Zusammenfassung
- Definition: Halluzinationen sind falsche Sinneswahrnehmen, für die es in der Umwelt keine auslösenden Reize gibt.
- Arten: Es gibt viele verschiedene Arten von Halluzinationen, etwa optische Halluzinationen, akustische Halluzinationen, Tast- und Berührungshalluzinationen oder Geruchs- und Geschmackshalluzinationen
- Ursachen: Zu den häufigsten Auslösern von Halluzinationen gehören psychische oder neurologische Erkrankungen, doch auch der Konsum von Alkohol, Drogen oder bestimmten Medikamenten kann zu Halluzinationen führen.
- Wann zum Arzt? Grundsätzlich sollte man mit Halluzinationen immer zum Arzt gehen.
- Was tun? Was gegen Halluzinationen hilft, hängt von deren Ursache ab. Meist kommen Medikamente gegen Halluzinationen zum Einsatz.
Werbung
Definition: Was sind Halluzinationen
Halluzinationen sind Sinnestäuschungen, bei denen Menschen eine falsche Sinneswahrnehmung erleben. Sie sehen, hören, schmecken, riechen oder fühlen etwas, das es nicht gibt. Halluzinationen haben also mit der realen Welt nichts zu tun. Betroffene sehen zum Beispiel Menschen, die nicht da sind, oder hören Stimmen und andere Geräusche, für die es keinen Auslöser gibt. Allerdings sind diese Wahrnehmungen für betroffene Menschen tatsächlich Realität. Das Wort „Halluzination“ lässt sich vom lateinischen Begriff „alucinatio“ ableiten, was die Bedeutung „Träumerei“ hat. Es gibt verschiedene Arten von Halluzinationen und sie können verschiedene Ursachen haben.
Abzugrenzen von den Halluzinationen sind sogenannte Pseudo-Halluzinationen. Dabei ist den Betroffenen bewusst, dass ein Sinneseindruck, den sie gerade wahrnehmen, nicht real ist. Bei einer „echten“ Halluzination können Betroffene allerdings nicht erkennen, dass es sich um eine eingebildete Empfindung handelt.
Halluzinationen: Arten
Halluzinationen können ganz verschiedene Sinneswahrnehmungen betreffen. Dabei kommt es den Betroffenen so vor, als hätten sie eine tatsächliche Sinneswahrnehmung erlebt. Sie haben etwas gesehen, gehört, gerochen, geschmeckt oder gespürt, obwohl dies in Wirklichkeit nicht passiert ist. Im Folgenden sind einige Beispiele für die häufigsten Arten von Halluzinationen genannt.
Optische Halluzinationen
Akustische Halluzinationen
Tast- und Berührungshalluzinationen
Tast- und Berührungshalluzinationen betreffen den Tastsinn. Mediziner sprechen auch von taktilen Halluzinationen oder haptischen Halluzinationen. Die Sinnestäuschungen erleben Betroffene verschieden, zum Beispiel als Berührung, Wärme, Kälte, Vibration oder auch als Schmerz.
Geruchshalluzinationen und Geschmackshalluzinationen
Geruchshalluzinationen, auch olfaktorische Halluzinationen genannt, betreffen den Geruchssinn. Betroffene glauben dabei, etwas zu riechen, was nicht da ist. Beispiele: Gas oder Benzin.
Geschmackshalluzinationen oder gustatorische Halluzinationen sind falsche Sinneswahrnehmungen, die den Geschmackssinn betreffen. Betroffene erleben allerlei Geschmäcker. Häufiger ist jedoch, dass sie glauben, ein in ihrem Essen enthaltenes Gift zu schmecken.
Schlafbezogene Halluzinationen
Halluzinationen nachts im Schlaf und vor allem im Schlaf-Wach-Übergang sind keine Seltenheit. Je nach Zeitpunkt, an dem die schlafbezogenen Halluzinationen einsetzen, unterscheiden Ärzte:
- Hypnagoge Halluzinationen treten beim Einschlafen auf.
- Hypnopompe Halluzinationen kommen beim Aufwachen vor.
