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Hodenkrebs

Hodenkrebs verursacht oft Symptome wie eine Verhärtung oder Schwellung. Lesen Sie, was Hodenkrebs ist und wie Männer vorsorgen können.

Geprüft von Susanne Wittlich, Medizinredakteurin

Veröffentlicht:
Aktualisiert: 2023-10-02T00:00:00+02:00 2023-10-02T00:00:00+02:00

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Inhaltsverzeichnis
Ein Mann sitzt auf einem Stuhl und hat die Hände im Schoß liegen.

© shutterstock

Was ist Hodenkrebs?

Hodenkrebs ist ein bösartiger Tumor, der meist nur einen Hoden betrifft und sich auf den Nebenhoden und Samenleiter ausbreiten kann. Nur in seltenen Fällen sind beide Hoden von dem Tumor betroffen. Hodenkrebs geht meist von den Keimzellen aus. Aus diesen entstehen später die Samenzellen, die Spermien. Er zählt zu den germinalen Tumoren (lat. germen = Keim). Ärzte unterscheiden zwei verschiedene Formen der Keimzelltumore: 

  • Seminome: Am häufigsten entarten die Vorläuferzellen, aus denen sich die Spermien entwickeln, die Speramatogonien.
  • Nichtseminome: Der Krebs entsteht aus anderen Gewebetypen. Dazu gehören zum Beispiel das embryonale Karzinom oder das Teratom (bei Frauen: Dottersacktumor und Chorionkarzinom).

Neben den Keimzelltumoren, die circa 90 Prozent der Hodenkrebs-Erkrankungen ausmachen, gibt es seltenere Tumorarten wie Keimstrang- und Stromatumoren. Sie entstehen aus dem Stütz- und Bindegewebe des Hodens. Zu diesen gehören:

  •     Leydigzelltumoren
  •     Sertolizelltumoren
  •     Granulosazelltumoren
  •     Gemischte Formen, z.B. Sertoli-Leydig-Zelltumoren

Außerdem kann in seltenen Fällen ein Gonadoblastom entstehen, welches aus Keimzell- und Keimstranganteilen besteht.

Hodenkrebs ist bei vielen Männern heilbar. Vorausgesetzt, der Betroffene bemerkt die Veränderungen rechtzeitig und sucht einen Arzt auf. Je früher Ärzte den Hodentumor diagnostizieren, desto besser lässt er sich behandeln und desto höher stehen die Überlebenschancen.

Hodenkrebs – Häufigkeit ist gestiegen

Das Hodenkarzinom ist eine vergleichsweise seltene Krebsart. Es macht nur ungefähr 1,6 Prozent aller Krebserkrankungen bei Männern aus. Gut 4.000 Männer erkranken jedes Jahr neu ein dem bösartigen Hodentumor. Zum Vergleich: Die Diagnose Prostatakrebs – die häufigste Krebsart bei Männern – trifft rund 60.000 Männer pro Jahr neu. In den letzten Jahren hat die Häufigkeit von Hodenkrebs in Europa jedoch zugenommen, auch in Deutschland. Warum die Zahlen ansteigen, wissen Forscher noch nicht. Sie vermuten genetische Faktoren, aber auch eine veränderte Ernährung als Gründe dafür.

Hodenkrebs meist in jungem Alter

Auch wenn Hodenkrebs insgesamt selten ist – bei Männern zwischen 20 und 44 Jahren ist Hodenkrebs mit einem Anteil von etwa 25 Prozent die häufigste Krebserkrankung. Nur selten sind Männer mit Hodenkarzinom noch jünger oder älter. Etwa 80 Prozent der Betroffenen haben bei der Diagnose ein Alter von unter 50 Jahren. Im Schnitt erkranken Männer mit etwa 38 Jahren.

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Hodenkrebs-Symptome

Es gibt verschiedene Symptome, an denen sich ein Hodenkarzinom erkennen lässt. Meist spüren Männer selbst die Veränderung, wenn sie ihre Hoden regelmäßig selbst abtasten.

