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Neuroleptika (Antipsychotika)

Neuroleptika sind Medikamente, die bei psychischen Störungen helfen, allen voran der Schizophrenie. Lesen Sie, welche Wirkung und Nebenwirkungen sie haben.

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Inhaltsverzeichnis
Neuroleptika (Antipsychotika): Medikamente in Tablettenform liegen auf MRT-Bildern

© Shutterstock

Was sind Neuroleptika?

Neuroleptika sind Medikamente aus der Gruppe der Psychopharmaka. Sie beeinflussen verschiedene Stoffwechselprozesse im Gehirn und verändern so den psychischen Zustand eines Menschen. Ärzte setzen Neuroleptika bei psychischen Störungen ein, etwa bei Schizophrenie, Psychosen oder der bipolaren Störung, bei der sich Phasen mit übersteigertem Hochgefühl (manische Episoden) mit Depressionen abwechseln. Neuroleptika heißen auch Antipsychotika. Diesen Begriff verwenden Ärzte heute eher, denn er beschreibt die Wirkung besser. Das Wort Neuroleptika, das frei übersetzt so viel wie „Nervendämpfungsmittel“ bedeutet, gilt eigentlich als veraltet. Neuroleptika umfassen per Definition alle antipsychotisch wirksamen Substanzen. Die Medikamente helfen bei Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Erregungszuständen, Zerfahrenheit des Denkens und anderen Störungen des Erlebens oder Verhaltens. Sie hemmen die Aufnahme von Innen- und Außenreizen. Auf diese Weise verringern Antipsychotika die Intensität, mit der ein Mensch seine Umwelt und seinen Körper, aber auch seine Gedanken und Gefühle wahrnimmt. Man könnte sagen, dass Neuroleptika „ordnend“, „abschirmend“ oder eben „dämpfend“ wirken. Ziel der Behandlung mit Neuroleptika ist es, dass ein Patient wieder besser in die Realität zurückfindet. 

Neuroleptika wirken besonders auf einen bestimmten Botenstoff im Gehirn: das Dopamin. Dieser Neurotransmitter spielt bei der Kommunikation zwischen Nervenzellen und der Signalübertragung eine wichtige Rolle. Es gibt heute verschiedene Arten von Neuroleptika. Ärzte teilen sie in „typische“ (klassische, ältere) und „atypische“ (moderne, neuere) Neuroleptika ein. Sie unterscheiden sich auch in den Nebenwirkungen, die sie verursachen.

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Neuroleptika: Liste mit den wichtigsten Antipsychotika

Es gibt verschiedene Arten von Antipsychotika. Mediziner teilen sie in zwei größere Gruppen ein:

Typische Antipsychotika Atypische Antipsychotika
Sie gelten als klassische, konventionelle Medikamente. Diese Gruppe umfasst Neuroleptika der ersten, älteren Generation.

Ein Beispiel ist der Wirkstoff Haloperidol.

Die Medikamente wirken antipsychotisch, haben aber teilweise auch starke Nebenwirkungen auf die Motorik und rufen Bewegungsstörungen hervor.
Sie gelten als modernere Medikamente und umfassen Neuroleptika der zweiten Generation.

Durch Einnahme dieser Antipsychotika verändert sich der Stoffwechsel – unerwünschtes Übergewicht ist eine häufige Folge.

Doch sie verringern Symptome wie Wahnvorstellungen und Halluzinationen sehr wirksam und rufen weniger Bewegungsstörungen hervor als klassische Neuroleptika.

Beispiele für atypische Antipsychotika sind die Wirkstoffe Risperidon, Olanzapin oder Clozapin.

Neuroleptika: hoch-, mittel- und niedrigpotent

Zudem teilen Mediziner Neuroleptika-Medikamente nach der Stärke ihrer antipsychotischen Wirkung ein in hoch-, mittel- und niedrigpotent. Ausschlaggebend bei dieser Klassifikation ist, wie gut das Medikament eine bestimmte Andockstelle (D2-Rezeptor) für das Dopamin blockiert und wie effektiv es antipsychotisch wirkt. Der Wirkstoff Haloperidol gilt zum Beispiel als hochpotent.