Bei Sinnestäuschungen, die beim Einschlafen oder im Halbschlaf nach dem Aufwachen auftreten, handelt es sich meist um optische oder akustische Halluzinationen. Die Ursachen für hypnagoge und hypnopompe Halluzinationen sind letztlich noch nicht ganz geklärt. Ursprünglich gingen Mediziner davon aus, dass sie auf psychische Erkrankungen zurückzuführen seien. Doch mittlerweile diskutieren Forscher auch Ursachen für das Auftreten nächtlicher Halluzinationen, die nicht im Zusammenhang mit psychischen Störungen stehen.
Dazu gehören etwa:
- Schlaf-Wach-Übergang: Im Übergang zwischen Schlaf- und Wachzustand vermischen sich Träume manchmal mit von außen eintreffenden Reizen. Dieses Verschwimmen der Wahrnehmungen könnte als Halluzination wahrgenommen werden.
- Schlafentzug: Zu wenig Schlaf kann das Risiko womöglich erhöhen, dass die Grenzen des Schlaf-Wach-Übergangs verschwimmen und es zu Halluzinationen kommt.
- Stress: Belastungen und Ängste erhöhen womöglich ebenfalls die Wahrscheinlichkeit für schlafbezogene Halluzinationen. Die erhöhte Aufregung könnte zu einer erhöhten Erregung im Gehirn führen, die das Entstehen der Sinnestäuschungen begünstigt.
- Alkohohl und Drogen: Sie können auch die Funktion und Erregbarkeit des Gehirns beeinflussen und dazu führen, dass sich Schlaf- und Wach-Wahrnehmungen vermischen. Dies könnte als Halluzination wahrgenommen werden.
Werbung
Halluzinationen-Ursachen: Wie entstehen Halluzinationen?
Halluzinationen sind definiert als Sinneseindrücke, für die es in der Umwelt des Erlebenden keine äußeren Reize gibt, welche die Wahrnehmungen ausgelöst haben könnten. Riechen, sehen, hören, schmecken oder tasten wir etwas, werden solche Reize normalerweise von den Sinnesrezeptoren aufgefangen und über die Nervenbahnen an das Gehirn weitergegeben, wo der entsprechende Sinneseindruck entsteht. Diese Reizweiterleitungen können auf viele verschiedene Weisen gestört werden, wodurch Halluzinationen ausgelöst werden könnten.
Halluzinationen können somit viele verschiedene Ursachen haben. Zu den häufigsten Gründen zählen psychische und neurologische Erkrankungen, welche das Nervensystem betreffen. Aber auch Fieber, zum Beispiel im Rahmen einer Grippe, oder der Konsum von Alkohol und Drogen können die Ursachen sein.Psychische Erkrankungen
Zu den häufigsten Auslösern von Halluzinationen zählen psychische Erkrankungen. Die Sinnestäuschungen können zum Beispiel bei diesen Krankheiten auftreten:
- Schizophrenie: Eine schwere psychische Erkrankung, die unter anderem mit Realitätsverlust, Wahnvorstellungen, Störungen des Denkens, der Sprache und der Gefühlswelt einhergehen.
- Psychosen: Betroffene nehmen die Realität verändert wahr und erleben Halluzinationen, Wahnvorstellungen oder Denkstörungen.
- Depression: Eine psychische Störung, die mit anhaltender Niedergeschlagenheit, Verlust des Interesses oder Vergnügens, Energiemangel, Schlafstörungen, Schwierigkeiten bei der Konzentration und negativen Gedanken einhergehen kann.
- Borderline-Erkrankung: Eine psychische Erkrankung, bei der Betroffene emotional instabil sind, Probleme mit zwischenmenschliche Beziehungen und ihrem Selbstbild haben. Eine Borderline-Störung äußerst sich häufig in impulsiven Verhaltensweisen.
Neurologische Erkrankungen
Auch Erkrankungen der Nerven – neurologische Erkrankungen – können mit Halluzinationen in Verbindung stehen. Dazu gehören zum Beispiel:
- Parkinson-Krankheit (Morbus Parkinsom): Eine neurologische Erkrankung, die zu motorischen Symptomen wie Tremor, Muskelsteifheit und verlangsamter Bewegung führt.
