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Knie-TEP (künstliches Kniegelenk)

Künstliche Kniegelenke verbessern die Lebensqualität von Patienten sehr. Riskiolos ist der Ersatz allerdings nicht.

Geprüft von Susanne Wittlich, Medizinredakteurin

Veröffentlicht:
Aktualisiert: 2021-08-24T00:00:00+02:00 2021-08-24T00:00:00+02:00

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Inhaltsverzeichnis
Ein Arzt erklärt einer Patientin an einem Kniemodell wie ein künstliches Knie eingesetzt wird.

© mauritius images

Definition: Was ist eine Knie-Totalendoprothese?

Der Begriff Knieendoprothese (vom griechischen Wort "Endo", dt.: innen) bedeutet, dass ein künstliches Gelenk im Knie eingesetzt wird und dauerhaft dort verbleibt. Die Prothese kann das natürliche Gelenk teilweise oder komplett ersetzen. Eine Knie-Totalendoprothese (Knie-TEP) ersetzt ein Kniegelenk vollständig, einschließlich der Gelenkflächen an Oberschenkelknochen und Unterschenkelknochen (Wadenbein und Schienbein). Sind die Knorpeloberflächen des Kniegelenks nur einseitig (meist innen) verschlissen, genügt in der Regel ein Teilimplantat (eine sogenannte Schlittenprothese).

In neun von zehn Fällen ist bei Patienten allerdings der Knorpel auf beiden Seiten des Knies oder der Bandapparat schon so stark geschädigt, dass eine Knie-Totalendoprothese notwendig ist. Sie besteht aus zwei Teilen und ersetzt den Gelenkkopf am Oberschenkelknochen und die Gelenkpfanne am Unterschenkel. Damit diese nicht direkt aufeinander reiben, befindet sich eine Gleitfläche aus speziellem Kunststoff (Polyethylen) dazwischen, um die Aufgabe des natürlichen Gelenkknorpels zu übernehmen. Sie kann zudem die Funktion der Kniescheibe erfüllen.

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Material einer Knie-Totalendoprothese:

Moderne Knie-Endoprothesen bestehen meist aus einer Chrom-Kobalt-Legierung.

 

Kosten einer Knie-TEP

Die Kosten für eine Knietotalendoprothese hängen unter anderem von der Operationsmethode, dem verwendeten Implantat und dessen Material ab. Im Durchschnitt liegen die Kosten für eine Knie-TEP zwischen 8.000 und 16.000 Euro.

 

Haltbarkeit eines künstlichen Kniegelenks

Heutzutage haben Kunstgelenke eine Haltbarkeit von 15 bis 20 Jahren.

Knie-TEP-Operation

Ein Kniegelenk ist kompliziert aufgebaut. Das Knie ist ein Dreh-Scharniergelenk, das Strecken, Beugen und die Drehbewegung des Beins ermöglicht - es ist zudem das größte Gelenk des Körpers. Das Knie verbindet gleich drei Knochen (Oberschenkel, Unterschenkel und Schienbein) miteinander. Die Hüfte erhält durch eine knöcherne Halterung Stabilität. Das Knie halten hingegen zahlreiche Seiten- und Kreuzbänder. In diese engmaschige Mechanik muss der Chirurg die Prothese platzieren.

Das ist ärztliche Feinarbeit: das Implantat sollte exakt in der Beinachse sitzen, die Kniescheibe im Gelenklager laufen und die Bänder dürfen weder zu fest noch zu schlaff sein, denn sie halten die natürlichen und künstlichen Gelenkteile harmonisch zusammen. Die Innen- und Außenbänder sowie das hintere Kreuzband sollten bei einer Knie-Totalendoprothese erhalten bleiben, damit das Knie stabil in seiner Achse steht. Ist das Implantat nicht exakt eingesetzt, kann sich das künstliche Kniegelenk lockern, was Schmerzen und eine erneute Behandlung zur Folge hat.