Niedrigpotente Antipsychotika wirken vor allem dämpfend, stoßen den Schlaf an und kommen bei psychomotorischen Erregungszuständen zum Einsatz. Niedrigpotente Antipsychotika sind zum Beispiel die Wirkstoffe Chlorprothixen und Pipamperon.

Die folgende Neuroleptika-Liste zeigt Beispiele für häufig eingesetzte Wirkstoffe.

Typische Neuroleptika (Antipsychotika)

  • Trizyklische Neuroleptika – sie umfassen verschiedene Untergruppen. Beispiele für Wirkstoffe sind Chlorpromazin, Triflupromazin, Levomepromazin, Perazin, Perphenazin, Fluphenazin, Chlorprothixen, Zuclopenthixol, Flupentixol
  • Butyrophenone: Beispiele sind die Wirkstoffe Haloperidol, Benperidol, Bromperidol, Droperidol, Melperon, Pipamperon
  • Diphenylbutylpiperidine: Wirkstoffbeispiele sind Pimozid, Fluspirilen, Penfluridol

Atypische Neuroleptika (Antipsychotika)

  • Dibenzepine: z. B. Clozapin, Olanzapin, Quetiapin, Zotepin
  • Benzisoxazol-, Benzisothiazol- und Indol-Abkömmlinge: z. B. die Wirkstoffe Risperidon, Ziprasidon, Paliperidon, Sertindol, Iloperidon
  • Benzamide, etwa die Wirkstoffe Sulpirid, Amisulprid, Tiaprid
  • Weitere: Aripiprazol

Neuroleptika: Wirkung bei psychischen Krankheitsbildern

Psychiater setzen bei psychischen Störungen Neuroleptika ein, Schizophrenie wird z. B. damit behandelt.Neuroleptika eignen sich sowohl bei akuten Symptomen der Schizophrenie als auch zur Langzeitbehandlung, um Rückfällen – also der Rückkehr einer Psychose – vorzubeugen.

Angst vor einer Neuroleptika-Abhängigkeit brauchen Betroffene nicht zu haben, selbst wenn sie die Medikamente länger einnehmen. Denn laut Definition geht eine Suchterkrankung neben Entzugserscheinungen und einer immer höher werdenden Toleranz gegenüber dem Wirkstoff auch mit einer Kontrollminderung und einem starken Verlangen einher. Diese treten nach Annahme von Experten nur bei einer belohnenden Wirkung ein. Und da Menschen, die Neuroleptika nehmen, deren Wirkung eher als nützlich und lediglich besser als eine Psychose empfinden, nicht als belohnend, besteht keine Suchtgefahr.

Neben der Schizophrenie gibt es für Neuroleptika weitere Indikationen (= Anwendungsgebiete). Wirksam sind sie auch bei den folgenden psychischen Krankheitsbildern:

