Was ist eine Nickelallergie?
Die Nickelallergie ist die häufigste Kontaktallergie hierzulande. Auslöser ist der Kontakt zu Nickelhaltigem, das kann Schmuck ebenso sein wie Lebensmittel. Nickel ist ein hartes, silberweißes Metall, das die industrielle Produktion häufig verarbeitet, da es dehnbar und damit gut zu verarbeiten und außerdem günstig ist. 1994 erließ die Europäische Union eine Richtlinie, die den Nickeleinsatz reguliert.
Laut Allergieinformationsdienst reagieren zwei von zehn Menschen allergisch auf Nickel. Frauen sind im Schnitt öfter betroffen als Männer, was vermutlich daran liegt, dass sie häufiger nickelhaltigen Schmuck tragen. Dabei ist es nicht nur billiger Modeschmuck, der Nickel enthält, selbst in Silber und Weißgold steckt oft ein Nickelanteil. Der Deutschen Haut- und Allergiehilfe e. V. zufolge können sich zum Beispiel in 18-karätigem Weißgold bis zu 20 Prozent Nickel in der Legierung finden.
Im Gegensatz zu Soforttyp-Allergien wie der Pollen- oder Insektengiftallergie, bei denen sich die Symptome mehr oder weniger unmittelbar nach Kontakt mit dem Allergieauslöser zeigen, gehört die Nickelallergie, ebenfalls eine Kontaktallergie, zu den Spättyp-Allergien. Das heißt, die Reaktion auf das Nickel zeigt sich für gewöhnlich erst mit einer Verzögerung von 24 bis 72 Stunden.
Grund für diese verspätete Reaktion sind die sogenannten T-Lymphozyten. Das sind Helferzellen, die sich in den unteren Hautschichten und den Lymphknoten befinden. Bei der Kontaktallergie „merkt“ sich die T-Zelle den Eindringling. Das ist grundsätzlich ein sinnvoller Mechanismus, da die T-Zellen beim nächsten Kontakt mit selbigem schneller aktiv werden können. Bei einer Allergie gegen Nickel reagieren die Zellen, indem sie in die oberen Hautschichten wandern und dort eine Entzündungsreaktion verursachen. Da sie dort erst hingelangen müssen, entsteht eine Zeitverzögerung. Ganz abgesehen davon, dass die fleißigen Abwehrhelfer die Gefahr in diesem Fall maßlos überschätzen.
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Nickelallergie: diese Ursachen hat sie
Die Metall-Ionen von Nickel sind sehr klein. So klein, dass das menschliche Immunsystem sie eigentlich gar nicht erkennt. Das heißt, Nickel allein kann genau genommen keine Allergie auslösen. Erst indem die T-Zellen es als gefährlich einstufen, sich daran heften und eine Entzündung hervorrufen, kommt es zu einer allergischen Reaktion. Dieser Vorgang, während dem sich die T-Zellen Nickel als Eindringling merken und immer schneller auf ihn reagieren, heißt Sensibilisierung. Diese dauert für gewöhnlich Monate oder Jahre. Dass Menschen nicht nur allergisch reagieren, wenn sie etwas Nickelhaltiges essen, sondern auch (und vor allem), wenn lediglich ihre Haut damit in Berührung kommt, liegt wohl daran, dass der leicht säuerliche Schweiß die Nickelpartikel aus dem Metall löst und diese durch die obere Hautbarriere, die Hornschicht, eindringen.
Warum jemand eine Nickelallergie entwickelt, ist unklar, es ist davon auszugehen, dass der individuelle Hautzustand ebenso ein Faktor ist wie Schwitzen, häufiges Waschen oder bereits bestehende Entzündungen. Auch Geschlecht und Alter scheinen eine Rolle zu spielen. In einer Studie, in der Wissenschaftler zwischen 2005 und 2014 Daten von 100.000 Probanden auswerteten, zeigte sich, dass nur 8,5 Prozent der Kinder bis 10 Jahre eine Nickelallergie aufweisen, mit 12,35 Prozent schon etwas mehr der 13- bis 17-Jährigen und schließlich 15,5 Prozent der Erwachsenen. Der „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS1), die zwischen 2008 und 2011 Daten von knapp 8.000 Probanden zwischen 18 und 79 Jahren erhob, ergab, dass 12,7 Prozent der Frauen von einer Kontaktallergie betroffen waren, aber nur 3,4 Prozent der Männer.
