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Gicht

Gicht ruft Symptome wie schmerzende und geschwollene Gelenke hervor. Lesen Sie, welche Behandlung möglich ist und welche Rolle die Ernährung spielt.

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Inhaltsverzeichnis
Rechte Frauenhand umfasst linke Hand und deutet Schmerzen in den Fingern an

© Shutterstock

Zusammenfassung:

  • Definition: Eine Stoffwechselkrankheit, die mit einem erhöhten Harnsäurespiegel einhergeht; feine Harnsäurekristalle lagern sich in den Gelenken ab, oft zuerst am Zeh
  • Symptome: bei Gichtanfall Schmerzen, Schwellungen, Rötungen des betroffenen Gelenks, es reagiert empfindlich auf Druck; zudem allgemeine Symptome wie Krankheitsgefühl, Fieber
  • Ernährung: keine spezielle Verbotsliste, aber Vorsicht bei Lebensmitteln mit viel Purin (wird in Harnsäure umgewandelt), Beispiele: Innereien, Fleisch (mit Haut), Meeresfrüchte, Fisch
  • Behandlung: z. B. Schmerzmittel, harnsäuresenkende Medikamente, Arzneien, welche die Harnsäureausscheidung erhöhen, Ernährung verändern, Gicht ist nicht heilbar
  • Ursachen: Neigung zu Gicht liegt oft in den Genen, ist vererbbar; kann im Zusammenhang mit anderen Krankheiten stehen, Harnsäureproduktion kann erhöht oder die -ausscheidung vermindert sein
  • Diagnose: anhand der Symptome, Krankengeschichte und Krankheitsbild, Gelenkpunktion, Bestimmung des Harnsäurewertes im Blut
  • Welcher Arzt? Hausarzt als gute Anlaufstelle, später auch Facharzt für Rheumatologie oder Orthopädie
  • Vorbeugen: nicht wirklich möglich, aber weiteren Gichtanfällen und einer chronischen Gicht kann man durch ausreichende Behandlung und richtige (purinarme) Ernährung vorbeugen
  • Gicht, Rheuma oder Arthrose: verschiedene Erkrankungen, die aber alle die Gelenke betreffen – wichtiger Unterschied: Stoffwechselkrankheit, Autoimmunerkrankung, Gelenkverschleiß (meist altersbedingt)

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Was ist Gicht?

Gicht ist laut Definition eine Stoffwechselkrankheit, die mit einem hohen Harnsäurespiegel im Blut verbunden ist. Die Harnsäure lagert sich in Form feinster nadelförmiger Kristalle in den Gelenken ab und ruft schmerzhafte Entzündungen hervor. Zunächst ist meist nur ein Gelenk am großen Zeh betroffen. Bei einem akuten Gichtanfall schwellen zudem die Gelenke an und röten sich. Optisch ist die Gicht somit meist gut erkennbar.

Ein akuter Gichtanfall klingt für gewöhnlich innerhalb weniger Wochen wieder ab. Die Gicht-Krankheit kann jedoch jederzeit wieder neu aufflammen. So wechseln sich akute Krankheitsphasen mit beschwerdefreien Zeiten ab. Mehrere Monate oder sogar Jahre können zwischen zwei Gichtanfällen vergehen. Manche erleben jedoch öfters Gicht-Attacken. Mit den Jahren häufen sich bei vielen Patienten die Gichtanfälle und die Krankheit kann sie sich auf weitere Gelenke, Gewebe und Organe ausdehnen.

Unterschied zwischen Gicht und Rheuma

Gicht und Rheuma (rheumatoide Arthritis) sind nicht gleichzusetzen, auch wenn die Symptome wie geschwollene und schmerzende Gelenke bei Gicht und Rheuma ähnlich sind. Rheuma zählt aber zu den sogenannten Autoimmunerkrankungen.

In der Fachsprache heißt die Gicht auch Arthritis urica oder Urikopathie. Die Wurzel der Erkrankung liegt oft in den Genen. Das ist für die Nachkommen von Bedeutung: Gicht tritt bei Menschen mit starker erblicher Veranlagung um ein Vielfaches häufiger auf als bei Personen mit niedriger erblicher Veranlagung. Kinder können die Veranlagung für einen erhöhten Harnsäurespiegel von ihren Eltern erben. Manchmal ist die Gicht-Krankheit auch die Folge anderer Erkrankuungen, zum Beispiel Störungen der Blutbildung oder einer Krebserkrankung (z. B. Blutkrebs = Leukämie).

