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Strahlentherapie

Die Strahlentherapie kann Krebszellen zerstören oder unter Kontrolle halten. Ein Dossier über Wirkung und Nebenwirkungen.

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Inhaltsverzeichnis
Patient bei Strahlentherapie

© Mark Kostich / AdobeStock

Zusammenfassung:

  • Definition: Eine Behandlung, die vor allem bei Krebs, aber auch bei einigen gutartigen Erkrankungen helfen kann; verschiedenen Strahlenarten und Formen der Bestrahlung, z. B. Bestrahlung von außen über die Haut (perkutane Strahlentherapie) oder von innen (Brachytherapie).
  • Onkologische Strahlentherapie: wichtige Therapiesäule bei verschiedenen Krebsarten, z. B. bei Brustkrebs, Prostatakrebs, Hirntumoren oder Lungenkrebs; einsetzbar vor oder nach einer Operation; funktioniert mit hochenergetischen, ionisierenden Strahlen, die das Erbgut der Krebszellen zerstören – sie sterben ab; soll Rückfälle verhindern oder Beschwerden lindern, z. B. aufgrund von Metastasen.
  • Bei anderen (gutartigen) Erkrankungen: Bestrahlung kann auch bei entzündlichen oder degenerativen Erkrankungen positive Effekte haben. Beispiele: Fersensporn, Tennisellenbogen, Gelenkarthrose, Schulterschmerzen; soll nicht in erster Linie Zellen abtöten, sondern Entzündungen bremsen und Symptome wie Schmerzen lindern.
  • Nebenwirkungen: hängen von der Bestrahlungsform, Krebsart und dem bestrahlten Bereich ab; Bestrahlung wirkt lokal und ruft meist örtliche Nebenwirkungen hervor; möglich sind Rötungen, Reizungen und Schwellungen der Haut im bestrahlten Areal, aber auch allgemeine Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Fatigue; bei Bestrahlung des Verdauungstraktes sind Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall möglich.
  • Was beachten? Bei perkutaner Strahlentherapie ist eine gute und schonende Hautpflege wichtig; vorsichtig waschen und duschen, keine Seife oder milde Seifen, gut abtrocknen, trocken tupfen und nicht rubbeln, auf Parfüm, alkoholhaltige Reinigungsmittel, Nassrasur und Epilieren besser verzichten.

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Was ist eine Strahlentherapie?

Die Strahlentherapie (Radiotherapie) ist eine sehr wichtige Behandlung bei Krebs, die oft mit anderen Krebsbehandlungen wie der Operation oder Chemotherapie kombiniert wird. Viele Menschen, die an Krebsarten wie Brustkrebs, Prostatakrebs, Lungenkrebs oder Darmkrebs erkrankt sind, erhalten eine Radiotherapie. 

Aber wie funktioniert die Strahlentherapie? Die Bestrahlung bei Krebs ist eine lokale Behandlung. Sie funktioniert mit hochenergetischer, ionisierender Strahlung, die Krebszellen im Tumorgebiet gezielt schädigen und abtöten kann. Sie ist ein Standard in der Medizin und bei onkologischen Erkrankungen (Krebserkrankungen). „Ionisierend“ bedeutet, dass die eingesetzte Strahlung so viel Energie besitzt, dass sie Atome und Moleküle im Körper verändern kann. Sie kann positiv geladene Ionen erzeugen. Diese Wirkung wird gezielt genutzt, um Krebszellen zu schädigen. Gesundes Gewebe lässt sich bei der Bestrahlung bestmöglich schonen, weil sie sehr präzise ist. Dennoch kann die Strahlentherapie einige Nebenwirkungen hervorrufen, zum Beispiel Müdigkeit, Rötungen oder Reizungen.

Die Bestrahlung kommt aber nicht nur bei Krebs, sondern auch bei einigen gutartigen Erkrankungen zum Einsatz. Dazu zählen zum Beispiel entzündliche Weichteilerkrankungen wie der Tennisarm und der Golferellenbogen oder degenerative Erkrankungen wie eine Arthrose (z. B. Kniegelenk, Hüftgelenk). Ziel ist es, entzündliche Prozesse zu hemmen (Entzündungszellen zu beseitigen), überschießendes Gewebewachstum einzudämmen und Symptome zu lindern. Bei gutartigen Erkrankungen wenden Ärzte jedoch niedrigere Strahlendosierungen an als bei bösartigen Tumoren (Krebs). Die Bestrahlung kommt in der Regel erst in Frage, wenn andere Behandlungen nicht ausreichend gewirkt haben.