  • Psychosen
  • Manien – typisch sind die extreme Hochstimmung und ein gesteigerter Antrieb
  • Bipolare Störung: eine psychische Störung, die Ärzte zu den Gefühlsstörungen (Affektstörungen) zählen. Betroffene erleben ein ständiges Wechselbad und Auf und Ab ihrer Stimmungen und Gefühle.
  • Schizoaffektive Störungen: Neben Symptomen der Schizophrenie treten auch Symptome der bipolaren affektiven Störung auf, also manische und depressive Symptome.
  • Psychotisch-depressive Störungen
  • Erregungsstörungen jeglicher Art, etwa bei Delir oder Demenz bei älteren Menschen. Darüber hinaus sind Neuroleptika bei Epilepsie, genauer: bei akuten Erregungszuständen, eine Möglichkeit.
  • Verhaltensstörungen im Kindesalter
  • Innere Unruhe aufgrund einer Psychose
  • Schlafstörungen, etwa bei älteren Menschen. Allerdings gilt der Einsatz von Neuroleptika zum Schlafen als „off label use“. Das heißt, die Medikamente sind für diese Indikation nicht zugelassen.
  • Schmerztherapie
  • Übelkeit nach einer Operation
Bei manchen psychischen Störungen hilft auch eine Kombination mehrerer Medikamente. Bei einer Depression, die mit Wahnvorstellungen verbunden ist, sowie bei Zwangsstörungen, die mit magischen Überzeugungen einhergehen, setzen Ärzte oft Neuroleptika und Antidepressiva in Kombination ein. Als Einzeltherapie sind Neuroleptika bei Depressionen aber nicht zugelassen. Bei einer Angststörung sind Neuroleptika nicht die Medikamente der ersten Wahl. Zwar zeigte das Neuroleptikum Quetiapin in Studien eine Wirkung bei der generalisierten Angststörung. Es gibt jedoch wirksamere und besser verträgliche Medikamente – daher sind Neuroleptika gegen Angst nicht zugelassen. Das Medikament kommt nur zum Einsatz, wenn alle anderen Behandlungen keinen ausreichenden Erfolg gebracht haben („off label use“). Allgemein gilt: Die Neuroleptika-Therapie ist in der Regel nicht die alleinige Behandlungsmöglichkeit bei psychischen Störungen. Vielmehr kombinieren Ärzte die Medikamente meist mit weiteren Therapien, etwa einer Verhaltenstherapie.
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Antipsychotika: Wirkung bei psychotischen Symptomen

Antipsychotika vermindern psychotische Symptome wirksam und helfen Patienten dabei, den Bezug zur Realität wiederherzustellen. Zu diesen Symptomen zählen zum Beispiel:

  • Wahnvorstellungen
  • Halluzinationen
  • psychomotorische Erregungszustände
  • Gefühlsspannungen, Angst
  • Zerfahrenheit des Denkens
  • Störungen des Erlebens und Verhaltens
  • Aufnahme von inneren und äußeren Reizen

Neuroleptika wirken ordnend auf die Wahrnehmung und das Denken. Ein Patient nimmt sich selbst und seine Umwelt unter dem Einfluss der Antipsychotika weniger intensiv wahr. Dies betrifft Sinneswahrnehmungen (Reize, die von außen kommen) genauso wie die Wahrnehmung des eigenen Körpers, der Gefühle und Gedanken. Neuroleptika helfen dabei, dass Betroffene ihr eigenes Erleben wieder besser auf reales Vorhandensein überprüfen können und schrittweise in die Wirklichkeit zurückfinden.

Manche verspüren jedoch ein unangenehmes Gefühl der Benommenheit, Abschirmung und Abschottung von der Außenwelt – so, als wären sie selbst gar nicht richtig da. Für viele ist dieses Gefühl sehr ausgeprägt und sie empfinden es für sich selbst als nicht wünschenswert. Dann besteht die Gefahr, dass sie das Neuroleptikum nur ungern oder überhaupt nicht einnehmen und es absetzen. Eine erneute Psychose kann sich entwickeln. Wichtig ist es daher immer, solche Empfindungen mit dem behandelnden Arzt zu besprechen.

Übrigens zeigen Neuroleptika auch Wirkung bei Gesunden, allerdings keine, die wünschenswert wäre: Die Menschen werden dann müde, antriebs- und teilnahmslos, passiv oder bedrückt, traurig und missmutig. Man kann jemanden also mit Neuroleptika „ruhigstellen“.

Neuroleptika: Ist die Lebenserwartung reduziert?

Der Einfluss von Neuroleptika auf die Lebenserwartung ist wissenschaftlich noch umstritten. So wurden die Medikamente zum Beispiel mit einer erhöhten Sterblichkeit bei Menschen mit einer Demenz in Verbindung gebracht.