Gicht: Symptome

Ein leicht erhöhter Harnsäurespiegel verursacht in der Regel noch keine Gicht-Symptome. Viele bemerken die erhöhten Werte deshalb über viele Jahre nicht. Erst wenn oberhalb eines bestimmten Grenzwertes ein Gichtanfall einsetzt, spüren die Betroffenen erste Anzeichen der Gicht.

Ärzte teilen die Gicht nach ihrem Verlauf in vier Stadien ein:

  • Stadium 1: erhöhter Harnsäurespiegel ohne Symptome
  • Stadium 2: akute Gichtanfälle
  • Stadium 3: beschwerdefreie Phase zwischen zwei Gichtanfällen
  • Stadium 4: chronische Gicht mit Gelenkschäden, Gichtknoten im Gewebe und Nierenleiden

Wie äußert sich Gicht?

Oft setzt ein Gichtanfall überraschend nachts ein, etwa wenn Sie am Abend zuvor viel Alkohol getrunken oder üppige, purinreiche Lebensmittel zu sich genommen haben.

Folgende Symptome können Anzeichen für eine Gicht sein:

  • Ein Gelenk entzündet sich bei einem Gichtanfall, es schwillt plötzlich an und verursacht erhebliche Schmerzen. Diese Gichtarthritis ist die häufigste Form der Gelenkentzündung (Arthritis) und die Folge zu hoher Harnsäurewerte. Bei rund 60 Prozent der Patienten beginnt die Gicht am Zeh, wenn das Grundgelenk am Fuß betroffen ist.
  • Das Gelenk reagiert äußerst empfindlich auf Druck, ist gerötet und fühlt sich warm oder heiß an. Viele empfinden selbst den Druck ihrer Bettdecke als unerträglich.
  • Allgemeine Symptome können hinzukommen: Krankheitsgefühl, Fieber, schneller Puls, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen.

Nach sechs bis zwölf Stunden sind die Gicht-Symptome meist am stärksten ausgeprägt. Die Schwellung und Entzündung geht nach einigen Tagen wieder zurück. Über dem betroffenen Gelenk schält sich dann oft die Haut ab.

Gicht an Finger, Fuß und Hand

Anfangs ist in der Regel nur ein Gelenk betroffen. Ohne ausreichende Behandlung häufen sich jedoch die Gichtanfälle und die Entzündungen ziehen weitere Gelenke und Weichteile in Mitleidenschaft, zum Beispiel:

  • Gicht am Fuß: Sprunggelenke, Mittelfußgelenke, andere Zehen, Fußweichteile
  • Gicht am Knie: Kniegelenke
  • Ellenbogengelenke
  • Gicht an den Handgelenken
  • Gicht an den Fingergelenken

Selten sind die großen Schulter- und Hüftgelenke betroffen.

Chronische Gicht

Von chronischer Gicht sprechen Ärzte, wenn die Krankheit über viele Jahre besteht und die Entzündungen im Verlauf nicht mehr verschwinden. Die Folge sind Schäden an den Gelenken: Sie verformen allmählich, sind schlecht beweglich und verursachen erhebliche Schmerzen.

Neben den Gelenken (Gelenk-Gicht) kann die Gicht auch das Gewebe betreffen (Weichteil-Gicht). Dann lagern sich die Harnsäurekristalle in Gichtknoten ab, den sogenannte Gicht-Tophi. Solche Ablagerungen bilden sich bevorzugt am Ohrknorpel, in der Haut über den betroffenen Gelenken an den Händen, Ellbogen und Füßen sowie über Sehnenscheiden und Schleimbeuteln. Auch die Nieren (Nierengrieß, Nierensteine) und seltener der Darm (Darmkoliken) oder das Herz können von den Gicht-Tophi betroffen sein.
 

