Was ist Peniskrebs?
Peniskrebs ist ein bösartiger Tumor am Penis, der sich meist auf der Haut der Eichel oder an der Innenseite der Vorhaut bildet, seltener am Penisschaft. Optisch ähnelt der Krebs einem Hautauschlag oder einer Wunde, die nicht heilt. In der Fachsprache heißt Peniskrebs auch Peniskarzinom.
In den meisten Fällen (in mehr als 90 Prozent der Fälle) handelt es sich um ein Plattenepithelkarzinom. Dieser Hauttumor geht aus von der Stachelzellschicht in der Oberhaut. Seltener kommen Basaliome (Basalzellkrebs, Basalzellkarzinom) vor, die ihren Ursprung in der Basalzellschicht der Oberhaut haben. Auch der besonders bösartige und aggressive schwarze Hautkrebs – das maligne Melanom – ist am Penis sehr selten.
Peniskarzinom ist sehr selten
Im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen wie Brustkrebs, Prostatakrebs, Darmkrebs oder Lungenkrebs ist das Peniskarzinom äußerst selten. Nur etwa ein Prozent der Männer in Europa erkranken an dieser Krebsart. In Deutschland hören jährlich etwa 600 Männer die Diagnose Peniskrebs. Zum Vergleich: An Prostatakrebs – der häufigsten Krebsart bei Männern – erkranken rund 60.000 Männer pro Jahr neu. Meist entwickelt sich Peniskrebs in höherem Lebensalter: Betroffen sind überwiegend Männer zwischen 60 und 70 Jahren.
Peniskrebs wächst langsam
Ein bösartiger Tumor am Penis wächst langsam und bildet nur selten oder spät Metastasen in anderen Organen. Dabei breiten sich Krebszellen vom Penis über die Lymphbahnen ins Becken oder die Leiste aus. Manchmal streuen die Tumorzellen auch über die Blutbahn in die Knochen oder Lunge.
Allerdings diagnostizieren Ärzte Peniskrebs oft erst spät, wenn er schon weiter fortgeschritten ist. Der Grund ist, dass viele Männer aus Scham lange Zeit keinen Arzt aufsuchen. Und das schlägt sich schließlich in der Behandlung nieder, die dann sehr radikal ausfallen kann. Im schlimmsten Fall droht eine teilweise oder vollständige Amputation.
Eine gute Selbstbeobachtung und die jährliche Krebsfrüherkennungsuntersuchung beim Urologen ab dem 45. Lebensjahr können dazu beitragen, ein Peniskarzinom früh zu entdecken. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten dafür.
Werbung
Peniskrebs: Symptome zeigen sich erst spät
Peniskrebs verursacht in der Regel sehr lange keine Beschwerden. Dies ist mit ein Grund, warum Männer oft erst spät zum Arzt gehen. Zudem interpretieren sie die Anzeichen oft falsch als harmlose Entzündung oder Hautausschlag.
Folgende Anzeichen können auf Peniskrebs hindeuten:
- Hautveränderungen: Die Haut an der Eichel oder Vorhaut schwillt an, entzündet sich, juckt und nässt. Zudem können sich Knoten, Verhärtungen (rote, derbe Plaques) und ein Geschwür am Penis bilden.
- Schmerzen am Penis
- Brennen und Stechen unter der Vorhaut - wie bei einer Entzündung
Im fortgeschrittenen Stadium können folgende Symptome auf Peniskrebs hinweisen:
- geschwollene Lymphknoten in der Leistengegend: Bei Lymphknotenmetastasen staut sich die Lymphe in den Beinen. Diese schwellen an.
- Das Gewebe wuchert immer stärker (wie ein Blumenkohl) und das Geschwür vergrößert sich
- Ausfluß, der manchmal übel riecht
- Blutungen
- Fisteln
- Verschluss der Harnröhre
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Gewichtsverlust
Nehmen Sie solche Symptome immer ernst und suchen Sie einen Arzt auf, auch wenn es Ihnen vielleicht schwerfällt. Es kann, muss aber nicht zwangsläufig ein Peniskarzinom hinter den Beschwerden stecken. Allgemein gilt: Früh entdeckt, lässt sich Peniskrebs oft noch schonend behandeln.
Peniskrebs: Ursachen sind noch unklar
Die Ursachen für Peniskrebs sind noch weitgehend unerforscht. Dennoch kennen Mediziner einige Risikofaktoren. Die wichtigsten sind:
- Alter: Das Risiko für Peniskrebs steigt mit zunehmenden Lebensjahren – die meisten Männer erkranken zwischen 60 und 70 Jahren.
- Rauchen erhöht nicht nur das Risiko für Lungen-, Speiseröhren- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs, sondern auch für das Peniskarzinom.
- UV-Strahlung, etwa im Rahmen der Behandlung schwerer Hautkrankheiten.
- Mangelnde Hygiene: Die Ansammlung von Talg unter der Vorhaut (Smegma) begünstigt Peniskrebs.
