Zusammenfassung:
- Aufbau und Funktion: Das menschliche Auge ist eines der fünf Sinnesorgane (neben Ohr, Nase, Mund und Haut), ermöglicht die visuelle Wahrnehmung und wandelt Lichtreize in Nervenimpulse um, wichtige Bestandteile sind u.a. Horn- und Netzhaut, Iris, Linse, der Glaskörper und Sehnerv
- Wie sehen wir? Sehen ist ein komplexer Prozess, bei dem vor allem das Gehirn eine wichtige Rolle spielt
- Arzt in der Nähe finden: Ein Augenarzt (Ophthalmologe) kann das Organ behandeln – eine Suche bietet Infos über Augenärzte in Ihrer Nähe
- Augenkrankheiten: z.B. Fehlsichtigkeit, Entzündungen, Grauer und Grüner Star, typische Verletzungen sind Verätzungen und ein Fremdkörper im Auge
Sie sind Ihr Fenster zur Welt: Ihre Augen. Mit ihnen sehen Sie Formen und Farben, Hell und Dunkel, erkennen Distanzen, Bewegungen und Geschwindigkeiten. Doch wie funktionieren das menschliche Auge und das Sehen eigentlich? Das erfahren Sie in diesem Artikel: Lesen Sie, wie Ihnen ein kleines Organ die weite Welt eröffnet.
Das Auge: Aufbau und Funktion
Das menschliche Auge ist fast kugelförmig. Von seiner Form leitet sich auch der Begriff Augapfel (Bulbus oculi) ab. Der Durchmesser eines Auges beträgt bei Erwachsenen circa 24 Millimeter, was ungefähr der Größe einer Ein-Euro-Münze entspricht. Das rundliche Organ ist ziemlich komplex aufgebaut. Um die Funktionen der verschiedenen Bestandteile zu verstehen, ist es sinnvoll, die Anatomie des Auges abschnittsweise zu betrachten. Eine kurze Beschreibung der Strukturen im Auge:
Augenhöhle und Lider
Wichtige Funktionen: Schutz des Auges, Nährstoffversorgung
Gut abgeschirmt liegen die beiden Augäpfel in den knöchernen Augenhöhlen (Orbita). Um die Augen noch besser vor Schlägen, Stößen und Erschütterung zu schützen, sind die Höhlen im Schädelknochen mit Fett- und Bindegewebe ausgepolstert.
Weiteren Schutz bieten die Augenlider (Palpebra), denn die Hautfalten schließen sich bei Gefahr reflexhaft. Gefährlich sind für das Auge beispielsweise plötzliche Lichteinstrahlung oder Fremdkörper. Die Lider haben noch eine weitere Funktion: Sie verteilen beim Blinzeln die Tränenflüssigkeit. Diese hält das Auge feucht und sauber und hilft beim Abtransport von Schmutz, Keimen oder Fremdkörpern. Außerdem versorgt der Tränenfilm die Hornhaut mit Nährstoffen.Leder-, Ader- und Hornhaut
Wichtige Funktionen: Bewegung und Schutz des Auges, Nährstoffversorgung, Lichtbrechung
Das Auge ist von außen mit der Leder- und Hornhaut umhüllt.
- Die Lederhaut (Sklera) ist das sichtbare Weiße des Auges. Sie ist recht fest und erfüllt daher die Funktion eines äußeren Augengerüsts. Die Lederhaut verleiht dem Auge Stabilität und schützt es, zum Beispiel vor physischen Einflüssen wie Schlägen. Außerdem setzen an ihr die äußeren Augenmuskeln an, die das Auge in die verschiedenen Richtungen bewegen können.
- Direkt unter der Lederhaut liegt die Aderhaut (Chorioidea). Diese Schicht enthält besonders viele Gefäße, sodass das Auge gut durchblutet und mit Nährstoffen versorgt wird. Mit Hilfe der Aderhaut bleibt außerdem die Augentemperatur konstant.
- Im vorderen Bereich des Auges geht die weiße Lederhaut in die Hornhaut (Cornea) über. Dies ist eine durchsichtige Schicht, die nur wenige bis gar keine Gefäße enthält. Die Hornhaut ist leicht gekrümmt und ragt etwas am rundlichen Augapfel hervor. Diese Form hat eine Funktion: Lichtbrechung. Gemeinsam mit der Linse ermöglicht die Hornhaut, dass Bilder verkleinert auf der Netzhaut dargestellt werden können.
Iris, Pupille und Linse
Wichtige Funktionen: Hell- und Dunkeladaptation, Akkommodation
Die transparente Hornhaut gibt den Blick frei auf die darunterliegende Regenbogenhaut (Iris). Sie bestimmt Ihre Augenfarbe. In der Mitte der Iris befindet sich eine kleine Öffnung: die Pupille, durch die Licht ins Augeninnere gelangt. Die Hauptaufgabe der Regenbogenhaut ist, sich rund um die Pupille zusammenzuziehen und wieder zu öffnen. Diese ringförmige Muskulatur der Iris steuert also, wie viel Licht ins Auge fällt. Das Ergebnis ist, dass Sie stets hell genug sehen – ob am strahlenden Sonnentag oder bei diesigem Schummerlicht.