Linke Hand mit Gicht-Knoten, genannt Gicht-Tophi, an den Fingern

© Shutterstock

Gicht-Knoten an den Fingern: Bei chronischer Gicht schwellen Gelenke an, verformen sich, sind schlecht beweglich und schmerzen sehr. Die Knoten, die dabei entstehen, heißen Gicht-Tophi. Sie bilden sich meist über Jahre

Gicht: Ernährung

Durch eine gesunde Ernährung, die zudem arm an Purinen ist, können Sie selbst einiges tun, um die Gicht in Schach zu halten. Purine sind Zellbausteine, die der Körper teils selbst bildet, die aber auch in Lebensmitteln stecken. Beim Abbau von Purinen entsteht Harnsäure. Da der Großteil der Harnsäure im Körper selbst entsteht, hat selbst eine strenge purinarme Ernährung nur einen gewissen Einfluss. Außerdem fällt es vielen schwer, diese durchzuhalten. Eine strikte Diät bei Gicht empfehlen Ärzte heute nicht mehr.

Die Ernährung bei Gicht sollte dennoch ausgewogen sein – mit einer möglichst großen Vielfalt auf dem Teller.

Gicht – was essen?

Es gibt einige purinarme Lebensmittel, bei denen Sie stärker zugreifen können. Beispiele für geeignete Lebensmittel bei Gicht zeigt die Ernährungstabelle:

Lebensmittel Beispiele
Milch und Milchprodukte Joghurt, Quark, Hartkäse
Eier Rührei, gekochtes Ei, Spiegelei
Obst Birnen, Äpfel, Melonen
Gemüse Tomaten sind bei Gicht geeignet, ebenso Salatgurken, Paprika, Kartoffeln
Getränke Kaffee, Tee

 

Es gibt aber auch einiges, was man bei Gicht nicht essen darf oder sollte. Es gibt zwar keine strenge „Verbotsliste“ bei Gicht, denn eine solche Ernährungsweise wäre für die meisten schwer durchzuhalten im Alltag. Allerdings gelten bestimmte Speisen als „Gicht-Lebensmittel“, weil sie reich an Purinen sind. Beispiele, welche Nahrungsmittel eher zu vermeiden sind bei Gicht zeigt folgende Lebensmittel-Tabelle.

Lebensmittel Beispiele
Fleisch Geflügel mit Haut, Schwein, Rind, Kalb
Innereien Leber, Nieren
Wurst Schinken
Fisch gegarter Fisch, Ölsardinen, Sprotten oder die Haut von Fisch sollten bei Gicht nicht oft auf dem Teller landen
Meeresfrüchte Krabben, Garnelen, Hummer, Muscheln
Gemüse Spinat, Spargel
Hülsenfrüchte Linsen, Erbsen, Bohnen
Nüsse Erdnüsse
Alkohol Bier (auch alkoholfreies Bier ist bei Gicht nicht empfehlenswert), Spirituosen – wenn Alkohol bei Gicht, dann eher Rotwein, Weißwein oder Rosé
Süßigkeiten Bonbons, Fruchtgummis, Müsliriegel, Eis – sie enthalten zwar kein Purin, aber oft viel Zucker und Fruchtzucker (Fruktose), weshalb auch Süßigkeiten Gicht begünstigen können
zuckerhaltige Getränke Softdrinks wie Cola, Limonade, Eistee, Energiedrinks, Fruchtsäfte – sie enthalten ebenfalls Fruktose

 

Allgemein gilt: Nehmen Sie nicht mehr als 500 Milligramm Purine pro Tag zu sich. Während eines Gichtanfalls gelten folgende Richtwerte: Die tägliche Nahrung sollte nicht mehr als 300 Milligramm Harnsäure enthalten, die wöchentliche Aufnahme sollte zwei Gramm Harnsäure nicht überschreiten. Die Purin- und Harnsäurewerte können Sie nach einer Faustregel so umrechnen:

  • 1 Milligramm Harnsäure bildet sich aus 0,42 Milligramm Purin.
  • 1 Milligramm Purin wird in 2,4 Milligramm Harnsäure umgewandelt.

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Gicht: Behandlung

Die Behandlung der Gicht sollte so früh wie möglich beginnen. Die neue Leitlinie zu Gicht rät, schon beim ersten Gichtanfall alle Behandlungsmöglichkeiten mit Patienten zu besprechen, um die Akzeptanz der Gicht-Therapien zu verbessern.

