhha / iStockphoto

Zahnseide zur Reinigung der Zahnzwischenräume ist unentbehrlich für die Gesundheit von Mund und Zähnen – das ist bekannt. Allerdings hat die regelmäßige Verwendung von Zahnseide womöglich noch weitere positive Effekte auf die Gesundheit. Einer US-Studie zufolge kann der Einsatz von Zahnseide – ein- oder mehrmals pro Woche – das Risiko für einen Schlaganfall senken. Die Ergebnisse der ARIC-Studie (Atherosclerosis Risk in Communities) wurden auf der International Stroke Conference 2025 der American Stroke Assosiation in Los Angeles vorgestellt.

Diese risikosenkenden Wirkungen der Zahnseide könnten sogar unabhängig vom Zähneputzen und von anderen Maßnahmen zur Zahn- und Mundhygiene sein, so die Studie des Forschungsteams um den Neurologen Prof. Souvik Sen von der University of South Carolina. „Zahnseide ist eine Maßnahme, die gesund, bezahlbar, leicht anwendbar, einfach in den Alltag integrierbar und flächendeckend verfügbar ist“, schreiben die Forschenden. 

Der häufigste Grund für Schlaganfall ist ein Blutgerinnsel, welches eine Gehirnarterie verengt oder verschließt und die Durchblutung vermindert oder zum Erliegen bringt. Auch ein im Herzen entstandenes, losgelöstes und in eine Hirnarterie verschlepptes Blutgerinnsel sowie Herzrhythmusstörungen wie das Vorhofflimmern können einen Schlaganfall auslösen.

Langzeitbeobachtung über 25 Jahre

An der Studie, die bereits im Jahr 1987 begonnen hatte und noch weiter läuft, nahmen insgesamt 6.278 Probandinnen und Probanden teil. Im Schnitt waren sie 62 Jahre alt. Mit 55 Prozent waren Frauen leicht in der Überzahl. Zum letzten Zeitpunkt der Erhebung (1998) verwendete 4.092 dieser Personen Zahnseide und 2.186 nicht. Rund 65 Prozent gaben an, mindestens einmal wöchentlich Zahnseide einzusetzen.

Maßnahmen zur Zahn- und Mundgesundheit und Häufigkeit ihrer Zahnarztbesuche sowie bekannte Risikofaktoren für Schlaganfall wurden bei den Teilnehmenden abgefragt, etwa Bluthochdruck, Diabetes mellitus, erhöhte Cholesterinwerte, Rauchen oder Body-Mass-Index.

In den 25 Jahren der Beobachtung erlitten 434 Personen einen Schlaganfall. Die wichtigsten Ursachen: Größere Blutgerinnsel in einer Gehirnarterie, ein verschlepptes Blutgerinnsel aus dem Herzen und verhärtete kleinere Arterien. Zusätzlich wurde bei 1.291 Teilnehmenden Vorhofflimmern festgestellt.

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Zahnseide lässt Risiko für Schlaganfall deutlich sinken

Die wichtigsten Studienergebnisse auf einen Blick:

  • Die Verwendung von Zahnseide war mit einem 22 Prozent niedrigeren Risiko für ischämischen Schlaganfall (aufgrund einer Minderdurchblutung durch ein Blutgerinnsel) in einer Gehirnarterie verbunden.
  • Das Risiko für einen Schlaganfall aufgrund eines aus dem Herzen in einer Gehirnarterie verschleppten Blutgerinnsels (kardioembolischer Schlaganfall) war um 44 Prozent niedriger. Hier fiel der Effekt der Zahnseide am deutlichsten aus.
  • Das Risiko für Vorhofflimmern sank durch die Nutzung der Zahnseide um 12 Prozent.
  • Die Risikosenkung war unabhängig vom normalen Zähneputzen, Routinebesuchen beim Zahnarzt oder anderen Maßnahmen zur Mund- und Zahnhygiene.
  • Wer die Häufigkeit des Zahnseideeinsatzes erhöhte, hatte eine größere Chance, sein Schlaganfallrisiko zu senken. „Dreimal oder häufiger pro Woche haben den größten Effekt. Die meisten Zahnärzte würden aber die tägliche Anwendung empfehlen“, erklärt Souvik Sen auf Anfrage von FOCUS-Gesundheit.
  • Die Verwendung von Zahnseide senkte außerdem das Risiko für Zahnschäden und Parodontalerkrankungen (des Zahnhalteapparates). 

