Schlafreport Deutschland:
Nicht einmal jeder Zweite gibt an, sich nachts gut zu erholen
- 6% der Deutschen leiden unter Insomnie. Sie finden dauerhaft zu wenig Schlaf, fühlen sich tagsüber erschöpft und tragen deshalb ein erhöhtes Risiko etwa für Herzerkrankungen
- 22% der Deutschen schlafen erschwert ein oder durch und berichten zudem, dass ihr Schlaf von schlechter Qualität ist
- 30% der Deutschen tun sich schwer mit dem Ein- oder Durchschlafen. Ihre Tagesform leidet aber zumeist nicht darunter
Quelle: „Gesundheitsberichterstattung des Bundes“, Robert Koch-Institut
Schlaftherapie mit Medikamenten
Selbst synthetische Schlafmittel, die, richtig angewendet, besser sind als ihr Ruf, kommen nicht bei den Insomnikern an. Wirkstoffe wie Zolpidem oder Zopiclon könnten vor allem dann helfen, wenn weder die gängigen Verhaltensregeln noch Pflanzenapotheke oder Schlaftraining Erfolg zeigen. Doch nur weniger als zehn Prozent der Betroffenen erhalten eine professionelle Therapie, schätzt Schlafforscher Ingo Fietze von der Berliner Charité. „Es fehlen Spezialisten, um das richtige Mittel auszuwählen und um zu klären, wie oft, wie lange, in welcher Dosierung und unter welchen Begleitumständen es zum Einsatz kommt“, so der Somnologe und Autor („Die übermüdete Gesellschaft“, Rowohlt Verlag). Gerade wenn das nächtliche Wachliegen die Schlaflosen derart zermürbe, dass sie tagsüber kaum mehr eine Excel-Tabelle richtig ausfüllen können und der Arbeitsplatz bedroht sei, brächten Hypnotika echte Erleichterung.
So lange schlafen die Deutschen im Schnitt
- 7% der Deutschen schlafen lediglich bis zu 4 Stunden pro Nacht
- 2% schlafen täglich 9 Stunden und mehr
- 14% schlummern im Schnitt 8 Stunden pro Nacht
- 17% schlafen pro Nacht im Durchschnitt 5 Stunden
- 28% erreichen nur 6 Stunden Schlaf pro Nacht
- 32% der Deutschen kommen pro Nacht auf 7 Stunden Schlaf
Quelle: TK-Schlafstudie 2017
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Neue Schlaftherapien
Daneben enthält das Programm Elemente aus der noch jungen Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT), die in den USA bereits erfolgreich bei Insomnie angewendet wird. Das Verfahren zielt darauf ab, die Schlaflosigkeit entspannt anzunehmen, statt weiter gegen das Problem anzukämpfen. Clemens Speth: „Das setzt Kräfte frei, um Dinge anzupacken, die sich ändern lassen und die das Leben lebenswerter machen.“ Noch bis Mitte 2021 läuft seine Studie. Bei Erfolg könnte das Therapieprogramm deutschlandweit von psychosomatischen Kliniken übernommen werden. An mangelnder Nachfrage dürfte es jedenfalls nicht scheitern: „Das Interesse der Patienten ist riesig“, so Speth.
Der Würzburger Psychologe ist nicht der Einzige, der neue Wege im Kampf gegen die nächtliche Ruhestörung beschreitet. Im oberbayerischen Voralpenland plant die Medical-Park-Klinik Bad Feilnbach eine stationäre 21-tägige Reha für Menschen mit chronischen Ein- und Durchschlafstörungen. Die Therapie soll bereits ab Januar 2021 in den Leistungskatalog der Rentenversicherung aufgenommen werden. Unter dieser Voraussetzung kann der Hausarzt Berufstätigen, die reif für die Schlaf-Reha sind, eine medizinische Rehabilitation verordnen.
FOCUS-GESUNDHEIT 09/20
Dieser Artikel ist eine gekürzte Fassung. Den vollständigen Text finden Sie in der Ausgabe Psyche & Job von FOCUS-GESUNDHEIT. Weitere Themen: Neue Strategien gegen Schnarchen, Wiedereinstieg in den Job nach dem Burnout u.v.m.Zum E-Paper Shop
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Altbewährte Schlaftherapie
Ein Dutzend Hotels am Ort haben sich als zertifizierte „Schlafgastgeber“ besonders schlummerfreundlich möbliert. „Viele Zimmer bieten ein elektrosmogarmes Umfeld, hochwertige Matratzen, eine Auswahl an Kissen und weitere Annehmlichkeiten für eine gute Nachtruhe“, sagt Andreas Eggensberger vom „Bio- und Kurhotel Eggensberger“ in Hopfen am See.
Als natürliche Schlafpille verordnet der Hotelier, der in seinem Gesundheitszentrum auch als Physiotherapeut und Kneipp-Bademeister wirkt, den Gästen abendliche Anwendungen mit kühlem Wasser. „Um gut einschlafen zu können, muss zuvor die Körperkerntemperatur absinken. Deshalb ist es sinnvoll, dem Organismus vorm Zubettgehen Wärme zu entziehen.“
Tipps für besseres Einschlafen
Der Cool-down à la Kneipp ist so simpel wie effektiv und funktioniert auch zu Hause. Für eine milde Kaltanwendung taucht man ein kleines Leinenhandtuch in kühles Nass und trägt einen dünnen Wasserfilm zügig auf Oberkörper oder Unterkörper auf. Die Haut darf zuvor nicht kalt sein, jede Stelle wird drei- oder viermal überstrichen. Gleich danach hüpft der Kneippianer unter die Bettdecke und spürt, wie der Organismus als Reaktion auf den Kältereiz angenehme Wärme in die Körperperipherie schickt – was zugleich die Kerntemperatur reduziert.
Die Stressreaktion, die derlei Praktiken aus der Hydrotherapie im Körper auslösen, ist durchaus erwünscht. Nach wiederholten Kaltwasseranwendungen tritt nämlich ein Gewöhnungseffekt ein. Diese Abhärtung schwächt letztlich sogar die Reaktion des Hormonsystems auf psychische Stressreize ab. Damit bilden regelmäßige Frischekicks, auch in Form von Wechselduschen oder Saunagängen, einen Puffer gegen Jobstress – bekanntlich der Schlafräuber Nummer eins.
Tipps für einen gesunden Schlaf (Unser Podcast für ein gutes Körpergefühl – Folge #1)
Zu Gast im Podcast:
Ingo Fietze, Schlafmediziner, Charité BerlinIn unserer ersten Folge dreht sich alles um den gesunden Schlaf.
Wir sprechen mit Ingo Fietze darüber, was man tun kann, wenn man abends schlecht in den Schlaf findet oder mitten in der Nacht aufwacht und nicht mehr richtig einschlummern kann. Er erklärt uns, warum ausreichend Schlaf so wichtig ist und welche keinen Helferlein (Apps, Kopfkissensprays, Tracker und Co.) wirklich nützlich sind. Außerdem verrät er, wie ein Tag richtig gestaltet sein sollte, damit sich Körper und Gehirn nachts optimal erholen.