Die Behandlung zielt darauf ab, die Schmerzen bei einem Gichtanfall zu lindern, weiteren Anfällen vorzubeugen und das Risiko für eine chronische Gicht mit Gelenkschäden zu verringern oder ganz auszuschalten. Es gibt einige Medikamente gegen Gicht. Sie können aber auch selbst etwas gegen die Gicht-Krankheit tun, zum Beispiel durch eine gesunde Ernährung. Eine angeborene Gicht ist nicht heilbar, aber gut zu kontrollieren.

Gicht-Medikamente: Schmerzen schnell lindern, Entzündungen dämpfen

Einen akuten Gichtanfall behandeln Ärzte mit Medikamenten, die Schmerzen lindern und Entzündungen bremsen. Sie sollten schnell angewendet werden, um die Schmerzbelastung zu senken und Gelenkschäden zu verhindern.

Außerdem kommen Gicht-Medikamente zum Einsatz, die den Harnsäurespiegel senken. Oft kombinieren Ärzte in der Gicht-Therapie mehrere Arzneimittel miteinander. Die neue Leitlinie setzt auf die sogenannte „Treat-to-Target-Strategie“. Gemeint ist damit, die Harnsäurewerte im Blut auf unter 6 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) als Zielwert zu senken. Ärzte müssen individuell den optimalen Wert ermitteln und die Medikamente daran anpassen.

Die wichtigsten Medikamente bei Gicht sind:

  • Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR): Eine Gicht verursacht Schmerzen. Hilfreich sind Schmerzmittel, die gleichzeitig die Entzündungen dämpfen. Häufig eingesetzte Wirkstoffe sind Ibuprofen, Naproxen oder Indometacin. Unter anderem gibt es NSAR gegen die Schmerzen bei Gicht als Salbe (wirkt örtlich) oder Tabletten (wirken im ganzen Körper).
  • Kortison gilt als sehr wirkungsvolle „Entzündungsbremse“. Ein häufig eingesetzter Wirkstoff ist Prednisolon.
  • Colchicin: Dieses Gicht-Medikament wirkt vergleichsweise langsam. Ärzte setzen es in niedriger Dosierung bei Patienten ein, für die sich NSAR oder Kortison nicht eignen.
  • Wenn diese drei Therapiemöglichkeiten nicht genügend wirksam sind, nicht infrage kommen oder die Gichtanfälle immer wiederkehren, können Ärztinnen und Ärzte den Wirkstoff Canakinumab in Erwägung ziehen. Dieser ist ein humaner monoklonaler Antikörper, der sich gegen das Zytokin Interleukin-1-beta (IL-1ß) richtet, das eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Entzündungsreaktionen spielt.
  • Harnsäuresenkende Medikamente (Urikostatika): Sie hemmen den Abbau von Purinen zu Harnsäure. Ein häufig eingesetzter Wirkstoff in der Gicht-Therapie ist Allopurinol, eine Alternative Febuxostat. Es gibt sie in Form von Tabletten. Die Medikamente helfen Patienten, die häufiger Gichtanfälle haben oder durch diese im Alltag schwer belastet sind. Auch bei Gichtknoten im Gewebe, Nierensteinen oder wenn die Ernährungsumstellung keinen ausreichenden Erfolg bringt, sind sie eine Möglichkeit in der Gicht-Behandlung.
  • Medikamente, welche die Ausscheidung der Harnsäure erhöhen (Urikosurika): Diese Gichtmittel kommen zum Einsatz, wenn Patienten Urikostatika nicht vertragen oder anwenden dürfen. Ein häufig eingesetzter Wirkstoff ist Benzbromaron.
  • Medikamente, welche die jeweilige Grunderkrankung behandeln: Manchmal sind andere Krankheiten die Ursache der Gicht. Dann gilt es, diese Erkrankung ausreichend zu behandeln.

Was hilft gegen Gicht? Das können Sie selbst tun!