Bei einer Schizophrenie und anderen Psychosen zeigte eine britische Studie (2011), dass Antipsychotika das Leben eventuell verkürzen könnten. Allerdings ließe sich dafür nicht nur die Einnahme von Neuroleptika verantwortlich machen, vermuten die Forscher. Vielmehr spielten noch andere Faktoren wie der individuelle Lebensstil eine Rolle. Einen verstärkten Einfluss auf die geringere Lebenserwartung bei Patienten mit Schizophrenie haben womöglich das Rauchen, eine ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel. Ausgeschlossen sei es aber nicht, dass eine langfristige Therapie mit Neuroleptika sich negativ auf die Lebenserwartung auswirkt.

Eine finnische Studie (2019) untersuchte ebenfalls den Einfluss von Antipsychotika auf verschiedene Parameter, darunter auch auf die Sterblichkeit. Die Analyse stützte sich auf die Daten von rund 23.000 Patienten mit Schizophrenie. Alle waren erstmals in einer Klinik behandelt worden. 8.700 davon hatten noch nie zuvor ein Antipsychotikum eingenommen. Eine Gruppe nahm auch nach dem Klinikaufenthalt keine Neuroleptika ein, die andere Gruppe schon – ein Teil davon kontinuierlich, der andere Teil brach schon früh wieder ab. Die Forscher verfolgten diese Probanden etwa 20 Jahre lang. Sie wollten wissen, wie oft sie erneut ins Krankenhaus mussten und wie hoch ihr Sterberisiko war. 

Ergebnisse:

  • Das Sterberisiko war in der Gruppe, die keine Antipsychotika einnahm, um 200 Prozent höher als für jene Patienten, die diese Medikamente kontinuierlich anwendeten.
  • Wer die Einnahme früh – nämlich binnen eines Jahres – abbrach, hatte immer noch ein um 174 Prozent höheres Sterberisiko als bei kontinuierlicher Medikamenteneinnahme.

Bei diesen Patienten sei also keine Zurückhaltung bei der Langzeitanwendung geboten, so das Fazit der Forscher. Kontinuierlich eingenommene Neuroleptika könnten demnach die Lebenserwartung sogar erhöhen. An den genauen Zusammenhängen müssen Wissenschaftler aber noch weiter forschen.

Neuroleptika: Wirkung im Gehirn

Die Wirkung der Neuroleptika besteht darin, dass sie Andockstellen (Rezeptoren) für den Nervenbotenstoff Dopamin blockieren und somit die Weiterleitung von Signalen zwischen den Nervenzellen hemmen. Das Gehirn braucht den Neurotransmitter Dopamin, damit Nervenzellen reibungslos miteinander kommunizieren können. Neuroleptika vermindern also die Aktivität jener Neuronen, die das Dopamin für ihren Informationsaustausch brauchen. Neuere (atypische) Neuroleptika wirken nicht nur auf die Dopaminrezeptoren, sondern zusätzlich auf andere Andockstellen wie die Serotoninrezeptoren (5-HT-Rezeptoren). Davon gibt es mehrere verschiedene. Die Wirkung des Neuroleptikums hängt davon ab, welchen Rezeptor das Medikament hauptsächlich blockiert. Jedes Medikament hat sein eigenes „Rezeptorbindungsprofil“.

Ein Beispiel: Atypische Neuroleptika setzen oft zusätzlich am sogenannten Serotonin 5HT2A-Rezeptor an (5HT2A-Antagonisten). Die Dopamin-Freisetzung steigt und die unerwünschten motorischen Symptome sowie Negativsymptome (z.B. Gefühlsarmut, Antriebslosigkeit) nehmen ab.

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Neuroleptika: Nebenwirkungen und Spätfolgen

Neuroleptika können – wie jedes Medikament – Nebenwirkungen verursachen. Ob und welche unerwünschten Wirkungen auftreten, hängt immer vom eingesetzten Wirkstoff und seiner Dosierung ab. So können ältere typische Neuroleptika die Sexualität drosseln, atypische Neuroleptika zu Gewichtszunahme führen oder Stoffwechselstörungen auslösen. Die wichtigsten Nebenwirkungen und Risiken sind untenstehend zusammengefasst.

Nebenwirkungen von Neuroleptika: Tabelle

Symptom

Details (Beispiele, Infos etc.)

