Was ist eine Bauchspeicheldrüsenentzündung?
Ärzte unterscheiden prinzipiell zwei Formen der Pankreatitis – je nach Verlauf:
- Akute Bauchspeicheldrüsenentzündung: Sie tritt plötzlich auf und die Symptome wie starke Oberbauchschmerzen setzen schlagartig ein. Die Art, Dauer und Intensität der Symptome hängen vom Schweregrad der Bauchspeicheldrüsenentzündung ab.
- Chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung: Sie bleibt über einen längeren Zeitraum bestehen oder kehrt häufiger wieder. Diese Form entwickelt sich meist schleichend. Anfangs kommen leichtere Beschwerden vor, im weiteren Verlauf ist ein wiederkehrender dumpfer Oberbauchschmerz typisch. Die Dauer der Symptome liegt bei einigen Stunden bis Tagen.
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Bauchspeicheldrüsenentzündung: Symptome
Eine Bauchspeicheldrüsenentzündung kann sich durch verschiedene Anzeichen bemerkbar machen. Die Symptome hängen außerdem davon ab, ob eine akute oder chronische Pankreatitis vorliegt.
Akute Pankreatitis: Symptome
Bei einer akuten Pankreatitis stehen diese Symptome im Vordergrund:
- Plötzlich einsetzende, starke Schmerzen im Oberbauch. Sie können gürtelförmig in den Rückenausstrahlen und Betroffene nehmen sie dann als Rückenschmerzen wahr. Manchmal strahlen die Schmerzen auch in die Brust aus; kolikartige Schmerzen entstehen, wenn die Ursache der Entzündung Gallensteine sind.
- Aufgeblähter Bauch, der sich prall-elastisch anfühlt (sogenannter „Gummibauch“), meist ist er auch schmerzempfindlich
- Blähungen
- Vergrößerter Bauchumfang aufgrund von Wassereinlagerungen in der Bauchhöhle (Aszites)
- Atemprobleme durch Wasseransammlung zwischen Lunge und Brustkorb (Pleuraerguss)
- Übelkeit, Erbrechen
- Fieber, allgemeines Krankheitsgefühl
- Niedriger Blutdruck und schlimmstenfalls Kreislaufschock aufgrund des Flüssigkeitsverlustes, der durch die Bauchspeicheldrüsenentzündung entsteht
- Grünlich-bräunliche Hautverfärbungen um den Bauchnabel herum (Cullen-Zeichen) oder seitlich an den Flanken (Grey-Turner-Zeichen); sie deuten auf eine schwere Entzündung hin, bei der Gewebe abstirbt
- Gelbsucht (Ikterus), die entsteht, wenn die Bauchspeicheldrüsenentzündung durch ein Gallenleiden ausgelöst wird. Erstes Anzeichen hierfür ist in der Regel eine gelbliche Verfärbung des Auges; später verfärben sich auch die Haut und Schleimhäute gelblich, der Urin wird dunkel und der Stuhl farblos
Eine akute Pankreatitis kann sehr unterschiedlich verlaufen. Sie kann komplikationslos wieder ausheilen oder einen lebensbedrohlichen Verlauf nehmen. Das Ausmaß der Symptome hängt vom Schweregrad der Entzündung ab. Die Entzündung kann Gewebe absterben lassen oder sich auf benachbarte Organe ausbreiten. Bei der milden Form, der akuten-ödematösen (Ansammlung von Wasser) Pankreatitis, entsteht nur eine vorübergehende Schädigung der Bauchspeicheldrüse und es sind meist auch keine anderen Organe betroffen. 75 bis 85 Prozent aller Patienten erkranken an dieser moderaten Variante der Bauchspeicheldrüsenentzündung.