Welche Strahlen bei Strahlentherapie?

Bei der Bestrahlung setzen Ärzte verschiedene Arten von Strahlung ein, vorwiegend Röntgenstrahlen, Gammastrahlen und Elektronenstrahlen. Möglich ist aber auch die Strahlenbehandlung mit Neutronen (elektrisch neutrale Teilchen), Protonen (positiv geladene Teilchen) und Schwerionen (besonders schwere positiv geladene Atomkerne). Eine Besonderheit von ionisierender Strahlung (z. B. Protonen) ist, dass sie nach dem Eindringen ins Gewebe kurz vor dem Ende ihrer Reichweite eine enorme Menge an Strahlungsenergie freisetzt und dann abrupt stoppt (sogenannter Bragg-Peak). Die Strahlen wirken also sehr punktgenau auf jene Zellen ein, gegen die sie gerichtet sind.

Perkutane Strahlentherapie

Bei einer perkutanen Strahlentherapie verabreichen Ärztinnen und Ärzte die Strahlung von außen über die Haut (perkutan = über die Haut). Diese Variante ist ein Standard in der Krebsbehandlung, zum Beispiel bei Brustkrebs oder Darmkrebs. Die Strahlen erzeugt ein Linearbeschleuniger. Dieser gibt sie von außen auf zuvor genau festgelegte Körperregionen ab, also zum Beispiel auf die erkrankte Brust oder den Darm.

Während der Bestrahlung liegen Sie auf einer Bestrahlungsliege. Wichtig ist, dass Sie möglichst ruhig liegen. Die Strahlen sollen nur das Tumorgewebe treffen und gesundes Gewebe schonen. Die Planung der Bestrahlung ist regelrecht Maßarbeit und braucht eine gute Vorbereitung. Eine Strahlensitzung selbst dauert jeweils nur einige Minuten. 

Es gibt verschiedene Varianten der perkutanen Strahlentherapie:

  • Intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT): Eine Weiterentwicklung der „klassischen“ Strahlentherapie. Das Tumorgebiet wird in Felder unterteilt und jedes Feld mit einer unterschiedlichen Intensität bestrahlt. Vorteil: Die Strahlendosis lässt sich an die Form und Lage des Tumors anpassen. Dies ist zum Beispiel bei Tumoren wichtig, die in der Nähe von strahlungsempfindlichen Organen (z. B. Bauchraum) liegen. Anwendung z. B. bei Prostatakrebs, Hirntumoren, Tumoren im Kopf-Halsbereich (Mund, Rachen, Hals), Tumoren des Verdauungstrakts und im Genitalbereich.
  • Volumetric Modulated Arc Therapy (VMAT): Diese Variante ist eine Weiterentwicklung der IMRT. Ein Linearbeschleuniger rotiert um den Patienten. Während dieser Rotation wird die Strahlendosis dynamisch angepasst. Bei der VMAT sind oft kürzere Bestrahlungszeiten möglich.
  • Konformationsbestrahlung (3D-Strahlentherapie): Das Strahlenfeld ist auf Tumorform und -größe angepasst und schont das umliegende Gewebe. Anwendung: z. B. wenn der Tumor in der Nähe lebenswichtiger Organe oder Strukturen liegt.
  • Stereotaktische Bestrahlung („Gammaknife“, „Cyberknife“, „Strahlenchirurgie“): verschiedene Einstrahlwinkel, sehr präzise, gesundes Gewebe wird kaum getroffen. Vergleichbar einem chirurgischen Eingriff. Anwendung: z. B. bei Hirntumoren, bei Tumoren im Kopf-Halsbereich, bei Tumoren und Metastasen in Lunge, Leber, Prostata und Wirbelsäule.
  • Ionentherapie (Protonen-, Schwerionenbestrahlung): Die Teilchen entfalten ihre Energie erst im Tumor, nicht schon beim Durchdringen des Gewebes. Anwendung z. B. bei Tumoren der Schädelbasis, Chondromen, Chondrosarkomen, Meningeomen oder Tumoren der Speicheldrüsen.
  • Intraoperative Radiotherapie (IORT): Bestrahlung während einer Operation, durch die geöffnete Körperhöhle. Strahlen können direkt auf die Stelle treffen, wo der Tumor entfernt wurde (Tumorbett). Anwendung: Bestrahlungen im Bauchraum, bei brusterhaltender Therapie von Brustkrebs. 