Es gibt auch einige Maßnahmen, mit denen Sie selbst der Gicht besser Herr werden können. Hier sind einige Tipps:

  • Kühlen Sie das betroffene Gelenk mit kalten Umschlägen und stellen Sie es eventuell ruhig; die Kälte lindert die Schmerzen und viele empfinden sie als angenehm.
  • Achten Sie auf Ihre Ernährung: Verzehren Sie weniger Lebensmittel, die viel Purin enthalten. Beispiele sind Fleisch, Innereien, Fisch oder Meeresfrüchte.
  • Seien Sie maßvoll beim Alkoholkonsum. Und: Wählen Sie besser Wein statt Bier und Spirituosen. Übrigens enthält auch alkoholfreies Bier Purine.
  • Wenn Sie übergewichtig sind: Versuchen Sie, einige Kilos loszuwerden. Ärzte raten zu zwei bis drei Kilogramm pro Monat. Am besten helfen Ihnen dabei eine gesunde Ernährung (z. B. Obst, Gemüse, Vollkornprodukte) und Sport/Bewegung. Fasten und Nulldiäten sind übrigens kontraproduktiv, da sie einen Gichtanfall befördern können.
  • Trinken Sie tagsüber ausreichende Mengen bei Gicht: Tee oder Wasser spülen die überschüssige Harnsäure aus dem Körper. Ratsam sind zwei bis drei Liter Flüssigkeit pro Tag. Sie helfen so Ihren Nieren bei der Arbeit und halten die Harnsäurekonzentration niedrig.
  • Bewegen Sie sich maßvoll und überfordern Sie Ihre Gelenke nicht. Gut sind Spazierengehen, Wandern oder Nordic Walking (zügiges Gehen mit Stöcken).

Gicht: Hausmittel

Es gibt verschiedene Hausmittel, die bei Gicht hilfreich sein können und die Sie ausprobieren können. Sie sollen vor allem Entzündungen und Schmerzen lindern. Einige Beispiele:

  • Kälte: Bei Gicht zu kühlen, empfinden viele als angenehm. Nehmen Sie ein Handtuch und feuchten Sie es mit kaltem Wasser an. Dann machen Sie einen kühlen Umschlag um das betroffene Gelenk.
  • Wärme: Manchen Gicht-Patienten tut auch Wärme gut. Baden Sie das betroffene Gelenk in warmem Wasser.
  • Ruhigstellung: Versuchen Sie, das Gelenk nicht allzu viel zu bewegen und halten Sie es möglichst ruhig. Erst wenn die Schmerzen und Entzündung abgeklungen sind, belasten Sie es wieder normal.

Gicht: Ursachen

Die wichtigste Ursache der Gicht ist ein Zuviel an Harnsäure im Blut. Gicht und Harnsäure stehen also in engem Zusammenhang. Diese Säure bildet sich, wenn der Körper Purine abbaut, die in vielen Lebensmitteln enthalten sind, zum Beispiel in Fleisch oder Innereien. Purine sind wichtige Bausteine der Nukleinsäuren, die für Speicherung und Verarbeitung genetischer Informationen zuständig sind, und damit der Erbsubstanz DNA.

Normalerweise scheidet der Organismus einen Teil der Harnsäure über den Urin aus. Geschieht dies nicht ausreichend, steigt der Harnsäurespiegel im Blut. Es gibt verschiedene Gründe dafür, warum die Harnsäuremenge zunimmt:

  • Die Nieren funktionieren nicht richtig und scheiden nicht genügend Harnsäure aus.
  • Im Körper fallen erhöhte Mengen an Purinen an, die der Körper in Harnsäure umwandelt.
  • Der Körper produziert selbst zu viel Harnsäure.

Übersteigt die Konzentration der Harnsäure einen bestimmten Schwellenwert, kristallisiert sie aus. Diese feinen „Kristall-Nadeln“ bestehen aus Mono-Natriumurat und heißen auch Urat-Kristalle. Sie lagern sich in den Gelenken, im Gewebe oder in den Nieren ab. Bis zu 30 Gramm Harnsäure kann ein Mensch mit Gicht als Urat-Kristalle einlagern. Eine erhöhte Harnsäurekonzentration heißt in der medizinischen Fachsprache auch „Hyperurikämie“.