Weniger Entzündungen – niedrigeres Schlaganfallrisiko

Doch wie hängen die Zahnseide und das niedrigere Schlaganfallrisiko genau zusammen? Neurologe Sen erklärt dies so: „Die regelmäßige Verwendung von Zahnseide könnte die Gefahr von Infektionen im Mund und Entzündungen reduzieren.“ 

Besonders überraschend fand das Forschungsteam die Reduktion des Vorhofflimmerns, was die häufigste Form von Herzrhythmusstörungen ist. Die Folgen können Schlaganfall, Herzversagen oder andere Herz-Kreislauf-Komplikationen sein. In Deutschland leiden rund 1,8 Millionen Menschen unter Vorhofflimmern, laut der Deutschen Herzstiftung e.V.

Sen erklärt gegenüber FOCUS-Gesundheit: „Zahnseide und andere Formen der Mund- und Zahnhygiene vermindern die Rate an Parodontalerkrankungen und Entzündungen.“ Beim Vorhofflimmern trage die Entzündung sowohl zur Entstehung als auch zur Aufrechterhaltung dieser Herzrhythmusstörung bei.

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Senkt Zahnseide auch die Herzinfarktgefahr?

Die Studie besitzt jedoch auch einige Einschränkungen ihrer Aussagekraft. Eine ist, dass die Untersuchung nur auf den persönlichen Angaben und Antworten aus einem Fragebogen basiert. Außerdem lag der Fokus rein auf dem Krankheitsbild des Schlaganfalls. „Wir analysieren die Daten derzeit daraufhin, ob Zahnseide eventuell auch das Herzinfarktrisiko senken kann“, berichtet Sen. Wie ein Schlaganfall wird ein Herzinfarkt ebenfalls in vielen Fällen durch ein Blutgerinnsel ausgelöst, allerdings hier in einem Herzkranzgefäß. Ein weiterer Schwachpunkt der Studie ist, dass es keine Nachbeobachtung gab, wie sich die Zahnseidennutzung und andere Verhaltensweisen der Mundgesundheit vielleicht über die Jahre verändert haben. 

Ebenfalls nicht untersucht wurde, ob Interdentalbürstchen, die viele Menschen anstelle von Zahnseide benutzen, ähnliche risikosenkende Effekte haben. Der Grund: „In den USA sind sie nicht sehr weit verbreitet“, erklärt Souvik Sen. 

Dr. Daniel T. Lackland von der American Heart Association (AHA) fasst zusammen: „Die Studie bietet genauere Einblicke in spezielle Verhaltensweisen bei der Mundgesundheit, die mit Schlaganfallrisiken und der Verminderung dieser Risiken verbunden sein könnten.“ Vielleicht könnten die Praktiken zur Zahngesundheit nach weiteren Studien in die „Acht essenziellen Risikofaktoren des Lebensstils“ aufgenommen werden. Dazu gehören bislang die Ernährung, körperliche Aktivität, Nikotinverzicht, guter Schlaf, ein gesundes Körpergewicht sowie normale Werte bei Blutdruck, Blutzucker und Blutfetten.

Quellen
  • Sen, Souvik et.al.: Dental Flossing may lower the risk for incident ischemic stroke, cardioembolic stroke and atrial fibrillation; American Heart Association Journal; 2025; DOI: 10.1161/str.56.suppl_1.19
  • Online-Informationen University of South Carolina: https://sc.edu; Abruf: 14.08.2025
  • Online-Informationen American Heart Association (AHA): https://newsroom.heart.org; Abruf: 15.08.2025
  • Online-Informationen Deutsche Herzstiftung: https://herzstiftung.de; Abruf: 15.08.2025

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FOCUS-Gesundheit 03/2025

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