Ablauf einer Knie-TEP-Operation

Eine Knie-TEP-OP nimmt der Chirurg heute meist minimal-invasiv vor. Das bedeutet, dass er nur kleine Hautschnitte macht und den Eingriff möglichst gewebeschonend durchführt. Der Patient bekommt meist eine Vollnarkose.

Zu Beginn setzt der Chirurg einen Schnitt an der Vorderseite des Knies und legt das Gelenk frei. Dann entfernt er Knorpelreste und Knochendeformationen an den beschädigten Gelenkstellen und präpariert die Gelenkflächen für den Einsatz der Prothese. Anschließend schiebt er eine Kunststoffplatte in den Gelenkspalt und prüft, ob dieser groß genug ist, um die Beweglichkeit im Gelenk zu bewahren.

Bänder und Meniskus

Während des Eingriffs überprüft der Operateur immer wieder die Spannung von Innen- und Außenband. Es sollte ein möglichst natürliches Gelenkspiel entstehen, bei dem die Bänder locker gespannt sind. Wenn nötig entfernt der Chirurg allerdings das vordere Kreuzband und beide Menisken.

Gekoppelte und ungekoppelte Implanate

Sind die Seitenbänder noch in einem guten Zustand, genügt ein sogenanntes ungekoppeltes Implantat. Dieses hat den Vorteil, dass es den natürlichen Bewegungsablauf des Knies erhält.

Muss auch das hintere Kreuzband bei der Operation beseitigt werden, setzt der Arzt ein sogenanntes posterior stabilisiertes Implantat ein. Dieses verhindert, dass das Schienbein nach hinten wegrutscht.

Sind die Bänder deutlich beschädigt, ist eine sogenannte vollgekoppelte, achsgeführte Prothese notwendig. Sie hat die Aufgabe, die Kniebewegung zu führen und zu stabilisieren. Die Prothese wird mit Zapfen im Knochen verankert und meist mit Knochenzement befestigt.

Die Operation dauert 45 bis 60 Minuten. Nach dem Eingriff ist ein Krankenhausaufenthalt von sieben bis zehn Tagen notwendig, bei einer Wechseloperation bis zu 14 Tagen.

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Knie-TEP: Indikation und Kontraindikation

Knie-TEP Indikation

Folgende Hauptkriterien müssen für die OP-Indikation gegeben sein:

  • Knieschmerz
  • Nachweis eines Strukturschadens (Arthrose, Osteonekrose)
  • Versagen konservativer Therapiemaßnahmen
  • Einschränkung der Lebensqualität
  • Subjektiver Leidensdruck
Die Schmerzstärke ist ein entscheidendes Kriterium bei der Entscheidung für eine Operation. Hält der Schmerz für mindestens drei bis sechs Monate nach Beginn konservativer Therapiemaßnahmen, also Schmerzmedikation und Physiotherapie an, ist eine OP-Indikation gegeben. Vor der Entscheidung für eine Operation sollte der Strukturschaden am Gelenk mittels Röntgenaufnahmen diagnostiziert werden.

    Knie-TEP Kontraindikation

    Eine Knie-TEP sollte in keinem Fall vorgenommen werden, wenn eine Infektion im Kniegelenk vorliegt. Weitere Risikofaktoren, die gegen eine Operation sprechen, sind:

    • Ein hoher BMI (Body-Mass-Index), ab einem BMI von über 40 sprechen Ärzte von Adipositas Grad III. Diese kann schon während, aber auch nach der Operation ein erhöhtes Risiko für den Patienten darstellen und die postoperative Heilung verzögern.
    • Ein erhöhtes Infektionsrisiko durch eine Grunderkrankung, welche das Immunsystem ohnehin schon schwächt (z.B. Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems)
    • Einnahme von Medikamenten, die das Operationsrisiko erhöhen
    • Suchtmittelabhängigkeit
    • Neurologische Grunderkrankungen

     

    Ein Röntgenbild zeigt ein künstliches Kniegelenk nach einer Operation am Gelenk.