Folgende Anzeichen können auf Hodenkrebs hindeuten:

  • Verhärtung am Hoden (Knoten), die keine Schmerzen verursacht
  • Schwellung oder Schmerzen im Bereich des Hodens
  • Schweregefühl im Hodensack
  • veränderte Größe des Hodens
  • ziehende Schmerzen im Hoden oder in der Leiste
  • Anschwellen der Brust (ein- oder beidseitig) sowie Druckempfindlichkeit
  • Rückenschmerzen, wenn der Hodenkrebs weiter fortgeschritten ist. Die Ursache für die Schmerzen sind vergrößerte Lymphknoten im hinteren Bauchraum.
  • Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust können ebenfalls bei fortgeschrittenem Hodenkrebs auftreten.
Nicht immer muss hinter solchen Symptomen Hodenkrebs stecken. Auch gutartige Zysten, eine Nebenhodenentzündung oder Flüssigkeitsansammlung im Hodensack (Wasserbruch, Hydrozele) können die Ursache sein. Dennoch suchen Sie bei solchen Anzeichen immer zeitnah einen Arzt auf, am besten einen Facharzt für Urologie (Urologen).

Verdrängen Sie die Symptome nicht, tun Sie diese nicht als harmlos ab oder schieben Sie die Veränderungen auch nicht auf einen Sturz beim Sport. Dann vergeht viel Zeit, bis Ärzte entweder Entwarnung geben oder die Diagnose Hodenkrebs stellen und die Behandlung beginnen kann.

Welche Symptome bei Hodenkrebs im Endstadium auftreten können, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Von einem Endstadium sprechen Mediziner erst, wenn bei einer Krebserkrankung keine Aussicht auf Heilung mehr besteht. In einigen Fällen betrifft der Krebs nicht nur den Hoden, sondern es haben sich Metastasen zum Beispiel in den Lymphknoten und/oder der Lunge gebildet. Sind mehrere Organe betroffen und gibt es keine Therapiemöglichkeit mehr, kann es unter anderem zu verstärkter Müdigkeit, Gewichtsverlust, Wassereinlagerungen und Schmerzen kommen.

Hodenkrebs-Vorsorge und Früherkennung:

Die Hoden liegen außerhalb des Bauchraums und sind für das Abtasten gut zugänglich. Die Tastuntersuchung ist sehr einfach und hilft, dem Hodenkrebs vorzubeugen. Alle Männer zwischen dem 15. und 40. Lebensjahr sollten regelmäßig ihre Hoden untersuchen. Das gilt besonders für Männern, in deren Familien schon Hodenkrebs bekannt ist. Je mehr Routine Sie mit der Selbstuntersuchung haben, desto eher erspüren Sie Auffälligkeiten.

Hodenkrebs ertasten

Männer müssen also die Hodenkrebs-Vorsorge in die eigenen Hände nehmen. Es gibt einige Tipps, wie Sie Ihre Hoden abtasten:

  • Tasten Sie Ihre Hoden vorsichtig ab, am besten unter der Dusche oder in der Badewanne. Die Haut ist dann entspannt und weich.
  • Untersuchen Sie Ihre Hoden regelmäßig, am besten einmal im Monat. Nehmen Sie sich Zeit dafür, es funktioniert nicht hopplahopp.
  • Nehmen Sie abwechselnd beide Hoden in die Hand und vergleichen Sie ihre Größe. Achten Sie darauf, ob sich der Umfang des Hodens in den vergangenen Wochen verändert hat.
  • Können Sie Knoten, Verhärtungen oder Schwellungen spüren? Wenn ja: Verursacht es Schmerzen, wenn Sie darauf drücken? Meist besitzen die Veränderungen die Größe einer Erbse. Normalerweise fühlen sich die Hoden glatt an und geben nach bei leichtem Druck.
  • Verspüren Sie ein Schweregefühl im Hodensack oder zieht es im Bereich der Hoden oder Leiste?

Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) bietet eine Anleitung zur Selbstuntersuchung: www.hodencheck.de. Vor allem junge Männer sollten sich frühzeitig damit vertraut machen.