Bei der schweren Form, der hämorrhagisch-nekrotisierenden Pankreatitis, sind starke Blutungen in der Bauchspeicheldrüse und ihrer Umgebung nachweisbar - Bereiche des Verdauungsorgans sterben ab. Wenn in dem abgestorbenen Gewebe eine bakterielle Infektion stattfindet, kann es zu einer Blutvergiftung (Sepsis) und Organversagen kommen. Bei zehn bis 24 Prozent der betroffenen Patienten nimmt die Erkrankung einen tödlichen Verlauf.
Chronische Pankreatitis: Symptome
Folgende Anzeichen weisen auf eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung hin:
- Oberbauchschmerzen, die gürtelförmig und beidseitig bis zum Rücken ausstrahlen können; sie sind wiederkehrend und halten oft Stunden oder Tage an (Ärzte nennen dies einen akuten Schub einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung); mit zunehmender Krankheitsdauer nehmen die Schmerzphasen ab
- Verdauungsstörungen, Blähungen
- Appetitlosigkeit
- Übelkeit, Erbrechen
- (deutlicher) Gewichtsverlust
- Probleme beim Stuhlgang: fettig glänzender, übelriechender Stuhl (Fettstuhl) und Durchfall
Wenn die beschädigte Bauchspeicheldrüse nicht mehr ausreichend Verdauungsenzyme herstellt, können fettlösliche Vitamine über den Darm nicht mehr aufgenommen werden. Bei Betroffenen macht sich das Verdauungsproblem durch diese Anzeichen bemerkbar:
- Müdigkeit
- Gangstörungen
- Nachtblindheit
- Blutungsneigung
- Knochenerweichung (Osteomalazie)
Bauchspeicheldrüsenentzündung: Behandeln
Was tun bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung? Wie läuft die Behandlung der Pankreatitis ab, um die unangenehmen Beschwerden in den Griff zu bekommen? Diese Fragen stellen sich viele Betroffene. Da eine akute Pankreatitis zu gefährlichen Komplikationen führen kann, wird die Erkrankung normalerweise im Krankenhaus behandelt. Bei einer schweren Pankreatitis müssen Betroffene sogar auf die Intensivstation.
Die Behandlung der Pankreatitis besteht hauptsächlich darin, die Symptome wie Schmerzen oder Übelkeit zu lindern und Folgen wie eine Mangelernährung zu therapieren. Außerdem versuchen Ärzte, die Ursache für die Bauchspeicheldrüsenentzündung festzustellen und zu behandeln, beispielsweise Gallensteine.
Bauchspeicheldrüsenentzündung: Ernährung
Eine Pankreatitis ist oft mit Übelkeit und Appetitlosigkeit verbunden. Daher fragen sich viele Betroffene, was sie bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung essen können.
Während früher bei einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung dazu geraten wurde, einige Tage ganz auf Nahrung zu verzichten, zeigen aktuelle Studien, dass bei einer milden Pankreatitis eine Nahrungsaufnahme ab dem ersten Behandlungstag die Zeit im Krankenhaus deutlich verkürzen und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann.
Kann der Patient die Kost nicht oral zu sich nehmen, erfolgt die Flüssigkeits- und Nährstoffzufuhr über die Vene (Infusion) oder über eine Magensonde. Dies ist ein dünner Schlauch, der über die Nase durch die Speiseröhre in den Magen oder Dünndarm führt (enterale Ernährung).Danach ist Schonkost angesagt, beispielsweise Zwieback, Tee und stilles Wasser. Es gibt aber keine typischen Hausmittel zur Behandlung der Bauchspeicheldrüsenentzündung.
Auch nach dem Kostaufbau sollten Sie den Konsum fetthaltiger Lebensmittel vorerst einschränken oder am besten ganz vermeiden. Alkohol ist ebenfalls tabu. Ist Alkohol die Ursache der Bauchspeicheldrüsenentzündung, sollten Sie in Zukunft unbedingt auf das Genussmittel verzichten.
Generell gilt: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung, die aus ausreichend Gemüse und Obst, Vollkornprodukten, Fisch und Geflügel besteht – dies ist eine gute Voraussetzung, um den Verdauungstrakt gesund zu erhalten und Erkrankungen zu vermeiden.