    © Shutterstock

    Knie-TEP: Konventionelle Röntgenaufnahmen des operierten Knies (von vorne (links)) geben einen ersten Einblick in die Stellung der künstlichen Knieprothese nach einer Operation oder eine schlechte Gelenkstellung und abgeriebenen Knorpel bei einem nicht operierten Knie (von der Seite (rechts))

    Komplikationen: Schmerzen nach einer Knie-TEP

    Nach der Operation können Schmerzen an der OP-Wunde auftreten. Der Patient sollte den behandelnden Arzt darüber sofort informieren, damit er die Beschwerden umgehend mit Hilfe von Medikamenten lindern kann. Denn Schmerzen sind nicht nur unangenehm, sie können auch die Genesung verzögern, weil der Patient kaum aufstehen und sich nur gering bewegen kann. Es ist jedoch sehr wichtig, dass Patienten nach einem operativen Eingriff schnell wieder auf die Beine kommen, damit die Muskeln nicht ihre Kraft verlieren und sich kein Blutgerinnsel (Thrombose) bildet. 

    Künstliches Kniegelenk: Entzündung

    Jede Operation, bei der Ärzte einen Fremdkörper einsetzen, birgt das Risiko, dass sich Bakterien, die von außen stammen oder im Körperinneren vorhanden sind, eine Entzündung am Implantat verursachen. Dies kann zu einer Vereiterung, Fieber und weiteren Infektionssymptomen führen. Eine Infektion kann nicht nur in den ersten Wochen nach der OP auftreten (Ärzte sprechen von einer Frühinfektion), sondern auch noch Jahre später (sogenannte Spätinfektion). Das Infektionsrisiko ist erhöht, wenn der Patient an einer chronischen Krankheit (z.B. Diabetes) leidet, ein geschwächtes Immunsystem besitzt oder einen Infektionsherd an einer anderen Körperstelle hat (z.B. eine Parodontitis). Sehr wichtig ist daher, dass vor der Operation eine vorhandene Infektion wie etwa eine Zahnwurzelentzündung beseitigt wird, damit von dort keine Erreger über die Blutbahn zum Implantat gelangen.

    Patienten, die ein Kunstgelenk haben, sollten aus diesem Grund ihr weiteres Leben lang auch bakterielle Hals-Nasen-Ohren-Infektionen, Nagelentzündungen und Geschwüren an den Beinen unbedingt rasch behandeln lassen. Vor einer Zahnbehandlung kann bei Patienten mit Knieprothese eine prophylaktische Antibiotika-Gabe ratsam sein. Sie sollten diese mit ihrem Zahnarzt besprechen.

    Weitere mögliche Komplikationen: Es kann zu Störungen bei der Wundheilung kommen, Nachblutungen können auftreten, ein Blutgerinnsel kann freigesetzt werden und eine Thrombose verursachen.

    Lockerung

    Auch eine Lockerung (Luxation) kann entstehen. Diese kann durch Keime verursacht worden sein (septische Lockerung) oder durch Abrieb der Kunststoff-Lauffläche der Prothesen (aseptische Lockerung).

    Anzeichen einer Lockerung: Betroffene bemerken eine Lockerung daran, dass das Knie stark schmerzt, nicht nur bei Belastung, sondern auch in Ruhe. Außerdem ist das Gelenk geschwollen und warm, es können Ergüsse entstehen. Beim Gehen fühlt sich das Knie instabil an und Geräusche, die durch die schlecht sitzende Prothese entstehen, können hörbar sein. Manche Betroffene haben durch die Lockerung eine zunehmende Fehlstellung des Beins (ein sogenanntes X- oder O-Bein). 

    Nachweis einer Lockerung: Um zu überprüfen, ob tatsächlich eine Lockerung der Knieprothese besteht, kann der Arzt verschiedene bildgebende Verfahren anwenden. Dazu gehören Röntgenaufnahmen, Durchleuchtung (Fluoroskopie), Ultraschall, Computertomographie (CT) und Szintigrafie. Die modernste Methode ist hierbei die 3D-Szintigrafie. Wird sie mit der Computertomographie kombiniert, erhält der Arzt sehr exakte Aufnahmen des Kunstgelenks und kann auf diesen gut feststellen, ob eine Lockerung vorliegt.
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    Wie sieht die Nachbehandlung aus?