Akuter Gichtanfall: Ursachen

Ein akuter Gichtanfall entsteht, wenn der Harnsäurewert im Blut über einen längeren Zeitraum erhöht ist und schließlich einen Grenzwert überschreitet. Die Mehrheit der Patienten erlebt einen Gichtanfall, wenn der Harnsäurewert zehn Milligramm pro Deziliter Blut übersteigt. Aber auch schon niedrigere Werte können einen Gicht-Anfall hervorrufen. Wichtige Gicht-Auslöser sind:

  • falsche Ernährung: hoher Verzehr von Fleisch, Innereien, Fisch
  • Diäten: strenges Fasten, Nulldiät, großer Gewichtsverlust
  • exzessiver Alkoholkonsum: Die Ausscheidung der Harnsäure über die Nieren nimmt ab. Außerdem übersäuert das Blut beim Alkoholabbau und die Harnsäure kann sich schlechter darin lösen – Harnsäurekristalle entstehen somit leichter.
  • große körperliche Anstrengung
  • Freisetzung von Harnsäure aus den „abgelagerten Depots“ im Körper, zum Beispiel zu Beginn einer Gicht-Therapie.

Primäre Hyperurikämie

In vielen Fälle ist die Gicht vererbbar. Die Mehrzahl der Patienten leidet unter einer primären Hyperurikämie. Die Ausscheidung der Harnsäure über die Nieren ist von Geburt an gestört. Sehr selten arbeitet ein Enzym nicht richtig, das am Auf- oder Abbau der Purine beteiligt ist. Aus diesen Purinen entsteht durch verschiedenste Stoffwechselprozesse Harnsäure. Ein Beispiel für einen Enzymdefekt ist das Lesch-Nyhan-Syndrom. Diese Patienten leiden unter einer erblich bedingten Störung des Purinstoffwechsels, die mit einer Überproduktion von Harnsäure, neurologischen Störungen und Verhaltensproblemen verknüpft ist.

Eine genetische Veranlagung für die Gicht genügt aber meist nicht, um sie zum Ausbruch zu bringen. Es müssen weitere Faktoren hinzukommen, die den Harnsäurespiegel steigen lassen.

Dazu gehören zum Beispiel:

  • Ernährung: hoher Konsum purinreicher Lebensmittel, zum Beispiel Fleisch, Fisch oder Meeresfrüchte. Vegetarier und Veganer erkranken viel seltener an Gicht.
  • Alkohol: Er wirkt entwässernd, fördert die Bildung von Harnsäure und drosselt ihre Ausscheidung. Bier ist dazu sehr purinhaltig. Wein scheint dagegen keinen Einfluss auf die Gicht zu haben.
  • sehr zuckerhaltige Getränke, z. B. Softdrinks wie Cola, Limonaden oder auch Fruchtsäfte; besser sind Getränke, die Süßstoffe statt Zucker enthalten.

Weil die Ernährung in Bezug auf die Gicht eine wesentliche Rolle spielt, haben Patienten es ein wenig selbst in der Hand, wie die Erkrankung verläuft. Einer Gicht vorbeugen lässt sich bei genetischer Veranlagung nicht gänzlich. Wie sie sich äußert, hängt jedoch davon ab, wie stark diese genetische Veranlagung für einen erhöhten Harnsäurespiegel ausgeprägt ist.

Sekundäre Hyperurikämie

Die sekundäre Hyperurikämie liegt vor, wenn andere Krankheiten oder Medikamente den Harnsäurespiegel ansteigen lassen. Sie gelten somit als indirekte Gicht-Auslöser. Solche Erkrankungen können sein:

  • Blutkrebs (Leukämie)
  • Blutarmut (Anämie)
  • Nierenkrankheiten
  • Typ-2-Diabetes

Unter den Arzneimitteln gelten unter anderem folgende Medikamente als Auslöser eines erhöhten Harnsäurespiegels:

  • Zytostatika (Chemotherapie bei Krebs)
  • entwässernde Medikamente (Diuretika)
  • Acetylsalicylsäure (ASS) in niedriger Dosierung
  • Abführmittel
  • Levodopa (bei Parkinson)

Auch langjähriger Alkoholmissbrauch ist ein Risikofaktor für die sekundäre Hyperurikämie.

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Gicht: Diagnose

Am Anfang der Gicht-Diagnose steht immer das Gespräch mit Ihrem Arzt zur Krankheitsgeschichte, die Anamnese. Der Arzt stellt Ihnen einige Fragen, die ihm schon erste Hinweise auf die Gicht liefern, zum Beispiel:

  • Welche Beschwerden haben Sie genau und seit wann?
  • Wie stark sind die Symptome ausgeprägt?
  • Haben Sie sich kontinuierlich verschlechtert oder zwischendurch wieder gebessert?
  • Sind Krankheiten bei Ihnen bekannt, zum Beispiel eine Nierenerkrankung, Diabetes, Krebs oder eine Bluterkrankung?
  • Nehmen Sie Medikamente ein? Wenn ja: welche?
  • Wie viel Alkohol trinken Sie?
  • Wie ernähren Sie sich bevorzugt?
  • Gibt es Familienmitglieder, die schon an Gicht erkrankt sind?