Eine Strahlentherapie unterliegt der Strahlenschutzverordnung. Die verwendete Strahlendosis ist höher als beispielsweise bei einer Röntgenuntersuchung

Brachytherapie

Die Brachytherapie ist eine Bestrahlung von innen. In den Körper werden Strahlenquellen (Seeds) eingebracht, die ungefähr so groß wie Reiskörner sind. Sie werden im Tumorgewebe beziehungsweise in der Nähe des Tumors platziert. Von dort aus geben sie ihre Strahlung ab. Die interstitielle Brachytherapie wird unter anderem bei Prostatakrebs, Brustkrebs, Gebärmutterkrebs, Gebärmutterhalskrebs oder Kopf-Hals-Tumoren angewendet. Die Strahlenquellen lassen sich aber auch auf der Haut anbringen (Kontakttherapie), zum Beispiel bei Hautkrebs.

Der Vorteil der Brachytherapie ist, dass die Strahlen nur kurze Wege zurücklegen müssen und so sehr gezielt auf die Krebszellen einwirken können. Daher rührt auch der Name: Das griechische Wort „brachys“ bedeutet „kurz“. Gesundes Gewebe lässt sich weitgehend schonen. 

Es gibt zwei Varianten der Brachytherapie:

  • Low-Dose-Rate (LDR): Die Strahlung ist niedriger und die Strahlenquellen verbleiben dauerhaft im Körper.
  • High-Dose-Rate (HDR): Die Strahlung ist höher und die Strahlenquellen werden nach der Bestrahlung wieder entfernt.

Die Brachytherapie wird in einer Klinik, manchmal auch in einer spezialisierten Facharztpraxis durchgeführt (z. B. LDR bei Prostatakrebs). Für die Implantation der Strahlenquellen ist eine Narkose nötig.

In Kooperation mit Dr. Davar Hatami

Strahlentherapie ist Hightech.

Dr. Davar Hatami , Facharzt für Strahlentherapie

Mit hochauflösender Bildgebung und modernsten Behandlungstechniken können wir Tumore sehr präzise erfassen und deren Behandlung im Voraus berechnen – sogar unter Berücksichtigung von Atembewegungen. So erhält der Patient die kleinstmögliche Dosis bei maximaler Wirkung.

In Kooperation mit Dr. Fabian Fehlauer

Modern, schonend, wirksam – Strahlentherapie.

Dr. Fabian Fehlauer, Facharzt für Strahlentherapie

Dank moderner Technologie können wir Strahlung präzise und wirksam zur Behandlung von Krebs einsetzen.

In Kooperation mit Prof. Dr. Franz-Josef Prott

Die stereotaktische Radiotherapie hat die Spielregeln bei der Behandlung von Metastasen verändert.

Prof. Dr. Franz-Josef Prott, Radiologe

Mit diesem Verfahren können wir eine hohe Strahlendosis direkt auf den Tumor anwenden, während das umliegende Gewebe weitgehend geschont wird. Für die Patienten bedeutet das eine effektivere Behandlung mit weniger Nebenwirkungen und schnellerer Genesung.

Strahlentherapie: Wie oft und wann?

Wie oft eine Strahlentherapie eingesetzt wird, lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Häufigkeit einer perkutanen Bestrahlung hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel von der Krebsart, dem Stadium der Krebserkrankung oder der Aggressivität der Krebszellen. Es gibt eine einmalige Strahlentherapie, zum Beispiel während der Operation bei Brustkrebs, aber auch Bestrahlungen, die sich über drei bis sechs Wochen erstrecken. 