    Am Tag nach der Operation beginnt bereits die Mobilisierung und der Patient übt, das Kunstgelenk zu belasten und sich damit zu bewegen. Direkt nach dem Krankenhausaufenthalt folgen drei Wochen ambulante oder stationäre Reha, bei der der Patient u.a. eine Physiotherapie macht und regelmäßige Übungen durchführt, um die Kniemuskulatur zu stärken und um sich an die Bewegung des künstlichen Kniegelenks zu gewöhnen.  

    Wie lange dauert die Heilung?
    Je nach Alter und Kondition des Patienten kann er das künstliche Kniegelenk nach vier bis sechs Wochen voll belasten. Die Rückkehr ins Berufsleben dauert etwas länger, so ist Büroarbeit nach etwa acht Wochen möglich, stehende Tätigkeiten erst drei Monate nach der Knie-TEP-Operation. Ärzte raten, das Arbeitspensum langsam zu erhöhen. Wichtig ist außerdem, stundenlanges Sitzen zu vermeiden. Am besten wechselt der regelmäßig zwischen Sitzen und Stehen (zuhause: auch Liegen).

    Welcher Sport ist geeignet?
    Sport ist etwa drei Monaten nach der OP erlaubt. Patienten sollten auf jeden Fall mit ihrem Arzt besprechen, welche sportliche Belastung für sie in Ordnung ist. Generell gilt: Betroffene sollten Sportarten mit abrupten Belastungen oder Richtungswechsel wie Tennis, Squash und Fußball vermeiden, denn sie belasten das Gelenk stark und können eine Lockerung begünstigen. (Nordic) Walking, Schwimmen, Wassergymnastik, Radfahren, Ergometertraining, Golf und Tanzen sind empfehlenswert.

    Sport als Medizin (Unser Podcast für ein gutes Körpergefühl – Folge #6)

    Zu Gast im Podcast:

    Prof. Dr. Martin Halle, Direktor der Poliklinik für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin der Technischen Universität in München

    „Zellen fahren gerne Fahrrad“, sagt Professor Martin Halle, Direktor der Poliklinik für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin der Technischen Universität in München. Wer sich bewegt, verjüngt die Blutgefäße, beugt Krankheiten vor und kann Symptome lindern. Wie das genau funktioniert, klären wir mit dem Präventivmediziner in dieser Folge unseres Podcasts.

    Wir finden heraus, wie die Wunderpille Sport am besten wirkt – also was, wie lange und wie oft man trainieren sollte, damit die Bewegung besonders heilsam ist. Und inwieweit körperliche Aktivität sogar Medikamente ersetzen kann. Wir erfahren auch, wie wir uns vor Verletzungen schützen können, ob Muskelkater gefährlich ist und wie schnell man nach einer Corona-Infektion wieder ins Training einsteigen darf.

    Der Sportexperte verrät außerdem seine ganz persönlichen Motivationstricks.

         

    Quellen
    • S2k-Leitlinie: Indikation Knieendoprothese (Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e.V. (DGOOC)). Stand: 2018
    FOCUS-Gesundheit 03/2024 – Moderne Chirurgie

    © FOCUS-Gesundheit

    Moderne Chirurgie

    FOCUS-Gesundheit 03/2024
    Was personalisierte Chirurgie für Patienten bedeutet. Gezielte Maßnahmen vor der OP reduzieren Komplikationen. Plus: Die FOCUS-Empfehlungslisten mit Deutschlands Top-Ärzten und -Kliniken für Chirurgie

    Wichtiger Hinweis

    Dieser Artikel enthält allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Den passenden Arzt finden Sie über unser Ärzteverzeichnis.

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