Ihre Antworten liefern dem Arzt erste Anhaltspunkte für die Gicht-Diagnose. Einen akuten Gichtanfall erkennen Ärzte in der Regel schon an den charakteristischen Symptomen: entzündetes, schmerzendes, gerötetes und überwärmtes Gelenk (oft am Zeh).

Auch die Bestimmung des Harnsäurespiegels im Blut liefert Hinweise. Bei Gicht liegen die Harnsäurewerte meist über sieben Milligramm pro Deziliter Blut. Diese Blutwerte bei Gicht sind manchmal nicht aussagekräftig genug, weil sie während eines Gichtanfalls oft in den Normalbereich abrutschen. Allerdings sind die Entzündungswerte im Blut dann erhöht.

Hilfreich kann auch der sogenannte Gicht-Kalkulator sein, der von niederländischen Hausärzten entwickelt wurde. Dieser Gicht-Test schätzt das Risiko, das eine Gicht vorliegt, anhand verschiedener Parameter ab:

  • männliches Geschlecht
  • früherer Arthritisanfall
  • Auftreten innerhalb von 24 Stunden
  • Rötung des betroffenen Gelenks
  • Beteiligung des Großzehengrundgelenkes
  • Bluthochdruck oder mehr als eine Herz-Kreislauf-Erkrankung
  • erhöhter Harnsäurespiegel von >5,88 mg/dl (>353 μmol/L)

Sind die Ergebnisse noch unklar, folgt eine Gelenkpunktion. Der Arzt entnimmt mit einer feinen Nadel Flüssigkeit aus dem betroffenen Gelenk. Laborärzte untersuchen die Gelenkflüssigkeit anschließend unter dem Mikroskop auf Harnsäurekristalle. Sind sie nachweisbar, steht die Gicht-Diagnose. Mittels Gelenkpunktion können Ärzte zudem andere Krankheiten als Ursache der Beschwerden ausschließen, zum Beispiel Infektionen des Gelenks oder die rheumatoide Arthritis, die ähnliche Symptome wie die Gicht hervorruft.

Auch eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) kann manchmal sinnvoll sein. Zudem kann in manchen Fälle die Dual-Energy-Computertomografie (DECT) zum Einsatz kommen, eine besondere Form der Computertomografie, die mit Röntgenstrahlung arbeitet. Das „normale“ Röntgen bei Gicht bringt nur weiteren Aufschluss, wenn sich größere Mengen an Harnsäurekristallen in den Gelenken abgelagert haben und wenn die Gicht-Krankheit schon mehrere Jahre besteht.

Manchmal kommt ein Gicht-Test, zum Einsatz, etwa mit Colchicin. Sie erhalten einen Tag lang die Substanz Colchicin, die den Gichtanfall unterbricht. Wenn Sie an Gicht erkrankt sind, bessern sich die Schmerzen schnell und klingen innerhalb von zwölf Stunden ab. Wirkt Colchicin nicht, liegt auch keine Gicht vor. Der Gicht-Test mit Colchicin wirkt bei allen Krankheiten, bei denen sich Kristalle bilden, zum Beispiel der Pseudogicht (hier bilden sich Kalziumkristalle).

Eine weitere Untersuchung, um Gicht zu erkennen, kann die Urinuntersuchung sein. Die Harnsäuremenge im Urin ist niedriger als normalerweise, weil die Nieren weniger Harnsäure ausscheiden.

Gicht: Welcher Arzt ist der richtige?

Wenn Sie Symptome verspüren, die auf eine Gicht hindeuten können, sollten Sie zunächst immer Ihren Hausarzt aufsuchen. Er ist eine gute erste Anlaufstelle und kann eine Einschätzung treffen. Auch für die Behandlung sind Hausäzte eine zentrale Stelle. Manchmal kommen Spezialisten aus der Orthopädie und in schweren Fällen aus der Rheumatologie bei der Behandlung hinzu. Eine Gicht kann langfristig die Gelenke in Mitleidenschaft ziehen.