Bauchspeicheldrüsenentzündung: Medikamente
Es gibt einige Medikamente, um die Beschwerden bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung zu lindern und die Entzündung zu bekämpfen. Die wichtigsten Arzneimittel sind:
- Schmerzmittel: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) oder Opioide können Schmerzen lindern. Starke Schmerzmittel verabreichen Ärzte meist über einen Tropf oder Katheter.
- Auch krampflösende Präparate können Linderung verschaffen.
- Antibiotika, zum Beispiel mit dem Wirkstoff Metronidazol: Sie kommen zum Einsatz, wenn eine bakterielle Infektion in der Bauchspeicheldrüse oder anderen Organen vorliegt.
- Protonenpumpenhemmer helfen bei Magenbeschwerden und hemmen die Magensäureproduktion. Manchmal ist es notwendig, den Magensaft mit Hilfe einer Magensonde abzuleiten.
Bauchspeicheldrüsenentzündung: OP
Stirbt entzündetes Gewebe der Bauchspeicheldrüse ab (nekrotisierende Pankreatitis), müssen Ärzte es operativ entfernen und die Bauchhöhle anschließend ausspülen. Wurde die Pankreatitis durch Gallensteine verursacht, entfernt der Arzt die Steine meist im Rahmen einer endoskopisch retrograden Cholangio-Pankreatikografie (ERCP). Mit diesem endoskopischen Verfahren lassen sich auch Engstellen in den Gallenwegen oder im Bauchspeicheldrüsengang aufdehnen und Stents platzieren, um die Gänge anschließend offen zu halten. Oft entfernen Ärzte nicht nur die Gallensteine, sondern die Gallenblase gleich mit. Dadurch sinkt das Risiko, dass sich erneut Gallensteine bilden und sich die Bauchspeicheldrüse wieder entzündet.Eine Operation ist immer Abwägungssache
Eine Pankreatitis kann in den meisten Fällen konservativ behandelt werden. Selbst bei schweren Verläufen muss das Sterberisiko bei einer offenen Operation gegenüber einem weniger invasiven Verfahren berücksichtigt werden.
Prof. Dr. Julia Mayerle, Prof. Dr. Julia Mayerle ist Fachärztin für Innere Medizin, Gastroenterologie, Endokrinologie und Diabetologie. Sie ist Ärztliche Direktorin in der Medizinischen Klinik und Poliklinik II am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München.Als Koordinatorin und leitende Autorin der S3-Leitlinie Pankreatitis ist Prof. Dr. Julia Mayerle Top-Expertin für die neuesten Diagnose- und Therapieoptionen und den Stand der wissenschaftlichen Forschung bei Bauchspeicheldrüsenentzündungen.
Unser Körper kann die Entzündung in den allermeisten Fällen selbst heilen, wenn man ihm die Zeit gibt. 80 Prozent der Patienten haben einen milden Verlauf. Wir behandeln die Auswirkungen und Komplikationen der Erkrankung – das bedeutet vor allem Schmerztherapie, sowie Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr.
Früher dachte man, wenn der Patient Nahrung zu sich nimmt, fördert das die Sekretion der Bauchspeicheldrüsen-Enzyme und damit den Selbstverdau und die Entzündung. Inzwischen wissen wir, dass sich das Organ bei einer Entzündung selbst stilllegt. Patienten, die Nahrung zu sich nehmen können, sollten das auch tun. Falls der Patient nicht aktiv essen kann, versuchen wir, ihn über eine Magensonde zu ernähren und meist zusätzlich Nahrung über die Vene zu geben. Denn: Wenn der Kalorienbedarf eines Patienten nicht gedeckt ist, sind auch seine Körperfunktionen eingeschränkt.