Außerdem kann die Bestrahlung bei Krebs zu verschiedenen Zeitpunkten eingesetzt werden. Nach einer Operation des Tumors (adjuvant) soll sie eventuell noch verbliebene Krebszellen beseitigen und einem Rückfall (Rezidiv) vorbeugen. Manchmal wenden Ärztinnen und Ärzte die Bestrahlung auch vor einer Operation (neoadjuvant) an, um den Tumor zu verkleinern und ihn so besser operabel zu machen.

Onkologische Strahlentherapie

Die onkologische Strahlentherapie kommt bei vielen verschiedenen Krebserkrankungen zum Einsatz, zum Beispiel bei Brustkrebs, Prostatakrebs, Lungenkrebs, Darmkrebs oder einem Hirntumor. Meist kombinieren Ärztinnen und Ärzte sie mit anderen Krebsbehandlungen wie der Operation oder Chemotherapie. Manchmal kann sie auch eine Alternative zur Operation sein, etwa bei bestimmten Männern mit Prostatakrebs. Auch bei Metastasen in weiter entfernt liegenden Geweben und Organen (Fernmetastasen) ist die Strahlentherapie eine wichtige Behandlungsmethode. Sie kann das Wachstum der Metastasen bremsen, sie verkleinern oder sogar zum Verschwinden bringen.

Das Wirkprinzip der onkologischen Strahlentherapie lässt sich vereinfacht so beschreiben:

  • Treffen ionisierende Strahlen auf Krebszellen, schädigen sie ihr Erbgut (die DNA).
  • Im Gegensatz zu gesunden Zellen verfügen Krebszellen nicht über ausreichende Mechanismen, um Schäden am Erbgut zu reparieren.
  • Sie können sich nicht mehr teilen und vermehren und sterben ab.
  • Das Immunsystem beseitigt die Zellen anschließend.
  • Im besten Fall schrumpft der Tumor und bildet sich vollständig zurück. 

Die Strahlen treffen bis zu einem gewissen Maß auch umliegendes Gewebe und gesunde Zellen. Im Gegensatz zu Krebszellen können sie sich jedoch regenerieren. Neue Bestrahlungstechniken erlauben es, die Strahlen noch präziser auf das Tumorgewebe zu richten und gesundes Gewebe besser zu schonen. Ein Beispiel ist die Kombination aus einem Linearbeschleuniger und einem Magnetresonanztomografen (MRT oder MR). Abgekürzt heißt dieses System MR-Linac. Die Bestrahlung wird in Echtzeit mittels MRT als Bildgebung kontrolliert. Die Strahlentherapie soll so noch genauer und schonender für das gesunde Gewebe sein.

Eine besonders präzise und schonende Variante der Bestrahlung ist die Radiochirurgie. Hier kommt kein Messer wie bei einer Operation, sondern Strahlung zum Einsatz, die aber präzise wie ein Messer ist. Die Methode ist auch als Strahlenchirurgie oder unter den Namen „Cyberknife“ oder „Gammaknife“ bekannt. Cyberknife funktioniert mit einem Linearbeschleuniger, einem Roboterarm und Röntgenaufnahmen zur Bildgebung in Echtzeit. Der Tumor wird aus verschiedenen Richtungen bestrahlt. Das System berücksichtigt auch Bewegungen, zum Beispiel beim Atmen, und passt sich entsprechend an. Die Ergebnisse sollen mit einer chirurgischen Entfernung von Tumoren vergleichbar sein. Gammaknife ist ein Gerät, das vor allem bei Hirntumoren und anderen Erkrankungen im Bereich von Kopf und Hals eingesetzt wird.

Strahlentherapie: Ablauf

Eine Strahlentherapie führen Fachärzte für Radiologie und Strahlentherapie durch. Besonders wichtig ist eine gute Planung der Radiotherapie, um den Tumor gezielt zu treffen und gesundes Gewebe bestmöglich zu schonen.