- Vorhautverengung (Phimose): Die Vorhaut lässt sich nicht ganz zurückschieben, was die Hygiene erschwert; das Smegma lässt sich nicht vollständig entfernen und chronische Entzündungen können die Folge sein. Peniskrebs tritt bei Männern mit Vorhautverengung häufiger auf. Dagegen haben beschnittene Männer ein niedrigeres Risiko, ein Peniskarzinom zu entwickeln. In Ländern und Kulturkreisen, in denen Beschneidungen im Kindesalter üblich sind, kommt Peniskrebs seltener vor.
- Wiederkehrende Entzündungen der Eichel und Vorhaut, z.B. Lichen sclerosus
- Häufig wechselnde Sexualpartner erhöhen das Risiko für Infektionen und sexuell übertragbare Krankheiten (STD)
- HPV-Infektion: Ansteckung mit humanen Papillomviren
- Genitalwarzen (Feigwarzen oder Condylome): Die Erreger sind HPV-Viren, meist vom Typ HPV 6 oder 11.
- Krebsvorstufen (Präkanzerosen): Einige Schleimhautveränderungen gelten als Vorstufen von Peniskrebs. Ein Beispiel sind weißliche Veränderungen der Schleimhaut, sogenannte Leukoplakien. Sie sind eine Vorstufen des Plattenepithelkarzinoms.
Werbung
Peniskrebs: Diagnose durch Augenschein, Gewebeprobe und Bilder
Wie für fast alle Krebsarten gilt auch beim Peniskrebs: Je früher Ärzte ihn diagnostizieren, desto besser und schonender ist er behandelbar. Deshalb ist ein rechtzeitiger Arztbesuch so wichtig.
Am Anfang steht immer das Gespräch mit Ihrem Arzt zur Krankengeschichte, die Anamnese. Er stellt Ihnen einige Fragen, die Ihnen womöglich unangenehm und peinlich, aber für den Arzt ganz normal sind. Einige Beispiele:
- Welche Beschwerden haben Sie genau und seit wann bestehen Sie?
- Sind eine Vorhautverengungen, Entzündungen oder Infektionskrankheiten bei Ihnen bekannt?
- Wie würden Sie Ihr Sexualverhalten beschreiben?
- Rauchen Sie?
Diese Fragen geben Ihrem Arzt schon erste Anhaltspunkte dafür, ob ein Peniskrebs vorliegen könnte. Dann folgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Arzt den Penis in Augenschein nimmt und auf Veränderungen und Auffälligkeiten hin untersucht. Auch die Lymphknoten tastet er ab und erkennt so, ob diese geschwollen sind. Besteht der Verdacht auf Peniskrebs, folgen weitere Untersuchungen:
- Blutuntersuchungen
- Urinuntersuchung
- Gewebeprobe (Biopsie): Der Arzt entnimmt Gewebe aus dem verdächtigen Bereich am Penis. Ein Pathologe untersucht es anschließend unter dem Mikroskop auf Krebszellen.
Um die Ausbreitung des Tumors auf die Lymphknoten und andere Organe festzustellen, schließen sich weitere Untersuchungen an. Dazu gehören:
- Ultraschalluntersuchung (Sonografie)
- Röntgenuntersuchung der Lunge
- Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT, Kernspintomografie) von Brust und Bauch
- Skelett-Szintigrafie, um Metastasen in den Knochen aufzuspüren
- evtl. Spiegelung von Harnröhre und Blase: Dabei führt der Arzt ein dünnes, biegsames Instrument (Endoskop) über die Harnröhre ein. So lässt sich das Gewebe von innen begutachten.
- manchmal PET/CT: eine Kombination aus Positronen-Emissions-Tomografie und Computertomografie
Peniskrebs teilen Ärzte nach der TNM-Klassifikation in verschiedenen Stadien ein, je nach Ausbreitung. Sie besagt:
- wie groß der Tumor ist,
- ob Krebszellen in den Lymphknoten (N= engl. Node) nachweisbar sind und
- ob sich Metastasen in anderen Organen gebildet haben.
Nach der Peniskrebs-Diagnose sollte die Behandlung so schnell wie möglich beginnen.
Peniskrebs: Behandlung hängt vom Stadium ab
Die Behandlung von Peniskrebs richtet sich danach, in welchem Stadium sich der Tumor befindet und wie weit er sich schon ausgebreitet hat. Das gilt für alle Krebsarten. Bei vielen Männern hat sich der Tumor lokal ausgedehnt, aber noch keine Metastasen in anderen Organen gebildet.
Das wichtigste Ziel der Behandlung ist es, den Tumor möglichst vollständig zu entfernen und den Peniskrebs dauerhaft zu heilen. Aber auch die Erhaltung der Penisfunktion und das kosmetische Ergebnis spielen eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Peniskrebs. Daher versuchen Ärzte heute immer, Tumoren am Penis so schonend wie möglich zu operieren.