Die Pankreatitis wird in der Regel konservativ behandelt. Selbst bei einem schweren Verlauf ist eine Operation Abwägungssache. Die OP an einer akut entzündeten Bauchspeicheldrüse geht mit einer höheren Sterblichkeit und Komplikationsrate einher als minimalinvasive Verfahren. Deshalb vermeiden wir offene Operation weitesgehend. Aber es gibt Ausnahmen.
Bei einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung, die starke Schmerzen verursacht und wenn ein gestauter Bauchspeicheldrüsengang vorliegt, ist eine offene Operation häufig sinnvoll. Für die Entscheidung, ob wir operieren, spielen auch der Gewichtszustand oder das Alter des Patienten eine Rolle. Bei jüngeren Menschen würden wir eher operieren als bei älteren, da im Alter das Risiko für Komplikationen steigt.
Operiert wird auch, wenn die Entzündung aufgrund einer bösartigen Erkrankung wie einem Tumor entsteht (1% der Fälle). Ebenso kann ein behinderter Gallenabfluss bei chronischer Pankreatitis eine Indikation zur Operation sein, wenn sich die Verengung mithilfe eines Röhrchens (Stents) nicht dauerhaft öffnen lässt.
Interview: Antonia Schillinger
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Bauchspeicheldrüsenentzündung: Dann ist sofort der Arzt gefragt!
Wenn sich die typischen Symptome einer Bauchspeicheldrüsenentzündung bemerkbar machen, sollten Sie unverzüglich Ihren Hausarzt oder einen Gastroenterologen (Facharzt für Erkrankungen des Verdauungstrakts) aufsuchen. Beim Verdacht auf eine Pankreatitis überweisen Ärzte Sie direkt ins Krankenhaus. Wenn Sie starke Beschwerden haben oder die Symptome außerhalb der ärztlichen Sprechstundenzeiten auftreten, begeben Sie sich sofort in eine Klinik. Eine akute Pankreatitis kann lebensbedrohlich sein!
Bauchspeicheldrüsenentzündung: Ursachen
Eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung kann sich in ihren Ursachen von einer chronischen unterscheiden. Der Alkohol spielt bei beiden Formen eine Rolle.
Akute Bauchspeicheldrüsenentzündung: Ursachen
Der Grund für die akute Bauchspeicheldrüsenentzündung sind meist Gallensteine (biliäre Pankreatitis). Die Galle wird in der Leber gebildet und in der Gallenblase gespeichert. Mit dem Pankreassaft fließt sie über einen gemeinsamen Gang in den Dünndarm. Blockiert ein Gallenstein jedoch den Ausführgang, staut sich der Pankreassaft in der Bauchspeicheldrüse und die Verdauungsenzyme werden bereits dort aktiv. Sie greifen das Gewebe der Bauchspeicheldrüse an und schädigen es. Dies aktiviert wiederum das Immunsystem, das einen Abwehrkampf beginnt und eine Entzündungsreaktion in dem betroffenen Organ in Gang setzt.
Die zweithäufigste Ursache für eine akute Pankreatitis ist Alkoholkonsum. Bei manchen Menschen schädigt bereits eine geringe Alkoholmenge das Pankreasgewebe und führt zu einer Bauchspeicheldrüsenentzündung.
Neben den Gallensteinen gibt es noch einige seltenere Ursachen der Pankreatitis. Hierzu gehören:
- Infektionen (Mumps, HIV, Hepatitis)
- Stark erhöhte Blutfettwerte ( > 1000 mg/dl) - die meisten Gallensteine bestehen aus Cholesterin
- Ein stark erhöhter Kalziumspiegel, etwa durch eine Überfunktion der Nebenschilddrüse, kann ebenfalls die Bildung von Gallensteinen fördern
- Organverletzung durch einen Unfall oder eine Operation
- Ein Tumor im Bauchspeicheldrüsen- oder Gallengang
- Bestimmte Medikamente wie Diuretika, Betablocker, ACE-Hemmer, einige Antibiotika, Zytostatika (Chemotherapie), Antiepileptika, künstliche Östrogene und Glukokortikoide (Kortison) können das Bauchspeicheldrüsengewebe schädigen, wodurch eine Entzündung entstehen kann
In 15 Prozent der Fälle lässt sich allerdings keine Ursache für die Erkrankung finden. Ärzte sprechen hier von einer idiopathischen Pankreatitis.
Chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung: Ursachen
Eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung wird in 70 bis 80 Prozent der Fälle durch regelmäßigen Alkoholkonsum verursacht. Alkohol schädigt das Gewebe der Bauchspeicheldrüse und schwächt zudem das Immunsystem. Da Menschen unterschiedlich auf Alkohol reagieren, reichen in manchen Fällen schon geringe Mengen aus, um eine chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüseauszulösen.
Weitere Ursachen einer chronischen Pankreatitis sind:
- Veränderung in den Erbanlagen (hereditäre Pankreatitis): Eine Genmutation führt dazu, dass das Enzym Trypsin vermehrt aktiv ist. Es ist eines der Hauptverdauungsenzyme der Bauchspeicheldrüse. Dadurch werden andere Verdauungsenzyme bereits im Pankreas aktiv und beschädigen das Organ - es verdaut sich sozusagen selbst. Die Bauchspeicheldrüsenentzündung tritt schon im Kindesalter auf.
- Menschen mit Mukoviszidose (einer erblich bedingten Stoffwechselerkrankung) sind häufiger von einer chronischen Pankreatitis betroffen, da auch der Schleim in der Bauchspeicheldrüse zähflüssiger ist und schlechter abfließt.
- Bestimmte Medikamente wie Diuretika, Betablocker, ACE-Hemmer, einige Antibiotika, Zytostatika (Chemotherapie), Antiepileptika sowie Schmerzmittel können das Bauchspeicheldrüsengewebe schädigen und eine Entzündung auslösen
- Ein stark erhöhter Kalziumspiegel (etwa durch eine Überfunktion der Nebenschilddrüse)
- Autoimmunpankreatitis (AIP): Hier greift das Immunsystem irrtümlicherweise die Bauchspeicheldrüse an.
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Bauchspeicheldrüsenentzündung: Diagnose
Zunächst führt der Arzt ein Untersuchungsgespräch und stellt Ihnen zum Beispiel folgende Fragen:
- Welche Beschwerden Sie haben?
- Wann sind diese erstmals aufgetreten und kommen sie in bestimmten Situationen häufiger vor?
- Sind Gallensteine bei Ihnen bekannt?
- Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein?
- Trinken Sie regelmäßig Alkohol?
- Rauchen Sie?
- Haben Sie erhöhte Blutfettwerte oder Kalziumwerte?
- Haben Sie veränderten Stuhlgang bei sich festgestellt?
Nach dem Anamnese-Gespräch führt der Arzt eine körperliche Untersuchung durch. Er tastet den Bauch ab und überprüft, ob dieser prall und elastisch (sogenannter Gummiball) und schmerzempfindlich ist. Diese Symptome deuten auf eine akute Pankreatitis hin. Um die Diagnose zu stellen, kontrolliert der Mediziner außerdem, ob es Blutergüsse um den Bauchnabel oder an den Flanken gibt und ob sich die Haut und das Weiße der Augen gelblich verfärbt haben. Auch dies sind Anzeichen für eine Bauchspeicheldrüsenentzündung.