Hinter der Pupille liegt die Linse (Lens oculi). Auch sie kann ihre Form – genauer: ihre Krümmung – verändern. Dieser Vorgang wird Akkommodation genannt. Möglich macht ihn der Ziliarkörper, der als Aufhängung der Linse dient und sie ringförmig umgibt. Der Ziliarkörper enthält den Ziliarmuskel, der durch An- und Entspannung die Form der flexiblen Linse ändert: Bei Anspannung rundet sie sich, lockern sich die Muskelfasern, flacht sie ab. Dabei ändert sich die Linsenform, aber auch ihre Brechkraft. Die Hauptaufgabe der Linse ist, das ins Auge fallende Licht so zu brechen, dass es genau auf die Netzhaut trifft. Denn dann sehen Sie scharf. Mittels Akkommodation gelingt das – unabhängig davon, ob Sie in die Ferne blicken oder Nahes fokussieren.
Augenkammern und Glaskörper
Wichtige Funktionen: Formerhalt, Nährstoffversorgung
Die vorderen Bestandteile des Auges sind von den zwei Augenkammern (Camerae bulbi) umgeben. Dies sind Hohlräume, die mit dem sogenannten Kammerwasser (Humor aquosus) gefüllt sind. Die vordere Augenkammer reicht von der Hornhaut bis zur Iris, die hintere Augenkammer von der Iris bis zum Glaskörper. Durch die Pupille sind die beiden Kammern miteinander verbunden. Das Kammerwasser versorgt die Linseund Hornhaut mit Nährstoffen. Außerdem halten die gut gefüllten Kammern den Augeninnendruck aufrecht: Sie drücken von innen aufs Auge, sodass es nicht in sich zusammenfällt, sondern stets seine rundliche Form beibehält.
In Form bleibt der Augapfel auch dank des Glaskörpers (Corpus vitreum). Dies ist eine gelartige Substanz, die das Innere des Auges ausfüllt. Der Glaskörper liegt im zwischen Linse und Netzhaut und macht einen Großteil des Auges aus.
Netzhaut und Sehnerv
Wichtige Funktionen: Lichtreize in Nervenimpulse wandeln, Weiterleitung ans Gehirn
An der Rückwand des Auges befindet sich die Netzhaut (Retina). Sie enthält die sogenannten Photorezeptoren, die Zapfen- und Stäbchenzellen. Dies sind Zellen, die Lichtreize aufnehmen und in neuronale Aktivität umwandeln können – die Sprache der Nerven. Die Zapfen nehmen Farben wahr, während die Stäbchen Schwarz-Weiß-Bilder liefern, also Information zu Kontrasten bereitstellen.
Auf der Netzhaut befindet sich der sogenannte Gelben Fleck. Das ist eine Region, auf der die Sehzellen besonders dicht liegen. Dort sehen Sie am schärfsten. Es gibt aber auch eine Stelle, auf der keine Rezeptoren sitzen: der Blinde Fleck. Dort tritt der Sehnerv (Nervus opticus) aus dem Auge aus. Bemerken werden Sie den Blinden Fleck jedoch nicht, denn Ihr Hirn kann die fehlenden Informationen ausgleichen.
Der Sehnerv besteht aus Millionen von Nervenfasern und verläuft im Inneren des Schädels zum Gehirn. Seine Funktion: Übermittlung der Information, die die Sinneszellen zuvor in Nervenimpulse übersetzt haben. Da im Gehirn die Informationen von zwei Nerven – je einer pro Auge – ankommen, entsteht dort ein räumliches Bild Ihrer Umgebung.
Fakten zum Auge: Anatomie und Funktion
Wie funktioniert das Auge?
Um die bunte Welt um Sie herum abzubilden, müssen verschiedene Abläufe im Auge ineinandergreifen. Sie alle beginnen mit Licht: Das menschliche Auge kann Licht mit einer Wellenlänge von circa 380 bis 780 Nanometer (nm) wahrnehmen. Lichtwellen mit kürzeren oder längeren Längen, wie Ultraviolett- und Infrarotstrahlung, können Sie nicht sehen. Auch in kompletter Dunkelheit können Sie nichts erkennen.
Wie sieht man überhaupt? Vereinfacht gesagt läuft der Sehvorgang so ab:
- Fällt Licht auf einen Gegenstand, wird es von ihm zurückgeworfen und die Augen nehmen das reflektierte Licht auf.
- Es fällt durch den vorderen Teil des Auges und wird dabei gebündelt, vor allem von der Hornhaut und Linse. So kann ein verkleinertes Abbild des Gegenstandes auf der Netzhaut dargestellt werden.