Bewegungsstörungen

  • Zittern
  • Muskelverkrampfung
  • Muskelsteifheit
  • Sitz- und Bewegungsunruhe
  • allgemeine Verlangsamung und Bewegungsarmut

Solche Bewegungsstörungen als Nebenwirkungen von Neuroleptika erinnern an die Parkinson-Krankheit. Daher heißen sie auch „Parkinsonoid“.

Einige Bewegungsstörungen entwickeln sich erst nach längerer Einnahme, manchmal erst nach Jahren. Sie halten dann allerdings oft lange an und sind schwerer zu behandeln. Atypische Neuroleptika verursachen weniger motorische Nebenwirkungen.

unwillkürliche Bewegungen

z. B. Schmatzen, Grimassieren und Kopfbewegungen

Schluckstörungen

 

Stoffwechselstörungen

häufiger bei atypischen Antipsychotika

innere Unruhe

 

Gewichtszunahme

öfter bei atypischen Neuroleptika

erhöhtes Risiko für die Zuckerkrankheit

 

trockener Mund

 

Störungen der Blasenentleerung

 

Störungen der Sexualität

besonders ältere typische Neuroleptika

Sehstörungen

z. B. verschwommenes Sehen

Schwindel und Kopfschmerzen

 

Müdigkeit, Antrieblosigkeit

 

selten: Herzrhythmusstörungen, Störungen der Blutbildung

 

selten, aber gefährlich: Malignes Neuroleptisches Syndrom

Fieber, Muskelsteifigkeit und Bewegungsstarre, Bewusstseinsstörungen, starkes Schwitzen und beschleunigte Atmung


Welche Neuroleptika-Langzeitschäden und -Spätfolgen bei einer langfristigen Einnahme auftreten können, ist noch nicht ganz geklärt. So vermuten Forscher zum Beispiel, dass Neuroleptika Hirnschäden verursachen könnten. Durch die Einnahme der Antipsychotika über viele Jahre könnte sich als Spätfolge die Struktur bestimmter Gehirnbereiche verändern. Dass das Gehirnvolumen durch eine Langzeittherapie mit Neuroleptika abnimmt (Hirnatrophie), scheint inzwischen wissenschaftlich gesichert. Die Auswirkungen davon, etwa das Ausmaß an kognitiven Einbußen, sind aber noch nicht genau erforscht. 

Neuroleptika: Wechselwirkungen

Grundsätzlich können Medikamente mit anderen gleichzeitig eingenommenen Arzneimitteln wechselwirken. Ärzte und Apotheker überprüfen daher immer genau, welche Medikamente Sie einnehmen. Studien deuten beispielsweise darauf hin, dass vor allem atypische Neuroleptika und Parkinson-Medikamente sich nicht vertragen, da die Antipsychotika dann die Sterblichkeit erhöhen können.

Die Wechselwirkungen von Neuroleptika hängen immer davon ab, welches Antipsychotikum zum Einsatz kommt. Zudem spielt es eine Rolle, in welcher Form Ärzte das jeweilige Neuroleptikum verabreichen. Es gibt zum Beispiel Tabletten, Tropfen und Depotspritzen. Letztere setzen die Wirkstoffe kontinuierlich und regelmäßig frei und eignen sich zur längerfristigen Anwendung. Sprechen Sie immer mit Ihrem behandelnden Arzt ausführlich über sämtliche möglichen Neben- und Wechselwirkungen Ihres Neuroleptikums.

Bekannt ist zum Beispiel, dass manche Neuroleptika sich nicht mit dem Rauchen vertragen. Das gilt besonders für die Antipsychotika Clozapin und Olanzapin. Die unzähligen Inhaltsstoffe im Tabakrauch sorgen dafür, dass der Körper die Wirkstoffe schneller eliminiert– dann ist die Wirksamkeit des Neuroleptikums herabgesetzt.

Auch Neuroleptika und Alkohol sind keine gute Kombination. Viele Antipsychotika können die Wirkung des Alkohols verstärken. Daher verzichten Sie besser auf alkoholische Getränke, wenn Sie diese Medikamente einnehmen.