Blutwerte überprüfen
Der nächste Schritt ist die Laboruntersuchung. Die Analyse bestimmter Blutwerte hilft dabei, eine Bauchspeicheldrüsenentzündung nachzuweisen. So deuten ein erhöhter Wert des Entzündungsproteins (C-reaktives Protein, kurz CRP) und eine erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen daraufhin, dass eine Entzündung im Körper besteht. Bei einer Pankreatitis sind zudem typischerweise die Enzyme Lipase und Alpha-Amylase erhöht. Haben Sie Bauchschmerzen und erhöhte Enzymwerte, ist dies ein entscheidender Hinweis auf eine Bauchspeicheldrüsenentzündung. Um die Diagnose Pankreatitis zu stellen, werden in der Regel weitere Blutwerte kontrolliert. Hierzu zählen Blutzuckerwerte, Nieren- und Leberwerte sowie der Kalziumspiegel. Auch die Enzyme Gamma-GT und alkalische Phosphatase (AP) können einen wichtigen Hinweis liefern. Sind sie erhöht, kann dies auf einen Gallenstau hindeuten.Bildgebende Verfahren
Darüber hinaus helfen bildgebende Verfahren bei der Diagnostik. So kann der Arzt eine Röntgenuntersuchung durchführen, um sich ein Bild vom Zustand der Lunge und des Darms zu machen. Auf dem Röntgenbild lässt sich beispielsweise feststellen, ob es Wasseransammlungen zwischen der Lunge und Brustwand oder Luftblasen im Darm gibt. Mit einem Ultraschall (Sonografie) kann der Mediziner die Bauchspeicheldrüse und benachbarte Organe wie die Galle genauer betrachten. Auf dem Ultraschallbild lässt sich das Ausmaß der Entzündung begutachten und Gallensteine erkennen – sie gelten als häufigste Ursache einer Bauchspeicheldrüsenentzündung.Sind Gallensteine vorhanden, lassen sie sich mit Hilfe einer endoskopischen Untersuchung(endoskopisch retrograde Cholangio-Pankreatikografie (ERCP) genannt) beseitigen. Aber auch andere Ursachen für die Beschwerden, etwa eine Wasseransammlung im Bauchraum oder eine Schwellung der Bauchspeicheldrüse, werden durch eine Sonografie sichtbar.
Um die Diagnose Pankreatitis abzusichern, können Radiologen außerdem eine Computertomographie (CT) oder ein Magnetresonanztomographie (MRT) durchführen. Die Bildgebungsverfahren liefern sehr detaillierte Aufnahmen von der Bauchspeicheldrüse, auf denen der Arzt das Ausmaß des beschädigten Gewebes, verengte Gallengänge und mögliche Blutungen erkennen kann. So lässt sich beurteilen, ob es sich um eine leichte oder schwere Form der Bauchspeichelentzündung handelt.Kann eine Bauchspeicheldrüsenentzündung gefährlich werden?
Die Pankreatitis ist eine relativ seltene Erkrankung. In Deutschland sind jährlich 40.000 bis 80.000 Menschen von einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung betroffen. Etwa 1.500 bis 8.000 Personen leiden an einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung. Die Erkrankung tritt gehäuft zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auf.
In den meisten Fällen heilt die Pankreatitis ohne Komplikationen aus. Rund 80 Prozent der Patienten sind nach ein bis zwei Wochen wieder gesund. Bei 20 Prozent der Betroffenen nimmt die Bauchspeicheldrüsenentzündung jedoch einen ernsten Verlauf. Der Heilungsprozess kann mehrere Wochen oder Monate dauern. Kommt es zu einer schweren akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung, sterben bis zu 24 Prozent der Patienten daran.
Quellen
- S3-Leitlinie: Pankreatitis (Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten); Stand: 10.09.2021
- Kurinchi Selvan Gurusamy, et al.: Interventionen bei nekrotisierender Pankreatitis; Cochrane Library; 2016; DOI: 10.1002/14651858.CD011383.pub2
- Online-Informationen Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: www.gesundheitsinformation.de; Abruf: 13.10.2021
- Online-Informationen Internisten im Netz (Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten): www.internisten-im-netz.de; Abruf: 12.10.2021
- Online-Informationen Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm und Leber sowie von Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung e.V.: www.gastro-liga.de; Abruf: 12.10.2021
- Online-Informationen Das Gastroenterologen-Portal: https://dasgastroenterologieportal.de; Abruf 12.10.2021
- Online-Informationen MSD Manuals: www.msdmanuals.com; Abruf: 13.10.2021