Ein früh entdeckter Hodenkrebs ist in den meisten Fällen heilbar.

Hodenkrebs-Vorsorge: welcher Arzt?

Für die Vorsorgeuntersuchung auf Hodenkrebs wenden sich Männer an den Urologen.

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Hodenkrebs: Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen für Hodenkrebs sind noch nicht genau bekannt. Ärzte wissen aber, dass einige Faktoren das Risiko für einen bösartigen Tumor in den Hoden erhöhen. Dazu gehören:

  • Hodenhochstand: Dieser ist der wichtigste Risikofaktor für Hodenkrebs. Bei einem Hodenhochstand wandern die Hoden nicht - wie sie es sollen - aus der Bauchhöhle nach unten in den Hodensack. Das Absinken der Hoden in kühlere Regionen geschieht normalerweise im siebten Schwangerschaftsmonat, manchmal auch erst nach der Geburt. Wer unter einem Hodenhochstand leidet oder diesen ihn in der Kindheit hatte, besitzt ein etwa zehnfach erhöhtes Risiko für Hodenkrebs. Das Risiko besteht auch dann weiter, auch wenn Ärzte den Hodenhochstand behoben haben.
  • Vorhandene einseitige Hodenkrebserkrankung: Ist ein Hoden vom Krebs befallen, ist auch der zweiten Hoden in Gefahr. In bis zu fünf Prozent der Fälle entwickelt sich auch im Gegenhoden innerhalb von fünf Jahren Krebs.
  • Hodenkrebs in der Familie: In manchen Familien tritt Hodenkrebs gehäuft auf. Dies spricht für eine Beteiligung von erblichen Faktoren. Auch die Tatsache, dass viele so jung erkranken, lässt Forscher die Gene als Mitspieler vermuten. Vermutlich sind mehrere Gene gemeinsam am Werk. Die Brüder eines Hodenkrebs-Patienten haben ein etwa zwölffach erhöhtes Risiko, ebenfalls zu erkranken. Litt der Vater an einem Hodenkarzinom steigt das Risiko für Söhne.
  • Unfruchtbarkeit (Infertilität): Schwere Störungen der Fruchtbarkeit sind ein Risikofaktor.
  • Hautfarbe und Abstammung: Forscher fanden heraus, dass Hodenkrebs bei hellhäutigen, europäischen Männern häufiger vorkommt als bei dunkelhäutigen Männern afrikanischer Herkunft.

Zudem diskutieren Forscher folgende Ursachen für Hodenkrebs. Ausreichend belegt sind die Zusammenhänge aber noch nicht:

  • Falsch angelegte Harnröhrenmündung (Hypospadie): Sie ist eine sehr häufige angeboren Fehlbildung bei Jungen, die Forscher als weiteren Risikofaktor für Hodenkrebs diskutieren. Dabei liegt die Öffnung der Harnröhre nicht an der Penisspitze, sondern oft an der Unterseite.
  • Körpergröße: Einige Studien fanden einen Zusammenhang mit der Körpergröße. Demzufolge haben Männer, die größer als 1,95 Meter sind, haben womöglich eine erhöhte Wahrscheinlichkeit zu erkranken. Andere Studien konnten den Zusammenhang nicht belegen.
  • Verkalkungen im Hoden (Mikrolithiasis testis): Hier müssen noch weitere Risikofaktoren hinzukommen, damit sich Hodenkrebs entwickelt. Die Bedeutung der Verkalkungen im Hoden ist daher unklar.
  • Konsum von Cannabis und Down-Syndrom: Die Verbindung mit Hodenkrebs ist nicht ausreichend belegt.
  • Hormone: Einige Forscher gehen davon aus, dass Anlagen für Hodenkrebs schon während der Embryonalentwicklung im Mutterleib stattfinden. Womöglich sind bereits die Keimzellen des Ungeborenen fehlerhaft programmiert und entwickeln sich später zu Krebsvorläuferzellen. Der Fachbegriff für die veränderten Zellen ist Testikuläre intraepitheliale Neoplasie, abgekürzt TIN. Ein anderer Name ist Carcinoma in-situ, kurz CIS. Die Gründe, warum die Zellen die normale Entwicklungsbahn verlassen, sind eventuell erhöhte Mengen an weiblichen Geschlechtshormonen (Östrogene) – sie wirken auf die Hodenentwicklung bei den Ungeborenen ein. Auch ein Hormonschub in der Pubertät könnte diese Vorläuferzellen des Krebses aufwecken und aus dem „Schlafzustand“ holen. Sie entarten und entwickeln sich zu Krebszellen weiter. Pathologen können solche Vorläuferzellen schon Jahre vor der Krebserkrankung gut unter dem Mikroskop erkennen.