Eine Nickelallergie entsteht also durch den Kontakt mit Nickel. Worin aber ist Nickel enthalten und sollte tunlichst nicht in Berührung mit Nickelallergikern gelangen? Hier ein paar der häufigsten Auslöser:
- Eine Nickelallergie kann durch Schmuck entstehen (zum Beispiel Ohrringe, Ketten, Armreifen).
- Ebenso kann eine Nickelallergie unter der Uhr am Handgelenk auftreten.
- Im Gesicht kann eine Nickelallergie durch eine Brille entstehen.
- Eine Nickelallergie durch Piercings ist ebenfalls möglich.
- Und nicht zuletzt steckt Nickel auch in bestimmten Nahrungsmitteln. Eine Nickelallergie durch Lebensmittel kann also auch vorkommen (siehe „Lebensmittel, die Nickel enthalten“).
Nickelallergie: Symptome
Eine Nickelallergie erkennen Sie meist zunächst an einer Rötung der Körperstelle, an der das nickelhaltige Produkt Hautkontakt hatte. Also zum Beispiel im Bereich des Bauchnabels, wenn im Hosenknopf oder der Gürtelschnalle Nickel enthalten war.
Danach bilden sich häufig Schwellungen, Bläschen oder auch kleine Wunden, die nässen, sowie Krusten. Oft juckt oder brennt die Stelle auch. Wissenschaftler sprechen hier von einem allergischen Ekzem. Einer Patientenbefragung des Robert Koch-Instituts zufolge entwickeln 0,8 Prozent der Erwachsenen hierzulande im Laufe ihres Lebens einmal ein solches Ekzem. Bei langem (chronischem) Kontakt mit dem Allergen kann bei der Nickelallergie die Haut auch beginnen, sich zu schuppen oder zu verdicken.
Nickel kann unter anderem in Schmuck, Make-up, Deos oder Gummihandschuhen enthalten sein, deshalb treten die Symptome häufig an bestimmten Körperstellen auf:
- Zeigen sich die Symptome in der Achselhöhle, prüfen Sie Ihr Deo oder Ihre Enthaarungscreme auf Nickel als Inhaltsstoff.
- Eine Nickelallergie im Augenbereich kann sowohl durch das Gestell einer Brille als auch durch Make-up oder Augentropfen entstehen.
- Sind im Bauchnabelbereich eine Rötung und Juckreiz zu spüren, liegt dies für gewöhnlich am Hosenknopf oder der Gürtelschnalle.
- Am Fuß kann ein nickelhaltiges Kettchen oder ein Zehenring Beschwerden auslösen.
- Tritt die Nickelallergie im Gesicht auf, kann dies ebenfalls an der Schminke liegen.
- Eine Nickelallergie an der Hand kommt meist von Schmuck wie Ringen oder, wenn die Rötung eher im Bereich des Handgelenks ist, von Uhren oder Armreifen.
- Zeigt sich die Nickelallergie am Hals und/oder mittig im Dekolleté, dürfte in den meisten Fällen eine Kette oder ein Kettenanhänger der Übeltäter sein.
- Bei einer Nickelallergie am Ohr sollten Sie Ihre Ohrringe prüfen oder tauschen. Es ist dann sehr wahrscheinlich, dass sie Nickel enthalten.
Meist bleibt bei der Nickelallergie der Ausschlag auf den Bereich begrenzt, an dem Kontakt zum Allergen bestand, die allergische Reaktion ist eine äußerliche. Sind jedoch Lebensmittel der Auslöser für die Nickelallergie, können Symptome auch innerlich auftreten. Häufig bekommen Menschen mit Nickelallergie Symptome im Darm- bzw. Verdauungstrakt, wenn Sie nickelhaltige Lebensmittel zu sich nehmen. Darüber hinaus sind aber auch hier Hautreaktionen möglich. Diese Konstellation heißt im Fachjargon systemisches Nickelallergie-Syndrom (SNAS).