Operation bei Peniskrebs
Die Operation ist die wichtigste Behandlungsmöglichkeit bei allen Stadien von Peniskrebs. Die Operation kann mehr oder weniger gravierend ausfallen – je nach Ausbreitung des Tumors. Folgende Möglichkeiten haben Chirurgen:
- Entfernung der Vorhaut (Beschneidung, Zirkumzision) mittels Laser, wenn der Krebs noch auf die Vorhaut beschränkt ist.
- Entfernung der oberen Hautschichten an der Eichel („Glans-Resurfacing“) und anschließende Hauttransplantation, um den Defekt wieder zu schließen.
- Entfernung der Eichel (Glansektomie)
- Teilweise Penisentfernung (partielle Penektomie), wenn der Krebs in die Schwellkörper eingewachsen ist
- Komplette Penisentfernung (Penisamputation, totale Penektomie), ebenfalls wenn die Schwellkörper betroffen sind.
- Entfernung der umliegenden Lymphnoten, wenn dort Krebszellen nachweisbar sind.
Ärzte versuchen jedoch immer, das Organ möglichst schonend zu operieren. Denn das wirkt sich letztlich auf die psychische Verfassung, das Sexualleben und die Lebensqualität aus. Bei größeren Tumoren lässt sich der Penis anschließend auch wieder rekonstruieren.
Bei weniger radikalen Operationen ist jedoch eine intensive und engmaschige Nachsorge über mindestens fünf Jahre besonders wichtig. So können Ärzte einen Rückfall (Rezidiv) schnell erkennen und den Peniskrebs erneut behandeln.
Chemotherapie bei Peniskrebs
Bei einer Chemotherapie setzen Ärzte Zellgifte (Zytostatika) ein, die im gesamten Körper wirken und Krebszellen abtöten sollen. Die Chemotherapie ist eine Möglichkeit bei fortgeschrittenem Peniskrebs. Oft setzen Ärzte die Chemotherapie vor der Operation ein, um den Tumor zu verkleinern. So lässt sich der Penis oft doch noch erhalten.
Strahlentherapie bei Peniskrebs
Bei einer Strahlentherapie (Radiotherapie) behandeln Radiologen den Tumor mit hochenergetischen Strahlen. Diese schädigen das Erbgut von Krebszellen, die dann absterben. Die Strahlentherapie eignet sich bei lokal fortgeschrittenem Peniskrebs. Oft lässt sich der Penis durch die Bestrahlung noch retten. Auch für Männer, die eine Operation ablehnen, ist die Strahlentherapie eine Alternative. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit bei einer Radiotherapie höher als bei einer Penisamputation, dass der Krebs erneut aufflammt.
Werbung
Peniskrebs: Lebenserwartung hängt von der Ausbreitung ab
Die Lebenserwartung und Prognose bei Peniskrebs hängen entscheidend davon ab, in welchem Stadium Ärzte den Tumor diagnostizieren. Je früher dies geschieht und je eher die Behandlung beginnt, desto besser stehen die Heilungschancen. Sie liegen dann zwischen 70 und 90 Prozent.
Besonders wichtig bei Peniskrebs ist die Nachsorge, um einen Rückfall schnell zu erkennen. In den ersten zwei Jahren nach dem Abschluss der Therapie ist die Gefahr am höchsten. In diesem Zeitraum gehen Sie am besten alle drei Monate zur Kontrolle. Danach können Sie die Kontrollintervalle langsam ausdehnen – alle sechs Monate.
Unabhängig von den Nachsorgeterminen sollten Erkrankte durch regelmäßige Selbstuntersuchungen auf Veränderungen achten und gegebenenfalls den Arzt aufsuchen.
Peniskrebs – welcher Arzt?
Wenn Sie den Verdacht haben, an Peniskrebs zu leiden, ist Ihr Hausarzt zunächst der richtige Ansprechpartner. Er leitet Sie – falls nötig - an einen Urologen weiter. An der Behandlung von Peniskrebs sind immer Ärzte verschiedenster Fachrichtungen beteiligt: Urologen, Onkologen, Chirurgen, Radiologen, Pathologen oder Psychoonkologen. Sie bilden ein interdisziplinäre Team.
Quellen
- Online-Informationen European Association of Urology (EAU): www.patients.uroweb.org; Abruf: 13.06.2019
- Online-Informationen Deutsche Krebsgesellschaft: https://www.krebsgesellschaft.de; Abruf: 12.06.2019
- Online-Informationen Krebsliga Schweiz: www.krebsliga.ch; Abruf: 12.06.2019
- Online-Informationen Österreichische Krebshilfe: www.krebshilfe.net; Abruf: 12.06.2019
- Online-Informationen Uniklinikum Freiburg: www.uniklinik-freiburg.de; Abruf: 13.06.2019
- Online-Informationen Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU): www.urologenportal.de; Abruf: 13.06.2019