Die Planung der Bestrahlung lässt sich vereinfacht so beschreiben:

  • Radiologen planen die Bestrahlung vorab individuell für jeden Krebspatienten anhand von Bildern. Dafür kommt die Computertomografie (CT) zum Einsatz. Es wird ein Planungs-CT sowie ein persönlicher Bestrahlungsplan erstellt.
  • Für manche Krebsarten sind Masken (z. B. bei Gehirntumoren) oder spezielle Lagerungsschalen wichtig, um Patienten während der Bestrahlung in einer stabilen und ruhigen Position zu halten. Diese Hilfsmittel für die Strahlentherapie fertigen Fachleute zuvor speziell an.
  • Mit Hilfe eines Computers errechnen Radiologen für jeden Patienten die individuelle Strahlendosis (Einheit: Gray oder Gy).
  • Regionen, die bestrahlt werden sollen, werden oft vorher mit einem wasserfesten Stift markiert. Diese Markierungen verbleiben während der gesamten Bestrahlungszeit auf der Haut und Sie dürfen diese nicht abwaschen. Sie dienen zur Positionierung und Orientierung während der Bestrahlung.
  • Die errechnete Strahlendosis wird in der Regel nicht auf einmal, sondern in kleineren Portionen (Fraktionen) verabreicht.
  • Sie müssen täglich (bis auf die Wochenenden oder Feiertage) zur Bestrahlung kommen, meist über mehrere Wochen, je nach Art der Strahlentherapie und Krebsart, Stadium und Aggressivität des Tumors. 

Die wichtigsten Schritte im Ablauf der perkutanen Bestrahlung sind:

  • Sie müssen die Kleidung im zu bestrahlenden Körperbereich sowie alle metallische Gegenstände abnehmen.
  • Dann nehmen Sie auf einer Behandlungsliege Platz. Das Personal bringt Sie für die Bestrahlung in die richtige Position.
  • Während der Bestrahlung sind Sie alleine im Bestrahlungsraum. Über eine Gegensprechanlage sind Sie aber mit dem Fachpersonal im Nebenraum verbunden.
  • Bei einer perkutanen Bestrahlung rotiert der Kopf des Linearbeschleunigers um den Körper herum und bestrahlt die zuvor festgelegten Körperregionen aus verschiedenen Richtungen.
  • Eine Bestrahlungssitzung dauert nur wenige Minuten.
  • Die Bestrahlung ist nicht mit einer radioaktiven Belastung verbunden. Sie sind daher keine Gefahr für Angehörige oder Freunde.

Brustkrebs: Bestrahlung

Die Bestrahlung bei Brustkrebs ist eine wichtige Behandlungsmöglichkeit – sowohl bei frühem als auch bei fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs. Nach einer brusterhaltenden Operation (BET), die bei der Mehrzahl der Frauen mit Brustkrebs möglich ist, ist sie ein Standard, um das Rückfallrisiko zu senken. Die Frage „Strahlentherapie bei Brustkrebs: ja oder nein?“ lässt sich daher in den meisten Fällen mit „ja“ beantworten. Allerdings gibt es auch Ausnahmen. So ist nach einer Entfernung der erkrankten Brust (Mastektomie) in der Regel keine Bestrahlung notwendig. 

Es gibt bei Brustkrebs verschiedene Varianten der Bestrahlung, zum Beispiel die intraoperative Radiotherapie (IORT). Dies ist eine einmalige Bestrahlung, die schon während der Tumor-Operation durchgeführt wird. Meist kommt jedoch die Bestrahlung von außen über die Haut (perkutane Strahlentherapie) zum Einsatz. Je nach individuellem Fall wird die gesamte Brust bestrahlt oder nur Teilbereiche werden mit Strahlen behandelt. Manchmal werden auch die Lymphknoten am Schlüsselbein oder in der Achselhöhle mit bestrahlt. 

Oft erfolgt zusätzlich eine sogenannte „Boost-Bestrahlung“. Das Tumorbett wird dabei über mehrere Tage gezielt mit einer höheren Dosis bestrahlt. Die Strahlentherapie verlängert sich dadurch um ungefähr zwei bis drei Wochen. Eine Alternative zur Boost-Bestrahlung bei Brustkrebs kann eine Bestrahlung von innen sein, die interstitielle Brachytherapie.

In der Regel kombinieren Ärzte die Strahlentherapie mit weiteren Krebsbehandlungen, etwa einer Operation, Chemotherapie, Antihormontherapie, Anti-HER2-Therapie oder zielgerichteten Medikamenten. Folgt auf die Operation eine Chemotherapie, beginnt die Bestrahlung drei bis vier Wochen nach dem Ende der Behandlung mit Zytostatika. Wenn sich die Strahlentherapie direkt an die Operation anschließt, sollten einige Wochen bis zu ihrem Beginn vergehen, weil die Operationswunde verheilen muss.