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Gicht vorbeugen

Einer Gicht vorbeugen können Sie nicht wirklich – auch weil die Vererbung und andere Krankheiten oft als Ursachen eine Rolle spielen. Es gibt aber einige Maßnahmen, mit denen Sie nach einem Gichtanfall weitere Gichtschübe verhindern und einer chronischen Gicht vorbeugen können. Sie können also den Verlauf ein Stück weit günstig beeinflussen.

Besonders wichtig ist es, auf Ihre Ernährung zu achten. Vielleicht nehmen Sie eine Ernährungsberatung bei einem Spezialisten aus der Oecotrophologie wahr. Tipps zu einer purinarmen Ernährung finden Sie im Abschnitt Ernährung bei Gicht. Sorgen Sie auch für ein gesundes Körpergewicht, weil Übergewicht eine Gicht begünstigen kann.

Halten Sie sich außerdem gut an die Therapien und Behandlungsempfehlungen, die Ihnen Ihr Arzt gegeben hat. So lassen sich Gichtanfälle oft in Grenzen halten. Wenn eine andere Grunderkrankung der Auslöser für die Gicht ist, sollten Sie diese ausreichend behandeln lassen.

Gicht oder Rheuma oder Arthrose?

Viele werfen Krankheiten wie Gicht, Rheuma (eigentlich rheumatoide Arthritis) oder Arthrose in einen Topf. Aber: Es gibt Unterschiede zwischen Gicht und Rheuma – und auch Arthrose ist eine eigenständige Erkrankung. Allen drei ist zwar gemein, dass sie rheumatische Beschwerden hervorrufen, aber sie haben andere Ursachen:

  • An der Gicht sind erhöhte Mengen an Harnsäure im Blut schuld. Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, die unter anderem mit schmerzenden und geschwollenen Gelenken einhergeht.
  • Rheuma zählt zu den sogenannten Autoimmunerkrankungen. Dabei attackiert das Immunsystem fälschlicherweise körpereigene Strukturen, in diesem Fall die Gelenke – sie entzünden sich, schmerzen und schwellen an.
  • Die Arthrose ist dagegen ein Gelenkverschleiß, den fast alle Menschen mit zunehmenden Lebensjahren erleben. Der Knorpel zwischen den Gelenkteilen schwindet. Schließlich reibt Knochen auf Knochen, was äußerst schmerzhaft ist.

Gicht zählt zu den häufigsten Stoffwechselerkrankungen in den Industrieländern, auch in Deutschland. Sie gilt als „Wohlstandskrankheit“ und der Trend geht bei den Erkrankungszahlen aufwärts. Ärzte schätzen, dass etwa ein bis zwei Prozent der Bundesbürger an Gicht erkranken. Mit dem Alter nimmt das Risiko für Gicht zu.

Männer sind besonders gefährdet: Die Gicht trifft sie etwa dreimal so häufig wie Frauen. Und: Sie erkranken früher als Frauen, oft ab dem Alter von 40 Jahren. Die meisten Frauen bekommen die Stoffwechselerkrankung erst nach den Wechseljahren, zwischen 50 und 60 Jahren. Der Grund ist, dass das weiblichen Sexualhormon einen gewissen Schutz für die Nieren bietet, im Zuge der Wechseljahre dessen Spiegel im Körper aber sinkt. Normalerweise befördern die Nieren überschüssige Harnsäure mit dem Urin aus dem Körper.

 

Quellen
  • S3-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Gicht (Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie e.V.); Stand: August 2024
  • Online-Informationen Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG): www.gesundheitsinformation.de; Abruf: 17.09.2024
  • Online-Informationen Deutsche Rheumaliga: www.rheuma-liga.de; 17.09.2024
  • Online-Informationen Deutsche Gichtliga: www.gichtliga.de; Abruf: 18.09.2024
  • Online-Informationen Rheumaliga Schweiz: www.rheumaliga.ch; Abruf: 18.09.2024
  • Online-Informationen Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten e.V.: www.internisten-im-netz.de; Abruf: 24.09.2024
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Dieser Artikel enthält allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Den passenden Arzt finden Sie über unser Ärzteverzeichnis.

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