Hinweis: Ist der Körper einmal auf Nickel sensibilisiert, genügen schon sehr geringe Mengen davon, um eine Reaktion auszulösen.
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Testmöglichkeiten bei Nickelallergie
Welcher Arzt die erste Anlaufstelle ist, ist verschieden. Viele Menschen gehen zunächst zum Hausarzt, wenn sie erstmalig Rötungen, Juckreiz oder Ekzeme an sich feststellen. Dieser kann die Betroffenen dann an einen Hautarzt (Dermatologen) überweisen, der bestenfalls eine Zusatzqualifikation in Allergologie hat.
Um festzustellen, ob es sich um eine Nickelallergie handelt, wird der Arzt Sie zunächst befragen, welche Symptome Sie haben, wann und wie oft sie aufgetreten sind, was Ihre Gewohnheiten sind und ob es in Ihrer Familie bereits Allergien gibt.
Danach macht er oft noch einen Hauttest, um sicherzugehen, dass es sich um eine Kontaktallergie und nicht etwa um eine Erkrankung mit Ekzembildung wie etwa Neurodermitis handelt. Beim typischerweise eingesetzten Epikutantest klebt der Arzt ein Pflaster mit Testklammern auf die Haut. In den Klammern stecken Allergenpräparate, die der Arzt als Allergieauslöser in Verdacht hat. Nach 48 und nach 72 Stunden schaut der Arzt jeweils nach, ob die Haut auf eines der Präparate reagiert hat. Da neben Nickel auch Farb- und Konservierungsstoffe, Kobalt und andere Stoffe eine Kontaktallergie verursachen können, ist es wichtig, dass der Arzt das Allergen genau bestimmt, damit der Betroffene es entsprechend (möglichst) meiden kann.
Nickelallergie: Behandlung
Meidet der Betroffene den Kontakt zu Nickel, verschwindet der Ausschlag meist innerhalb einer Woche. Doch, zugegeben, selbst in leichter Ausprägung gibt es Angenehmeres als die Symptome einer Nickelallergie. Was hilft und den Heilungsprozess bei heftigen Reaktionen unterstützen kann, ist eine Behandlung mit Kortison. Meist erfolgt diese bei Nickelallergie in Form von Salbe. Sie soll die Entzündungsreaktion mindern.
Bei leichteren Ausprägungen der Nickelallergie können Hausmittel wie rückfettende Cremes oder Bäder wohltuend wirken und der Haut helfen, sich wiederaufzubauen. Am effektivsten ist es jedoch, Nickel gar nicht erst an oder in den Körper zu lassen.
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Nickelallergie: Lebensmittel, die Nickel enthalten
In den meisten Fällen entsteht eine Nickelallergie durch äußerlichen Kontakt mit dem Metall, das heißt, es handelt sich größtenteils um eine reine Kontaktallergie. Manchmal, besonders, wenn jemand schon länger und/oder stark mit Nickel sensibilisiert ist, reagiert er auch auf Nickel in Lebensmitteln. Dann kann es auch zu Entzündungen im Darm kommen.
In die Lebensmittel gelangt Nickel über den Boden. Je nach Region finden sich verschiedene Schwermetalle, darunter auch Nickel, im Gestein. Dort reichern sie sich an und gelangen über die Wurzeln in die Pflanzen. Oder über Futtermittel ins Tier. Darüber hinaus hängt der Nickelgehalt auch von der Pflanzenart ab.
In solchen Fällen hilft nur eine nickelarme Ernährung, denn ganz vermeiden lässt sich das Metall im Essen nicht. „Nickelarm“ heißt, dass Allergiker von Lebensmitteln, die mehr als 100 Mikrogramm Nickel pro 100 Gramm enthalten, nur kleine Mengen essen sollten. Besprechen Sie eine solche Diät aber immer zuvor mit dem Arzt und führen Sie sie nicht in Eigenregie durch.
Zu den nickelhaltigen Lebensmitteln gehören unter anderem:
- Getreide
- Vollkornprodukte
- Hülsenfrüchte
- Fisch (zum Beispiel Hering, Hecht, Jakobsmuscheln)
- Innereien
- Nüsse und Samen
- Käse wie Edamer oder Gouda
- einige Gemüsesorten (etwa weiße Bohnen oder Wirsing)
- Schokolade
- Getränke wie Kaffee, Bier und Wein
Hinweis: Grundsätzlich steckt mehr Nickel in pflanzlichen als in tierischen Produkten.