Prostatakrebs: Bestrahlung

Die Strahlentherapie bei Prostatakrebs kommt bei vielen Männern zum Einsatz. Sie kann die Gefahr senken, dass der Prostatakrebs zurückkehrt (Rezidiv). In manchen Fällen kann die Strahlentherapie auch eine Alternative zur Prostata-OP sein (radikale Prostatektomie). Sie kommt auch in Frage, wenn ein Mann keine Operation wünscht oder eine OP aufgrund des allgemeinen Gesundheitszustandes risikant wäre. Die Bestrahlung ist zudem eine Möglichkeit, um Metastasen zu behandeln und Beschwerden aufgrund der Tochtergeschwulste zu lindern, etwa Schmerzen oder die Gefahr für Knochenbrüche. Bei Prostatakrebs bilden sich Metastasen oft zuerst in den Knochen, etwa in der Wirbelsäule oder Beckenregion. 

Es gibt zwei Formen der Bestrahlung bei Prostatakrebs: die perkutane Strahlentherapie von außen über die Haut und die Brachytherapie (LDR- und HDR-Brachytherapie), bei der Strahlenquellen im Tumorgebiet oder in der Umgebung des Tumors implantiert werden. 

Die Radioligandentherapie (Radionuklidtherapie) ist eine nuklearmedizinische Behandlung, die noch relativ neu ist. Sie wird vor allem bei Prostatakrebs eingesetzt. Sie funktioniert mit einer radioaktiven Substanz, einem sogenannten Radionuklid, und einem Liganden, der das Radionuklid gezielt zu den Krebszellen transportiert. Die Tumorzellen werden von innen heraus durch die radioaktive Strahlung des Radionuklids zerstört.

Bestrahlung bei Hirntumor

Eine Strahlentherapie am Kopf ist komplex und Maßarbeit. Denn es gilt, gesunde Hirnregionen zu schützen und ihre Funktion so gut wie möglich zu erhalten. Eine individuell angefertigte Gesichtsmaske hilft dabei mit, den Kopf während der Bestrahlung zu fixieren und in der richtigen Position zu halten.

Eine Bestrahlung kommt sowohl bei bösartigen als auch bei gutartigen Hirntumoren in Frage. Die Strahlung soll Tumorzellen zerstören, das Wachstum des Tumors bremsen oder stoppen. Auch Metastasen im Gehirn, die sich im Rahmen einer anderen Krebserkrankung gebildet haben, lassen sich gezielt bestrahlen. Manche Krebsarten wie Brustkrebs können Metastasen im Gehirn bilden. Die Bestrahlung kann Beschwerden aufgrund der Hirnmetastasen lindern. 

Die Strahlentherapie wird nach Möglichkeit mit einer Operation kombiniert. Bei dem Eingriff versucht der Arzt, das bösartige Gewebe möglichst vollständig zu entfernen. Das gelingt allerdings nur in seltenen Fällen. Die mikroskopisch kleinen Reste von bösartigem Gewebe lassen sich anschließend mittels Strahlentherapie behandeln. Meist zielt die perkutane Bestrahlung auf die sogenannte erweiterte Tumorregion ab. Das soll das Wachstum des bösartigen Restgewebes verhindern. Tumoren in der hinteren Schädelgrube neigen zu Metastasen, die chirurgisch nicht zu behandeln sind. Die Strahlentherapie kann diese Regionen erfassen und das Wachstum der Krebszellen hemmen.

Bestrahlung: Lungenkrebs

Die Bestrahlung bei Lungenkrebs erfolgt in der Regel von außen über die Haut, manchmal auch als Brachytherapie von innen. In der Regel wird die Strahlentherapie mit weiteren Krebsbehandlungen kombiniert, zum Beispiel der Operation, Chemotherapie, zielgerichteten Medikamenten oder einer Immuntherapie. Welche Behandlungen Ärzte wählen, hängt von der Lungenkrebsart, dem Stadium und der Aggressivität des Tumors ab. Auch Ihr allgemeiner Gesundheitszustand sowie Ihre Wünsche spielen eine Rolle.