- Die lichtempfindlichen Sinneszellen, die auf der Netzhaut sitzen, wandeln die Lichtreflexion anschließend in Nervensignale um. Demnach erfüllen die Augen die Funktion eines „Codewandlers“ fürs Gehirn.
- Der Sehnerv leitet die Informationen dann zum Gehirn weiter. Dort laufen die Signale beider Augen zusammen und es entsteht ein dreidimensionales Bild der Welt.
Damit beim Sehen stets ein scharfes Bild übermittelt wird, sind Adaption und Akkommodation wichtig. Mit diesen beiden Prozessen passen sich die Augen ständig an die aktuellen Umstände an:
- Adaption beschreibt den Vorgang, dass beim Sehen die Pupille geweitet oder verengt wird. Das sorgt für eine gute Sicht bei verschiedenen Lichtverhältnissen.
- Akkommodation nennt sich der Vorgang, bei dem die flexible Linse verformt und dabei ihre Brechkraft verändert wird. So sehen Sie immer scharf – egal, ob Sie nahe oder weit entfernte Objekte fixieren.
Falls Sie den Eindruck haben, dass Ihre Sicht eingeschränkt ist, können Sie den Augenarzt oder Optiker aufsuchen. Dieser kann mit Sehtests Ihre Sehschärfe (Visus) überprüfen.
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Augenärzte in der Nähe
Die anschließende Behandlung richtet sich nach der Ursache der Beschwerden. Mal empfiehlt der Arzt eine Brille, mal Medikamente wie Augentropfen, mal ist eine Operation nötig – je nachdem, welches Augenleiden zugrunde liegt.
Um schnell und einfach einen Augenarzt in Ihrer Nähe zu finden, können Sie die FOCUS-Gesundheit Arztsuche nutzen: Suchen Sie nach dem Stichwort „Augenarzt“ und lassen Sie die besten Mediziner in Ihrer Umgebung anzeigen.
Auch wenn Sie akute Hilfe brauchen, hilft der Augenarzt. Ein Notfall liegt vor, wenn Sie eines der folgenden Symptome bemerken.
- plötzliche Sehverschlechterung, Verlust des Sehvermögens, Doppeltsehen
- starke Augenschmerzen
- Wahrnehmung von Lichtblitzen, farbigen Ringen oder schwarzen Flocken, die wie Ruß herabregnen
- Fremdkörper im Auge
- Verätzung oder Verbrennung der Augen
- Augenverletzung durch einen Schlag, Stoß oder Schnitt
Beachten Sie auch wichtige Erste-Hilfe-Tipps für typische Augenverletzungen:
- Verätzung: Spülen Sie das Auge des Betroffenen sofort mit klarem Wasser aus, wenn ein ätzender Stoff hineingelangt ist. Das gelingt am besten im Liegen. Anschließend sollten Sie schnellstmöglich einen Augenarzt oder eine Klinik aufsuchen. Ätzende Stoffe können zum Beispiel Klebstoff, Lauge oder Säure sein.
- Fremdkörper im Auge: Steckt ein Fremdkörper im Auge, sollten Laien diesen nicht entfernen. Besser: Das Auge des Betroffenen mit einer keimfreien Auflage abdecken und auf direktem Weg zum Augenarzt oder zum Notdienst. Typische Fremdkörper im Auge sind Insekten, Glas- oder Metallsplitter.
Auge: Krankheiten im Überblick
Es gibt zahlreiche Krankheiten und Verletzungen der Augen – von harmlos bis ernsthaft. Eine ausführliche Liste mit Beispielen von Augenerkrankungen lesen Sie hier. Indem Sie auf eine Krankheit klicken, erfahren Sie mehr über das jeweilige Augenleiden, seine Ursachen und Behandlung.
- Aderhautmelanom
- Altersweitsichtigkeit
- Augenentzündungen
- Augenflimmern
- Augengrippe
- Augeninfarkt
- Augenkrebs
- Augenmigräne
- Bindehautentzündung
- Blindheit
- Gerstenkorn
- Glaskörpertrübung
- Grauer Star
- Grüner Star (Glaukom)
- Hornhautentzündung
- Kurzsichtigkeit
- Lederhautentzündung: Episkleritis und Skleritis
- Lidrandentzündung (Blepharitis)
- Makuladegeneration
- Nachtblindheit
- Retinitis pigmentosa
- Sjögren-Syndrom
- Stauungspapille
- Trockene Augen: Sicca-Syndrom
- Weitsichtigkeit
Quellen
- Bear, M et al.: Neurowissenschaften – ein grundlegendes Lehrbuch für Biologie, Medizin und Psychologie; Springer Spektrum; 2018; DOI: doi.org/10.1007/978-3-662-57263-4_9
- Online-Informationen Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V.: www.augeninfo.de; Abruf: 07.07.2022
- Online-Informationen Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: www.gesundheit.gv.at; Abruf: 07.07.2022
- Online-Informationen Universitätsklinikum Münster: web.ukm.de; Abruf: 08.07.2022