Auch durch die Zubereitung lässt sich beeinflussen, wie viel Nickel Sie aufnehmen. So hilft es zum Beispiel, Obst und Gemüse zu schälen, da sie den Nickel meist in der Schale speichern bzw. er sich dort anreichert. Auch auf nickelfreie Töpfe sollten Sie achten. Denn besonders säurehaltige Lebensmittel wie Rhabarber oder Spinat setzen das Metall bei der Zubereitung frei. Besorgen Sie sich einen Wasserkocher mit verdeckter Heizspirale, eine freiliegende könnte Nickel an das Wasser abgeben. Das kann auch auf die Heizspirale der Kaffeemaschine zutreffen, deshalb ist es bei einer Nickelallergie ratsam, den Kaffee per Hand aufzubrühen. Und: Meiden Sie das Zigarettenrauchen, aktiv und passiv. Denn nicht nur Tabak enthält Nickel, Letzterer geht auch in den Rauch über.
Laut Allergieinformationsdienst reagieren zwei von zehn Menschen allergisch auf Nickel. Frauen sind im Schnitt öfter betroffen als Männer, was vermutlich daran liegt, dass sie häufiger nickelhaltigen Schmuck tragen. Dabei ist es nicht nur billiger Modeschmuck, der Nickel enthält, selbst in Silber und Weißgold steckt oft ein Nickelanteil. Der Deutschen Haut- und Allergiehilfe e. V. zufolge können sich zum Beispiel in 18-karätigem Weißgold bis zu 20 Prozent Nickel in der Legierung finden.
Im Gegensatz zu Soforttyp-Allergien wie der Pollen- oder Insektengiftallergie, bei denen sich die Symptome mehr oder weniger unmittelbar nach Kontakt mit dem Allergieauslöser zeigen, gehört die Nickelallergie, ebenfalls eine Kontaktallergie, zu den Spättyp-Allergien. Das heißt, die Reaktion auf das Nickel zeigt sich für gewöhnlich erst mit einer Verzögerung von 24 bis 72 Stunden.
Grund für diese verspätete Reaktion sind die sogenannten T-Lymphozyten. Das sind Helferzellen, die sich in den unteren Hautschichten und den Lymphknoten befinden. Bei der Kontaktallergie „merkt“ sich die T-Zelle den Eindringling. Das ist grundsätzlich ein sinnvoller Mechanismus, da die T-Zellen beim nächsten Kontakt mit selbigem schneller aktiv werden können. Bei einer Allergie gegen Nickel reagieren die Zellen, indem sie in die oberen Hautschichten wandern und dort eine Entzündungsreaktion verursachen. Da sie dort erst hingelangen müssen, entsteht eine Zeitverzögerung. Ganz abgesehen davon, dass die fleißigen Abwehrhelfer die Gefahr in diesem Fall maßlos überschätzen.
Quellen
- Da Mata Perez, L et al: Systemic nickel allergy syndrome; World Allergy Organization Journal; 2015; DOI: 10.1186/1939-4551-8-S1-A89
- Online-Informationen European Centre for Allergie Research Foundation (Stiftung ECARF): www.ecarf.org; Abruf: 16.11.2020
- Online-Informationen Deutsche Haut- und Allergiehilfe e.V.: www.dha-allergien.de; Abruf: 16.11.2020
- Online-Informationen Deutsches Ernährungsberatungs- & -informationsnetz (DEBInet): www.ernaehrung.de; Abruf: 16.11.2020
- Online-Informationen DAN – Netzwerk Deutscher Apotheker GmbH: www.apotheken.de; Abruf: 16.11.2020
- Online-Informationen Allergieinformationsdienst: www.allergieinformationsdienst.de; Abruf: 16.11.2020
- Online-Informationen Verband für Unabhängige Gesundheitsberatung (UGB): www.ugb.de; Abruf: 17.11.2020
- Online-Informationen Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: www.bmel.de; Abruf: 19.01.2021