Meist schließt sich die Bestrahlung bei Lungenkrebs an die Operation an. Manchmal führen Radiologen die Bestrahlung auch schon vor der OP durch, um den Tumor zu verkleinern. Die Bestrahlung kommt auch in Frage, wenn eine Operation nicht möglich oder gewünscht ist.

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Strahlentherapie bei anderen Erkrankungen

Die Strahlentherapie lässt sich auch bei manchen gutartigen Erkrankungen einsetzen. Dazu zählen chronisch-entzündliche und degenerative Erkrankungen wie:

  • Fersensporn
  • Achillessehnenreizung
  • Tennisellenbogen
  • Schultersyndrom / Schulterschmerzen
  • Arthrose im Gelenk (z. B. Finger-, Knie- oder Hüftgelenk)
  • Morbus Dupuytren – eine Erkrankung des Bindegewebes, die sich an den Handinnenflächen zeigt. Dort bilden sich Knoten und Stränge, die zu einer Verkrümmung der Finger führen.
  • Morbus Ledderhose – hier bildet sich überschüssiges Bindegewebe in Form von Knoten am Fuß; die Erkrankung ist mit Morbus Dupuytren an der Hand verwandt.

Das Hauptziel der Strahlentherapie bei gutartigen Erkrankungen ist es, entzündliche Prozesse zu bremsen (z. B. durch Abtöten von Entzündungszellen), Gewebswucherungen zu beseitigen und Symptome wie Schmerzen zu lindern. Zum Einsatz kommt in der Regel auch eine deutlich geringere Strahlendosis als bei einer Krebsbehandlung. Wichtig ist es immer, die Risiken und den Nutzen abzuwägen. Denn auch die Bestrahlung mit einer geringen Strahlenbelastung kann gesundheitliche Risiken bergen.

Strahlentherapie: Nebenwirkungen

Die Strahlentherapie ist eine lokale (örtliche) Behandlung, die ihre Wirkung im bestrahlten Areal entfaltet. Sie kann einige Nebenwirkungen und Spätfolgen mit sich bringen. Welche das sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel von der eingesetzten Bestrahlungsform, der Strahlendosis und der bestrahlten Körperregion.

Bei einer perkutanen Strahlentherapie sind diese akuten Nebenwirkungen möglich, die meist vorübergehender Natur sind und nach wenigen Wochen wieder abklingen:

  • Allgemein: Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Fatigue
  • Hautveränderungen (z. B. Bestrahlung bei Brustkrebs): Rötungen, Reizungen, Schwellungen oder Entzündungen der Haut wie bei einem Sonnenbrand. Strahlendermatitis ist der medizinische Fachbegriff dafür.
  • Prostata: Die Bestrahlung kann Probleme beim Wasserlassen oder Blutbeimengungen in Urin oder Stuhl verursachen. Auch Inkontinenz oder eine erektile Dysfunktion ist langfristig möglich.
  • Kopf-Hals-Bereich: Hautrötungen sowie Schleimhautentzündungen im Mund oder in der Speiseröhre können auftreten. Außerdem kann bei einer Bestrahlung als NebenwirkungHaarausfall auftreten. Bei der Bestrahlung des Kopfs verlieren viele ihre Haare, weil diese im Strahleingang liegen. Zumindest aber werden die Haare lichter. Bei einer Bestrahlung wegen Brustkrebs ist ein Haarausfall am Kopf eigentlich nicht möglich, weil die Brust bestrahlt wird (wohl aber durch eine Chemotherapie).
  • Bauchregion (z. B. bei Magen- oder Darmkrebs): Möglich sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall.

Wie lange eine Strahlentherapie nachwirkt und welche Folgen sie langfristig haben kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen die Bestrahlungsdauer, die eingesetzte Strahlendosis, die Bestrahlungstechnik und der Gesundheitszustand des Patienten. Spätfolgen der Strahlentherapie können zum Beispiel chronische Entzündungen, Gewebsverhärtung (Fibrose) und Gewebsschrumpfung sein. Außerdem besteht nach einer Strahlentherapie ein erhöhtes Risiko von Zweittumoren, die sich Jahre später an einer anderen Körperstelle bilden können. Allerdings sinkt die Gefahr für solche Zweittumore, weil die Bestrahlungstechniken immer präziser werden.