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Hodenkrebs-Behandlung:

Ärzte haben verschiedene Möglichkeiten, um Hodenkrebs zu behandeln. Wichtig für die Wahl der Therapie ist, wie weit sich der Hodentumor schon ausgebreitet hat. Eine Rolle spielt auch, ob Sie an einem Seminom oder Nichtseminom erkrankt sind. Mittlerweile gibt es in Deutschland spezialisierte Hodenkrebszentren. Dort arbeiten Fachärzte unterschiedlichster Disziplinen eng zusammen: Chirurgen, Urologen, Onkologen, Pathologen oder Radiologen. Sie beraten gemeinsam darüber, welche die besten Therapiemöglichkeiten sind.

Hodenkrebs-Operation

An erster Stelle steht meist eine Hodenkrebs-OP, bei der Ärzte den erkrankten Hoden samt Nebenhoden und Samenstrang entfernen. Ochiektomie ist der medizinische Fachausdruck dafür. Ziel ist immer, den gesamten Hodenkrebs zu beseitigen und dauerhaft zu heilen. Der Ablauf einer Hodenkrebs-OP ist folgender: Zunächst erhält der Patient eine Vollnarkose. Anschließend setzt der Arzt einen Schnitt in die Leiste und entnimmt eine Gewebeprobe, um das Tumorstadium zu begutachten. Bestätigt sich die Krebsdiagnose, entfernt er den betroffenen Hoden komplett. Während der Operation entnehmen Ärzte immer auch eine Gewebeprobe aus dem Hoden der anderen Seite, denn dort können sich ebenfalls Krebsvorläuferzellen befinden. Dies spielt für die Therapieplanung und Nachsorge eine Rolle.

Männer haben die Möglichkeit, den entfernten Hoden durch eine Prothese ersetzen zu lassen. Sie ist genauso groß und geformt wie der ursprüngliche Hoden – dann fällt das Fehlen des Hodens optisch nicht auf. Ärzte setzen dabei ein Silikonkissen in den verbliebenen Hodensack ein. Ist bereits klar, dass sich eine Chemotherapie anschließt, implantieren Ärzte das Kissen später. Manchmal lässt sich auch ein Teil des Hodens erhalten, der dann weiterhin Testosteron produziert. Dies ist vor allem für Männer wichtig, die nur noch einen Hoden haben. Den verbliebenen Hodenteil bestrahlen Ärzte dann zur Sicherheit. Wer beide Hoden einbüßt, kann keine Samenzellen und kein Testosteron mehr produzieren – er kann keine Kinder mehr zeugen. Der Testosteronmangel lässt sich medikamentös ausgleichen. Mit Gel, Pflaster, Tabletten oder Depotspritzen können wieder normale Testosteron-Werte im Blut erreicht werden.