- Schlaganfall: Er tritt auf, wenn die Blutzufuhr zum Gehirn aufgrund eines verengten oder verstopften Gefäßes unterbrochen wird (am häufigsten) oder im Gehirn eine Blutung stattfindet (seltener). Ein Schlaganfall kann zu plötzlichen neurologischen Ausfällen wie Lähmungen, Sprach- und Sehstörungen kommen.
- Schädel-Hirn-Trauma: Eine Verletzung des Gehirns durch äußere Gewalteinwirkung, etwa durch einen Schlag auf den Kopf.
- Epilepsie und Migräne während der Aura-Phase (Vorphase): Neurologische Erkrankungen, die in Anfällen / in Schüben auftreten und deren Anfälle / Schübe sich durch eine für die Betroffenen wahrnehmbare Vorphase (Aura) ankündigen können.
- Demenz: Ein fortschreitender Verlust der kognitiven Fähigkeiten (Gedächtnis, Denken, Urteilsvermögen, Sprache).
Alkohol und Drogen
Halluzinationen können auch nach dem Konsum von Alkohol oder Drogen auftreten. Dazu gehören zum Beispiel Marihuana, Kokain, LSD, Ecstasy, Amphetamine oder Crack. Solche Substanzen verändern die neurochemische Aktivität im Gehirn und beeinflussen die Botenstoffe und deren Aktivität. Somit haben Drogen einen Einfluss auf die Reizweiterleitung des Nervensystems, die Verarbeitung von Sinneseindrücken und letztlich auf die Wahrnehmung.
Medikamente
Halluzinationen können auch eine Nebenwirkung mancher Medikamente sein. Dazu gehören zum Beispiel:
- Anticholinergika zur Behandlung von Parkinson oder Allergien
- Antidepressiva zur Therapie von Depressionen
- Antiepileptika zur Behandlung von Anfällen, insbesondere bei Epilepsie.
Andere Ursache von Halluzinationen
Es gibt noch einige andere Auslöser von Halluzinationen. Dazu gehören zum Beispiel:
- Schlafmangel / Schlafentzug: Diese beeinflussen das neurochemische Gleichgewicht im Gehirn und können so zu Problemen bei der Sinneswahrnehmung führen.
- Stress: Kann die Aktivität und Erregbarkeit des Gehirns verändern.
- Flüssigkeitsmangel: Flüssigkeit ist ein zentraler Bestandteil des Gehirns – ein Mangel kann seine Funktionsfähigkeit beeinträchtigen.
- Unterkühlung: Kühlt der Körper zu stark aus, kann das die Durchblutung, die Weiterleitung der Nervensignale, den Stoffwechsel und die Funktion des Gehirns beeinträchtigen.
- Hohes Fieber, etwa bei einer Grippe: Die erhöhte Körpertemperatur kann sich auf den Stoffwechsel und die Funktion von Nervenzellen auswirken.
Wann zum Arzt und welcher Arzt?
Grundsätzlich sollten Sie zum Arzt gehen, wenn Ihnen bewusst wird, dass Sie Halluzinationen erleben. Eine Ausnahme kann es sein, wenn Sie Halluzinationen ganz klar auf einen Schlafmangel zurückzuführen können, etwa nach einer durchgemachten Nacht. Auch wenn die Halluzination nur ein einmaliges Ereignis bleibt, müssen Sie nicht sofort einen Arzt aufsuchen.
Ansonsten ist immer ein Arztbesuch ratsam. Er kann abklären, was womöglich hinter den Halluzinationen steckt.
Als erste Anlaufstelle bietet sich der Hausarzt an. Er kann eine erste Einschätzung treffen, welche Ursachen der Halluzination zugrunde liegen könnten. Anschließend kann er auch eine Empfehlung aussprechen, ob Sie sich zum Beispiel an einen Psychiater oder Psychotherapeuten, Neurologen, Schlafmediziner oder einen Arzt einer anderen Fachrichtung wenden sollten.Werbung
Halluzinationen: was tun?
Quellen
- Berlit, P: Klinische Neurologie; Springer; 4. Auflage 2020
- Tölle, R & Windgassen, K: Psychiatrie – Einschließlich Psychotherapie; Springer; 17. Auflage 2015
- Online-Informationen Pschyrembel Online: www.pschyrembel.de; Abruf: 26.05.2023
- Online-Informationen Berufsverbände für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie: www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org; Abruf: 26.05.2023