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Neuroleptika absetzen oder reduzieren – das ist zu beachten

Menschen mit psychotischen Erkrankungen nehmen Neuroleptika über einen längeren Zeitraum ein, oft über Jahre. Antipsychotika können selbst dann noch hilfreich sein, wenn die Symptome abgeklungen sind. Sie helfen dabei, erneute Psychosen zu vermeiden oder zumindest deren Ausmaß abschwächen.

Weil Neuroleptika nicht unerhebliche Nebenwirkungen haben, überprüfen Ärzte in bestimmten Zeitabständen, ob die Einnahme tatsächlich noch notwendig ist. Eigenständig absetzen sollten Sie Neuroleptika aber niemals, auch wenn Sie keine Symptome mehr haben. Denn es könnte zu einem Rückfall und einer Rückkehr der Symptome kommen. Sprechen Sie immer mit Ihrem Arzt darüber, ob Sie eventuell die Dosis der Neuroleptika reduzieren können.

Ärzte unternehmen ohnehin regelmäßig Versuche, die Dosis der Antipsychotika zu vermindern oder die Behandlung zu beenden, sofern sie nicht mehr nötig ist. Dies setzt jedoch immer voraus, dass sowohl die Psyche als auch die Lebenssituation eines Patienten ausreichend stabil sind. Wer immer wieder psychotische Symptome erlebt, profitiert nicht von einer niedrigeren Dosierung oder dem Absetzen der Neuroleptika.

Neuroleptika absetzen, aber nur schrittweise

Wenn Sie Ihre Neuroleptika unter Anleitung Ihres Arztes absetzen, sollte das nicht von einem Tag auf den anderen geschehen, sondern nur langsam und schrittweise. Ärzte verringern die Dosis des Medikaments immer nur geringfügig. Dann warten sie einige Wochen ab und beobachten, ob die neue Dosierung ausreichend ist. Wenn Symptome wie Unruhe, Schlafstörungen und andere Frühwarnzeichen für eine Psychose auftreten, erhöhen sie die Dosis wieder vorübergehend. So lässt sich feststellen, welche Dosis für genügend psychische Stabilität sorgt. Ärzte und Patienten brauchen dafür aber ein wenig Geduld und vor allem gegenseitiges Vertrauen. Im Gegensatz zu Antidepressiva treten für gewöhnlich im Fall von Neuroleptika beim Absetzen keine Entzugserscheinungen auf.

Quellen
  • S3-Leitlinie: Schizophrenie (Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (GPPN)); Stand: 15.03.2019
  • Chin-Kuo Chang et. al.: Life Expectancy at Birth for People with Serious Mental Illness and Other Major Disorders from a Secondary Mental Health Care Case Register in London; PLoS ONE; 2011; DOI: 10.1371/journal.pone.0019590
  • Volz, Hans-Peter: Antipsychotika erhöhen die Lebenserwartung; Der Neurologe & Psychiater; 2019; DOI: 10.1007/s15202-019-2164-1
  • Online-Informationen Neurologen und Psychiater im Netz: Psychopharmaka: Antipsychotika: www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org; Abruf: 07.02.2021
  • Online-Informationen Neurologen und Psychiater im Netz: Bipolare Erkrankungen - Therapie: www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org; Abruf: 21.07.2021
  • Online-Informatione Neurologen und Psychiater im Netz: Was ist eine Bipolare Erkrankung?www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org; Abruf: 22.07.2021
  • Online-Informationen Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG): www.gesundheitsinformation.de; Abruf: 07.02.2021
  • Online-Informationen Gelbe Liste: Antipsychotika: www.gelbe-liste.de; Abruf: 08.02.2021
  • Online-Informationen DocCheck: flexikon.doccheck.com; Abruf: 08.02.2021
  • Online-Informationen AMBOSS GmbH:www.amboss.com; Abruf: 08.02.2021
  • Online-Informationen Ärzteblatt: www.aerzteblatt.de; Abruf: 21.07.2021
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