Weitere Hodenkrebs-Therapien

War der Tumor noch auf den Hoden begrenzt, ist die Behandlung mit einer Operation in vielen Fällen schon getan. Reicht dies nicht aus, gibt es noch weitere Behandlungsstrategien. Ihr Einsatz hängt davon ab, wie hoch das Risiko ist, dass der Tumor schon gestreut hat:

  • Aktive Überwachung („Wait-and-see“- oder active surveillance): Auch wenn bei der Überwachung zunächst keine weitere Behandlung erfolgt, –heißt dies nicht, dass Männer und Ärzte nichts tun. Männer gehen dabei regelmäßig zu Kontrollen und Ärzte überwachen den Gesundheitszustand.
  • Strahlentherapie (Radiotherapie): Strahlen schädigen das Erbgut von Krebszellen. Sie können die Schäden schlechter reparieren als gesunde Zellen und sterben ab.
  • Chemotherapie: Dabei setzen Ärzte Zellgifte (Zytostatika) ein, die im gesamten Körper wirken und Krebszellen abtöten. Die Chemo bei Hodenkrebs erfolgt in einem oder mehreren Zyklen mit Pausen dazwischen, in denen sich der Körper erholen kann. Bei Hodenkrebs kombinieren Ärzte manchmal mehrere Zytostatika miteinander, zum Beispiel Cisplatin, Etoposid und Bleomycin (PEB). Auch Carboplatin ist eine Möglichkeit. Die Hodenkrebs-Chemotherapie kann Nebenwirkungen und Spätfolgen hervorrufen.

Es hängt von Ihrem individuellen Risiko und auch Ihren Wünschen ab, welche dieser Behandlungen zum Einsatz kommen. Sprechen Sie immer ausführlich mit Ihrem Arzt und lassen Sie sich sämtliche Vor- und Nachteile gut erklären. Lassen Sie sich alle Optionen durch den Kopf gehen und erst dann entscheiden Sie. Zur Sicherheit können Sie sich auch eine Zweitmeinung einholen. Adressen erfragen Sie zum Beispiel bei Ihrem Arzt oder der Krankenkasse. Hilfe finden Sie auch auf der Webseite zur Zweitmeinung bei Hodentumoren: www.zm-hodentumor.de

Hodenkrebs-Diagnose

Wenn Sie Veränderungen am Hoden festgestellt haben, suchen Sie einen Arzt auf! Manchmal entdeckten Ärzte den Tumor im Hoden auch im Rahmen anderer Untersuchungen, zum Beispiel wenn Männer wegen Fruchtbarkeitstörungen in die Arztpraxis kommen. Am Anfang steht immer das Gespräch zur Krankengeschichte, die Anamnese. Ärzte stellen einige Fragen, zum Beispiel:

  • Welche Veränderungen haben Sie genau beim Abtasten festgestellt?
  • Wann haben Sie diese erstmals bemerkt?
  • Verspüren Sie Schmerzen beim Druck auf die verdächtige Stelle, im Bereich der Hoden, der Leiste oder im Rücken?
  • Ist jetzt oder war in der Kindheit ein Hodenhochstand bekannt?
  • Gibt es Fälle von Hodenkrebs in Ihrer Familie?
  • Sind Sie selbst schon einmal an Hodenkrebs erkrankt?

Ihre Antworten darauf geben Ihrem Arzt schon erste Anhaltspunkte, welche Erkrankung vorliegen könnte.

Bei Beschwerden an den Hoden oder Verdacht auf Hodenkrebs ist es möglich, sich zunächst an den Hausarzt zu wenden, der den Betroffenen dann gegebenenfalls zu Experten überweist. Fachärzte für Hodenkrebs sind beispielsweise in urologischen oder onkologischen Praxen und speziellen Krebszentren zu finden.

Hodenkrebs-Diagnose: diese Untersuchungen macht der Arzt

Nach dem Gespräch folgen weitere Untersuchungen, um den Ursachen genauer auf den Grund zu gehen. Dazu gehören:

  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt tastet sorgfältig beide Hoden ab und untersucht sie auf Veränderungen wie Verhärtungen, Knoten, Schwellungen und Größenunterschiede. Auch die Brüste tastet er ab und überprüft, ob sie vergrößert sind.
  • Ultraschalluntersuchung: Ein bösartiger Tumor in den Hoden lässt sich mittels Ultraschall auf einem Bildschirm darstellen. Der Krebs lässt sich von gutartigen Erkrankungen abgrenzen.
  • Blutuntersuchung: Auch manche Blutwerte geben Aufschluss darüber, ob Hodenkrebs vorliegen könnte. Ärzte bestimmen einige Tumormarker, welche die Hoden produzieren, zum Beispiel beta-HCG (humanes Choriongonadotropin), AFP (Alpha-Fetoprotein) und LDH (Laktatdehydrogenase). Die Blutwerte mit den Tumormarkern lassen oft auf Rückschlüsse auf die Art des Hodenkrebses zu: Seminom oder Nichtseminom. Allerdings sind erhöhte Tumormarker nicht bei allen Männern mit Hodenkrebs nachweisbar. Umgekehrt haben manche Männer erhöhte Tumormarker, obwohl sie keinen Krebs haben. Die Blutwerte allein sind also nicht aussagekräftig. Dennoch dienen Tumormarker auch dazu, den Erfolg einer Behandlung und den Krankheitsverlauf zu überwachen. Die Blutwerte zeigen darüber hinaus ganz allgemein, wie gut andere Organe funktionieren, etwa die Leber oder Nieren.

Weitere Untersuchungen bei Hodenkrebs

Hat sich die Diagnose Hodenkrebs bestätigt, folgen weitere Untersuchungen, um die Ausbreitung des Tumors zu bestimmen: Ist er noch auf den Hoden begrenzt oder hat er in andere Organe gestreut und Metastasen gebildet? Einige Beispiele:

  • Röntgenuntersuchung der Lunge
  • Computertomografie (CT): eine Röntgenuntersuchung, bei der Radiologen Schnittbilder von Organen erzeugen, diese also „scheibchenweise“ aufnehmen: Lunge, Becken und Bauchraum
  • Magnetresonanztomografie (MRT oder Kernspintomografie) des Bauchraums als Alternative zur CT: eine radiologische Methode, die nicht mit Röntgenstrahlung, sondern mit starken Magnetfeldern arbeitet.

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Hodenkrebs: Verlauf und Prognose

Die Heilungschancen bei Hodenkrebs stehen sehr gut. So leben rund 96 Prozent der Männer fünf und fast genauso viele (95 Prozent) auch zehn Jahre nach der Diagnosestellung noch. Hat die Krebserkrankung bereits ein Stadium mit starker Metastasierung erreicht, dann sinken die Heilungschancen teilweise auf etwa 70 Prozent. Die Stadien der Hodenkrebserkrankung werden von 0 bis III eingeteilt. Ein Stadium IV (4) gibt es hier nicht. Hodenkrebs gehört zu den Tumorerkrankungen mit der höchsten Überlebenswahrscheinlichkeit. Nur bei sehr wenigen Männern endet Hodenkrebs tödlich. Ungefähr 150 Männer pro Jahr sterben an dieser Erkrankung. Wie für alle Krebsarten gilt auch für Hodenkrebs: Je früher Ärzte den Tumor diagnostizieren, desto besser ist er behandelbar und desto größer sind auch die Heilungschancen. Heute entdecken Ärzte mehr als 90 Prozent der Hodentumoren in einem frühen Stadium.

Hodenkrebs wächst zunächst nur im Hoden. Ohne Behandlung können die Krebszellen jedoch auf benachbarte Strukturen übergreifen, etwa die Nebenhoden und Samenleiter. Schließlich können sie sich über die Blut- und Lymphwege auf andere Gewebe und Organe ausbreiten. Besonders oft bilden sich Krebsabsiedelungen in der Lunge. Hat der Hodenkrebs Metastasen gebildet, verringern sich die Heilungsaussichten und die Lebenserwartung. Die Frage, wann es bei Hodenkrebs zu spät ist, lässt sich nicht eindeutig und allgemein beantworten. Denn auch fortgeschrittene Tumoren sind häufig noch gut behandelbar.

Manche Männer in weit fortgeschrittenen Hodenkrebs-Stadien erleben in den ersten zwei bis drei Jahren nach dem Abschluss der Krebsbehandlung einen Rückfall. Doch auch nach zehn Jahren kann der Krebs wiederkehren. Manchmal erkrankt auch der zweite Hoden.