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Strahlentherapie: Was sollte man beachten?

Bei einer Bestrahlung über die Haut gibt es einige Tipps zu beachten. Besonders wichtig ist eine gute Hautpflege bei der Strahlentherapie. Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) empfiehlt zum Beispiel für die Hautpflege:

  • Im bestrahlten Bereich sollten Sie sich nur kurz waschen oder duschen, damit die Haut nicht aufweicht.
  • Verwenden Sie lauwarmes Wasser, weil die Haut manchmal empfindlicher als normalerweise auf kalte und warme Temperaturen reagiert.
  • Verzichten Sie auf Seife oder verwenden Sie nur milde Seifen, um die Haut nicht zu reizen.
  • Rubbeln Sie Ihre Haut nicht ab, sondern tupfen Sie sie mit einem weichen Handtuch trocken. Achten Sie besonders darauf, dass die Hautfalten trocken sind, etwa am Bauch oder an den Oberschenkeln.
  • Seien Sie vorsichtig mit Deos, Pflegeprodukten mit Alkohol, Parfüm oder ätherischen Ölen auf bestrahlter Haut. Verzichten Sie besser während der Bestrahlung und einige Zeit danach auf diese Produkte.
  • Rasieren und Epilieren strapazieren die Haut. Klären Sie mit Ihrem Behandlungsteam, ob dies an den bestrahlten Körperstellen erlaubt ist. Ansonsten ist eine Trockenrasur mit einem elektrischen Rasierer besser als die Nassrasur.
  • Bei Hautreizungen sprechen Sie mit Ihrem Ärzteteam, welche Cremes und Salben die Beschwerden lindern können.
  • Schützen Sie bestrahlte Haut während und direkt nach einer Strahlentherapie vor direkter Sonneneinstrahlung. Sie ist besonders empfindlich.

Bei der Bestrahlung von Bauchorganen wie dem Darm, Magen oder gynäkologischen Tumoren kann die Ernährung eine besondere Rolle spielen. Lassen Sie sich auf jeden Fall zur Ernährung beraten.

Strahlentherapeuten empfehlen Folgendes:

  • Ratsam ist eine leichte Vollkost mit Lebensmitteln, die gut verdaulich sind und den Magen-Darm-Trakt nicht zusätzlich belasten. Beispiele: Gekochtes oder gedünstetes Gemüse und Kartoffeln, fettarme Milchprodukte, mageres Fleisch, gedünsteter Fisch.
  • Verzichten Sie besser auf rohes Gemüse und Lebensmittel, die viel Zucker und Fett enthalten. Gleiches gilt für schwer verdauliche Hülsenfrüchte oder Pilze.
  • Nehmen Sie wenig Ballaststoffe zu sich. Auch wenn sie sehr gesund sind, können ballaststoffreiche Lebensmittel unangenehme Blähungen auslösen.
  • Verzichten Sie auch auf Koffein (Kaffee, schwarzer Tee).
  • Lassen Sie auch stark zuckerhaltige Getränke beiseite, etwa Cola, Limonade, Fruchtnektare oder Soft- und Energydrinks.
Quellen
  • S2e-Leitlinie: Strahlentherapie gutartiger Erkrankungen (Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO)); Stand: 19.11.2022
  • Online-Informationen Deutsche Krebshilfe: www.krebshilfe.de; Abruf: 16.06.2025)
  • Online-Informationen Deutsche Krebsgesellschaft: www.krebsgesellschaft.de; Abruf: 16.6.2025
  • Online-Informationen Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ). Strahlentherapie: Anwendungsbeispiele und mögliche Nebenwirkungen: www.krebsinformationsdienst.de; Abruf: 16.06.2025
  • Online-Informationen Krebsliga Schweiz: www.krebsliga.ch; Abruf: 17.06.2025
  • Online-Informationen Österreichische Krebshilfe: www.krebshilfe.net; Abruf: 17.06.2025
  • Online-Informationen Bundesamt für Strahlenschutz (BFS): www.bfs.de; Abruf: 17.06.2025
  • Online-Informationen Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie e.V. (DEGRO): www.degro.org; Abruf: 30.06.2025
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Dieser Artikel enthält allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Den passenden Arzt finden Sie über unser Ärzteverzeichnis.

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