Eine Infografik auf der man Hoden mit Hodenkrebs, Penis, Prostata, Blase und Anus sieh.t.

Hodenkrebs: Grafische Darstellung eines männlichen Unterleibes mit bösartigem Tumor am Hodensack

Hodenkrebs-Stadien: TNN-Klassifikation

Entscheidend ist immer, wie weit sich der Tumor schon ausgebreitet hat – davon hängt die Wahl der Behandlung ab. Ärzte nutzen dafür die international anerkannte TNM-Klassifikation:

  • T steht für Größe und Ausdehnung des Tumors: Es gibt die Stadien T1 bis T4
  • N (engl. Node) bedeutet Lymphknoten, die Ärzte nach ihrer Größe unterscheiden: NO (keine Lymphknotenmetastasen), N1 (Lymphknoten unter zwei Zentimetern), N2 (zwei bis fünf Zentimeter) und bis N3 (mehr als fünf Zentimeter)
  • M steht für Metastasen: Hat der Tumor in andere Organe gestreut und Metastasen gebildet? Die Bezeichnungen sind M0 (keine Fernmetastasen) und M1 (Fernmetastasen).

Fortgeschrittene Stadien bei Hodenkrebs: IGCCCG-Klassifikation

Bei fortgeschrittenem Hodenkrebs nutzen Ärzte die IGCCCG-Klassifikation. In diese fließen auch die Tumormarker AFP, Beta-HCG und LDH mit ein. Sie unterteilen die Hodentumoren in drei Prognosegruppen, nach der sich die Behandlung richtet. Auch die Art des Hodenkrebses – Seminom oder Nichtseminom – wird einbezogen.

Mit allen gesammelten Untersuchungsergebnissen ist es dann möglich, das Stadium der Hodenkrebserkrankung von I bis III zu bestimmen:

  • Stadium 0: In diesem Stadium sind Krebszellen im Hoden vorhanden, aber noch nicht in tiefere Gewebeschichten oder andere Teile des Körpers eingedrungen. Es gilt als Vorstufe des Krebses.
  • Stadium I: Der Tumor befindet sich nur im Hoden, es sind noch keine Metastasen aufgetreten. Weiter differenziert wird in die Stadien IA, IB und IS.
  • Stadium II: Der Krebs hat sich ausschließlich auf die Lymphknoten im hinteren Teil des Bauches ausgebreitet. Genauer unterscheiden Ärzte die Stadien IIA, IIB und IIC.
  • Stadium III: Das dritte Stadium kann erst nach einer Orchiektomie bestimmt werden. Im Gegensatz zu Stadium II können hier Fernmetastasen auftreten. Es wird in Stadium IIIA, IIIB und IIIC unterteilt.

Podcast #10: Testosteronmangel: Ursachen, Folgen und wie sieht eine Therapie aus?

Zu Gast im Podcast: Prof. Dr. med. Michael Zitzmann

Prof. Dr. med. Michael Zitzmann, Endokrinologe und Sexualmediziner am Universitätsklinikum Münster
Mehr Infos zur Folge

Testosteron ist bekannt als das Männlichkeitshormon schlechthin. Tatsächlich fördert es bei Männern den Bart- und Haarwuchs, beeinflusst die sexuelle Lust und Potenz und steigert die Antriebsfähigkeit.

Mangelt es an dem Botenstoff, hat das vielfältige Auswirkungen und kann Ursache für Symptome sein, die man erst einmal nicht mit dem Hormon in Verbindung bringen würde.

Warum Testosteron so wichtig für den Mann – und übrigens auch für die Frau ist – und welche Funktionen das Hormon im Körper außerdem steuert, klären wir zusammen mit dem Endokrinologen und Sexualmediziner Prof. Michael Zitzmann vom Universitätsklinikum in Münster.

Kooperationspartner dieser Folge ist Besins Healthcare Germany.

Hodenkrebs: Folgen

Hodenkrebs betrifft besonders junge Männer, bei denen die Familienplanung noch nicht abgeschlossen ist. Sprechen Sie daher offen mit Ihrem Arzt über das Thema Zeugungsfähigkeit und Kinderwunsch. Ratsam ist es, die Fruchtbarkeit vor dem Beginn der Behandlung untersuchen zu lassen. Laborärzte analysieren eine Samenprobe und erstellen ein Spermiogramm. Daraus lässt sich ablesen, wie viele Spermien ein Mann produziert, wie sie geformt sind und wie aktiv und beweglich sie sind. Diese Werte lassen Rückschlüsse darauf zu, wie fruchtbar ein Mann ist. Manchmal ist die Fruchtbarkeit schon vor der Behandlung eingeschränkt. Alternativ können Sie auch den FSH-Wert im Blut bestimmen lassen. Ist er erhöht, deutet dies auf eine eingeschränkte Spermienproduktion hin.

Hodenkrebs: Folgen für die Fruchtbarkeit und Sexualität

Die Behandlung von Hodentumoren kann einschneidende Folgen für Männer mit sich bringen. Das gilt vor allem, wenn Ärzte beide Hoden entfernen müssen. Dann erlischt die Fruchtbarkeit und Betroffene können keine Kinder mehr zeugen. Weil auch die Testosteronproduktion versiegt, leiden die Lust, das sexuelle Verlangen und die Erektionsfähigkeit. Testosteron-Medikamente können die Werte jedoch wieder auf ein normales Maß bringen. Oft versuchen Ärzte, einen Resthoden zu erhalten. Auch eine Strahlen- oder Chemotherapie kann die Fruchtbarkeit senken.

Ist noch ein Hoden vorhanden und intakt, genügt die Fruchtbarkeit in der Regel, um Nachwuchs zu zeugen. Allerdings kann die Spermienproduktion beeinträchtigt sein.

Kinderwunsch bei Hodenkrebs – Spermien einfrieren lassen

Es gibt heute die Möglichkeit, seine Spermien vor Behandlungsbeginn einfrieren zu lassen, die sogenannte Kryokonservierung. Die neue Leitlinie zu Hodentumoren empfiehlt, Männern die Möglichkeit der Kryokonservierung der Spermien spätestens vor Beginn einer Chemotherapie oder Bestrahlung anzubieten. Neu ist auch, dass die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die Kryokonservierung zukünftig übernehmen werden.

So ist für Männer mit Hodenkrebs und späterem Kinderwunsch eine künstliche Befruchtung möglich. Die richtigen Ansprechpartner dafür sind Ärzte für Männerheilkunde (Andrologen) oder Kinderwunschzentren. Sind keine Spermien in der Samenflüssigkeit vorhanden, lassen sich die Spermien auch direkt aus dem Hoden über einen kleinen Schnitt gewinnen.

Quellen
  • S3-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Keimzelltumoren des Hodens (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), Deutschen Krebsgesellschaft e.V. (DKG) und Deutschen Krebshilfe (DKH)); Stand: Februar 2020
  • Online-Informationen Deutsche Krebsgesellschaft (DKG): www.krebsgesellschaft.de; Abruf: 07.09.2023
  • Online-Informationen Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft: www.krebsinformationsdienst.de; Abruf: 07.09.2023
  • Online-Informationen Deutsche Krebshilfe: Hodenkrebs: www.krebshilfe.de; Abruf: 07.09.2023
  • Online-Informationen Deutsche Krebshilfe: Hodenkrebs Nachsorge: www.nachsorge-ist-vorsorge.de; Abruf: 07.09.2023
  • Online-Informationen European Association of Urology (EAU): https://patients.uroweb.org; Abruf: 07.09.2023
  • Online-Informationen Journal Onkologie: www.journalonko.de; Abruf: 07.09.2023 
  • Online-Informationen Robert Koch-Institut - Zentrum für Krebsregisterdaten: www.krebsdaten.de; Abruf: 08.05.2019
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